Beilngries
Die "letzte große Aufgabe" in seinem Leben

Auf Initiative von Ernst Hackl ist das Ehrenmal der Vertriebenen auf dem Beilngrieser Friedhof saniert worden

11.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:58 Uhr

Mahnmal für künftige Generationen: Das Ehrenmal der Vertriebenen am Beilngrieser Friedhof wurde auf Initiative von Ernst Hackl, Erhard Tomenendal und Fritz Breitschopf umfassend saniert. Rund 9000 Euro haben die Arbeiten gekostet, finanziert wurde das Projekt durch Spenden und die Stadt Beilngries. - Fotos: Adam

Beilngries (arg) Das Ehrenmal der Vertriebenen auf dem Beilngrieser Friedhof ist in den vergangenen Monaten wieder hergestellt worden. Initiator für die umfassende Renovierung, die dank großzügiger Spenden und mit Unterstützung der Stadt verwirklicht werden konnte, war der Beilngrieser Ernst Hackl.

Es ist – zum Glück – für die meisten von uns heute kaum mehr vorstellbar: Von heute auf morgen, fast von einer Stunde zur anderen, das eigene Haus, die Heimat, Nachbarn, Freunde, Verwandte, verlassen müssen. Gewaltsam vertrieben werden von Zuhause, ohne Ziel, in eine ungewisse Zukunft, mit nur dem, was man selbst tragen kann. Ernst Hackl, im Egerland geboren, erinnert sich noch an genau daran, denn er hat es am eigenen Leib erfahren. Der heute 89-jährige kam 1946 mit vielen weiteren Heimatlosen nach Beilngries und fand hier ein neues Zuhause.

Am Beilngrieser Friedhof wurde damals von der Sudetendeutschen Landsmannschaft, ein von Vertriebenen gegründeter Verein, zusammen mit dem Bund der Schlesier ein Denkmal erbaut. „Als Erinnerung an das Kriegsende 1945, an die Toten und Überlebenden, an die Zeit, als die Vertriebenen mit Eisenbahnen, Pferden und Fuhrwerken oder zu Fuß aus dem Sudetenland, Schlesien, Ostpreußen und Pommern hier ankamen. Auch zum Gedenken an die Frauen, die sich mit ihren Kindern ohne Hilfe ihrer Männer durchschlagen mussten. Und nicht zuletzt als Dank für die hiesigen Menschen, die halfen“, erklärt Ernst Hackl. Dem ehemaligen Schulrektor ist es ein großes Anliegen, sagt er, dass dieses geschichtlich wertvolle, einzig sichtbare Erinnerungszeichen an ein Stück düstere Geschichte erhalten bleibt.

Bis zur Auflösung der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Jahr 1998 kümmerten sich Vereinsmitglieder um das Denkmal, dann beschloss der Stadtrat damals einstimmig, die Pflege zu übernehmen. Als Hackl vor gut einem Jahr feststellen musste, dass das Ehrenmal am Beilngrieser Friedhof zu verfallen drohte, beschloss er, selbst aktiv zu werden. Unterstützung fand er bei Fritz Breitschopf und Erhard Tomenendal, Nachfahren weiterer Heimatvertriebener. „Fritz Breitschopf kümmerte sich um die Gestaltung der Erinnerungstafeln und der Aufschriften, dank seiner künstlerischen Talente war er dafür genau der richtige Mann“, lobt Hackl. Der ehemalige Kämmerer von Beilngries, Erhard Tomenendal, war für Abrechnungen und Finanzielles mit zuständig. Eine wichtige Hilfe für Hackl, denn einfach gestaltete sich die Finanzierung des Renovierungsprojektes nicht.

„Ursprünglich gingen wir von Kosten in Höhe von 6000 Euro aus, am Ende beliefen sich die Rechnungen auf rund 9000 Euro“, sagt Hackl. Das Fundament des Denkmals war brüchig, die rissigen Treppen ohne Gefahr nicht mehr begehbar. Eine umfangreiche Sanierung wurde nötig. Unterstützung durch die Willibald-Schmidt-Stiftung, die Böhmerwaldstiftung, Spenden von Institutionen und Privatleuten sowie durch einen großzügigen Zuschuss der Stadt Beilngries sicherten schließlich die Verwirklichung des Projektes.

„Solide Verarbeitung mit Granitplatten und Granitstufen sorgt dafür, dass in den kommenden Jahrzehnten das Mahnmal erhalten bleibt“, freut sich Hackl, der die Sanierung als „letzte, aber wichtige, große Aufgabe“ in seinem Leben sieht. „Es soll ein Warnsignal an alle folgenden Generationen sein, damit Kriegselend und Flüchtlingsnot nie mehr über unser Land kommen!“