Beilngries
Der Wespenbussard bringt die Wende

Stadträte streichen Fläche bei Grampersdorf aus den Windkraftplänen – Diskussion um Areal bei Wolfsbuch

11.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr

Beilngries (DK) Tiefgreifende Veränderungen haben am Donnerstagabend die Windkraftpläne der Stadt Beilngries erfahren. Die Stadträte einigten sich darauf, die geplante Fläche bei Grampersdorf komplett zu streichen. Der Grund: In der Nähe wurde der Horst eines Wespenbussards gefunden.

„Gravierende Änderungen“ kündigte Bürgermeister Alexander Anetsberger zu Beginn der Sitzung an, Planer Peter Markert sprach von einer „großen Überraschung“. Elf Wochen waren vergangen, seit sich die Stadträte zuletzt mit dem Thema befasst hatten. In dieser Zeit waren einige weitreichende Entwicklungen eingetreten.

So hatte die Bürgerinitiative Gegenwind Altmühlberg während der Auslegungsphase gemeinsam mit einem Experten einen Wespenbussard-Bruthorst bei Grampersdorf gemeldet (wir berichteten). Dies wurde eingehend geprüft. Die Untere Naturschutzbehörde bestätigte die Existenz des Horstes.

Anetsberger und das Planungsbüro Markert erläuterten am Donnerstagabend die Folgen dieser Erkenntnis. Der Artenschutz sei ein hartes Ausschlusskriterium. Um einen Horst müsse ein Schutzradius von einem Kilometer gezogen werden. Tut man dies, bleibt von der geplanten Fläche bei Grampersdorf kaum noch etwas übrig. Da man für eine sinnvolle Konzentrationsfläche aber eine gewisse Grundfläche benötige, empfahl das Büro Markert, das in den vergangenen eineinhalb Jahren heftig umstrittene Areal komplett zu streichen. Anetsberger sagte dem Gremium, dass er stets davon überzeugt gewesen sei, diese Fläche in den Planungen zu halten. Aber: „Wenn es ein hartes Ausschlusskriterium gibt, dann ist es eben so, dass man auf diese Fläche verzichten muss.“

CSU-Fraktionssprecher Johannes Regnath unterstützte den Vorschlag, die Fläche bei Grampersdorf zu streichen. Mit Blick auf das bisherige Vorgehen in Sachen Artenschutz sei dieser Schritt nur konsequent. Auch Anton Bauer (BL/FW) zeigte sich erfreut, dass auf dieses Areal nun verzichtet werden könne. Zu verdanken habe man dies der Bürgerinitiative. Deren Mitglieder hätten eine „engagierte, konzentrierte Arbeit geleistet“. Zufrieden sei er dennoch nicht, wie Bauer weiter erklärte. Die Entwicklungen beim Wolfsbucher Areal – die nunmehr einzige verbliebene Fläche – könne er nicht nachvollziehen.

Auch hier hat sich in den vergangenen Wochen einiges getan, wie der Bürgermeister und die Fachleute vom Planungsbüro erläuterten. Im Zuge der Entwicklungen bei Grampersdorf habe man die komplette Planung noch einmal genau unter die Lupe genommen, so Markert. Dabei sei man auf einen Fehler gestoßen, den sich letzten Endes das Planungsbüro ankreiden lassen müsse. Anetsberger sagte, dass aber auch die Stadt sowie die Bürger diesen Lapsus bislang übersehen hätten. In den Plänen waren nämlich zwei Gebäude südlich von Wolfsbuch als Wohnraum erfasst. Dementsprechend orientierte sich der Abstand der Konzentrationsfläche zur Wohnbebauung an diesen Häusern. Tatsächlich sind es aber keine Wohnhäuser, sondern Gebäude, die von einem Verein und einem Schäfer genutzt werden. Es sei ärgerlich, dass ein solcher Fehler passiert sei, räumte Markert ein. „Ich bin aber froh, dass er jetzt aufgetaucht ist.“ Wäre dies bei einer möglichen juristischen Anfechtung erst vor Gericht erkannt worden, wären die Auswirkungen vermutlich viel drastischer gewesen.

Auch jetzt ergibt sich durch diese Erkenntnis aber Handlungsbedarf. Die Konzentrationsfläche würde deutlich näher an den Ort Wolfsbuch rücken. Um dies etwas abzufedern, ist der Vorschlag der Planer und der Stadt, den generellen Schutzabstand zur Wohnbebauung auf 1400 Meter zu erhöhen. Somit könne man ausreichend Raum zwischen Wolfsbuch und der Konzentrationsfläche belassen. Letztere würde aber nichtsdestotrotz um zehn Hektar wachsen und näher ans Dorf rücken. Stadtrat Bauer bezeichnete die Erklärungen als „Augenwischerei“. Er schlug vor, den Abstand zum Wohnraum auf 1500 Meter zu erhöhen. Anetsberger hielt dagegen, dass man nicht willkürlich irgendwelche Abstände festlegen könne. Die Planung müsse stichhaltig sein und bei einer Anfechtung vor Gericht standhalten. Dies unterstrich auch Markert. Eine Gemeinde könne grundsätzlich alles machen – auch sehenden Auges in eine Fehlplanung laufen. Sein Büro sei aber davon überzeugt, dass die Stadt mit der vorliegenden Planung gut aufgestellt sei.

Letztlich stimmte die Mehrheit der Räte dafür, die Fläche bei Grampersdorf im Entwurf des Teilflächennutzungsplans komplett zu streichen und das Areal bei Wolfsbuch wie beschrieben zu vergrößern. Anton Bauer, Brigitte Frauenknecht, Helmut Schloderer und Manfred Gaag (alle BL/FW) votierten dagegen. Die Pläne werden nun erneut ausgelegt, Stellungnahmen werden eingeholt, ehe die Stadträte im Januar die Planung endgültig abschließen wollen. Davor werde es noch eine Bürgerversammlung in Wolfsbuch geben, kündigte Anetsberger an.