Beilngries
Einmal Ja, einmal Nein

Altbekanntes Thema: Die Beilngrieser Stadträte diskutieren leidenschaftlich über große Wohnkomplexe

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Eine neue Wohnanlage wird die ehemalige "Pension Hanemann" (links) ersetzen. Ein Vorhaben auf dem sogenannten Haselbauer-Gelände (rechts) wurde derweil abgeschmettert. - Fotos: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Schon die Tagesordnung hat bei der Stadtratssitzung am Donnerstagabend vermuten lassen, dass es wieder Diskussionen zum Thema Nachverdichtung geben dürfte. Und die rund 25 Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Zwei große Wohnbauvorhaben stießen auf geteiltes Echo.

Jede Menge Übung haben die Beilngrieser Stadträte inzwischen schon bei der Beratung über große Wohnbauvorhaben im Stadtgebiet. Seit Jahren wird dieses Thema diskutiert, meist recht leidenschaftlich, manchmal auch hitzig. Diesmal musste sich das Gremium mit zwei Vorhaben auseinandersetzen, die beinahe in Nachbarschaft zueinander liegen würden, wenn sie denn beide gebaut werden dürften. Das Gremium konnte sich aber nur mit einem Projekt anfreunden.

Zunächst ging es um einen Antrag der Beilngries Projektbau GmbH, die auf dem Gelände der früheren Pension Hanemann - gegenüber liegt der Edeka-Markt - ein Gebäude mit 14 senioren- und behindertengerechten Wohnungen errichten möchte. Die Maße sind in den Plänen folgendermaßen angegeben: Länge 30,44 Meter, Breite 27,75 Meter, Grundflächenzahl 0,58, Geschossflächenzahl 0,8. In einer Tiefgarage sollen 24 Stellplätze nachgewiesen werden. Zwei Besucher- und ein Behindertenparkplatz sind oberirdisch vorgesehen.

Manfred Thoma (BL/FW), ausgewiesener Kritiker der verdichteten Bauweise im Stadtgebiet, war auch diesmal dagegen. Das Vorhaben füge sich ein in die Reihe vieler bereits erfolgter Bauten, denen er allesamt das Prädikat "absolut hässlicher Baustil" verlieh. CSU-Fraktionssprecher Johannes Regnath entgegnete: "Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten." Bürgermeister Alexander Anetsberger warf ein: "In jeder Sitzung." Und wieder Regnath: Das Vorhaben, kleinere Wohnungen für Senioren und Singles in Stadtnähe zu schaffen, sei löblich. Die Neumarkter Straße liege deutlich höher als das Grundstück, dadurch werde der Bau von dieser Seite aus betrachtet nicht zu wuchtig wirken. Und an der Seite, die der Sulz zugewandt ist, hoffe er darauf, dass der Investor selbst ein Interesse daran habe, den Wohnungen einen optisch ansprechenden Sichtschutz zu verpassen. Darum bat auch Helmut Schloderer (BL/FW). Er wünschte sich, dass auf dieser Seite des Grundstücks "Grün entsteht". Letztlich wurde das Vorhaben bei einer Gegenstimme (Thoma) abgesegnet.

Ganz anders war das bei einem Antrag des Ehepaars Gallus. Auf dem sogenannten Haselbauer-Gelände - zuletzt hatte dort die türkische Gemeinde ihr Vereinsheim, davor war dort eine Videothek untergebracht - möchten die Antragsteller zwei miteinander verbundene Gebäude errichten. Das näher zur Straße liegende Haus ist mit einer Länge von 27 Metern und einer Breite von 10,50 Metern beschrieben, das andere Gebäude mit einer Länge von 29,50 Metern und einer Breite von zwölf Metern. Gemeinsam sollten sie in etwa eine T-Form ergeben, die Länge des Verbindungsstückes ist mit 5,97 bis 8,60 Metern angegeben. Die weiteren Maße und Daten: Wandhöhe/Traufhöhe 8,94 bis 9,94 Meter, Gebäudehöhe 11,95 bis 12,57 Meter, Grundflächenzahl 0,6, Geschossflächenzahl 0,98, 37 Stellplätze in einer Tiefgarage, 26 oberirdische Parkplätze. Vorgesehen sind 18 Wohnungen, sechs Pensionswohnungen sowie Geschäftsräume, Praxen und/oder Büros.

Im Gremium war man sich einig: Diesem Vorhaben will man nicht zustimmen. Anetsberger verwies darauf, dass hier mit vier Geschossen gebaut werden soll. Damit würde man - mit Ausnahme des Ärztehauses - in eine neue Dimension vordringen. Schloderer merkte an, dass man mit der Aufstellung eines einfachen Bebauungsplans für das Stadtgebiet zügig vorankommen solle. "Man hat den Eindruck, dass hier vorher nochmal Duftmarken gesetzt werden sollen." Das sah auch Regnath so. Er sprach von einer "Katastrophe", sollte die Stadt hier für die weiteren Planungen einen solchen Bezugspunkt schaffen. Anton Bauer (BL/FW) meinte: "So kann die Zukunft von Beilngries nicht aussehen." Und Thoma merkte an, dass nicht nur die Höhe problematisch sei. Auch der Umstand, dass von einer Seite her dann ein gut 40 Meter langes Gebäudekonstrukt zu sehen sein würde, sei nicht tragbar. Das rief CSU-Mann Jochen Maurer auf den Plan. Er wundere sich nun schon, schließlich habe die Fraktion der Bürgerliste "An der Leitn" jüngst einem Gebäude mit 44 Meter langer Front zugestimmt. "Da sollte man schon mal eine gewisse Linie reinbekommen", empfahl er dem politischen Kontrahenten. Das wiederum konterte Bauer. Er sprach von einem "Kasperltheater", dass Maurer jetzt angefangen habe. Er habe damals dagegen gestimmt, also dürfe der CSU-Politiker nicht von der ganzen BL/FW-Fraktion sprechen. Thoma meinte dann noch, dass jemand, der diese beiden Gebäude miteinander vergleiche, wohl "keine Ahnung" habe. Anetsberger ermahnte zu mehr Sachlichkeit. Bei der Abstimmung waren sich dann wieder alle einig. Das Vorhaben wurde abgelehnt.

Zum einfachen Bebauungsplan teilte der Bürgermeister mit, dass wohl am 1. Februar der Aufstellungsbeschluss gefällt wird. Ab dann würde eine Veränderungssperre greifen.