Beilngries
Feierlicher Spatenstich für die Beilngrieser Umgehungsstraße

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr
Zum Spaten gegriffen haben Bürgermeister Alexander Anetsberger (4. von rechts) und die Ehrengäste an der Umgehungsstraßen-Baustelle. −Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Den weißen Helm auf dem Kopf und den nagelneuen Spaten in der Hand, so schreiten Bürgermeister Alexander Anetsberger und eine ganze Schar von Ehrengästen zur Tat. Jeder vergräbt sein Arbeitsgerät tief in einem Haufen Sand und mit einem kräftigen Schwung wird der symbolische erste Spatenstich für die Beilngrieser Umgehungsstraße getätigt.

Auf diesen Moment haben die Altmühlstädter recht geduldig warten müssen. Jahrzehntelang, um genau zu sein. So lange ist es nämlich schon her, dass zum ersten Mal über Möglichkeiten einer Umfahrung für den Durchgangsverkehr diskutiert wurde, wie Anetsberger in seiner Ansprache beim Festakt am Freitagmittag erläutert. Anfang der 1990er Jahre habe sich dann die Lösung durch eine Süd-West-Umfahrung der Stadt abgezeichnet. Es sollte aber bis 2008 dauern, bis ein gültiger Bebauungsplan vorlag. Und gleich noch einmal zehn Jahre, bis vor Kurzem die ersten Baumaschinen anrücken konnten. Anetsberger erinnert an die große Hürde, wegen der seine Vorgänger das Thema wohl immer mit etwas „eingeschränktem Elan“ angegangen seien: die Entkoppelung der beiden Bauabschnitte in Sachen Fördergelder. In all den Jahren sei immer die Befürchtung im Raum gestanden, dass die Stadt die Fördergelder für Bauabschnitt eins (zwischen Ingolstädter Straße und Eichstätter Straße) verlieren könnte, falls es mit dem zweiten Abschnitt (zwischen Kelheimer Straße und Ingolstädter Straße nicht klappen sollte. Das hätte die Kommune in den Ruin treiben können.

Als entscheidenden „Meilenstein“ bezeichnet der Beilngrieser Bürgermeister dann einen Besuch des damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in der Altmühlstadt. Er habe dem Landesvater genau einen Wunsch mit auf den Weg zurück nach München gegeben: ein Entgegenkommen in Sachen Umgehungsstraße. Das habe gefruchtet. Anfang 2016 stand fest, dass die Entkoppelung in Sachen Fördergelder in Ordnung geht. Nun habe er sich unter Hochdruck an die Grundstücksverhandlungen machen können, um bis zum 1. September 2016 einen Förderantrag stellen zu können, berichtet Anetsberger. Dieser Termin war wichtig, um keine Fördergelder aufs Spiel zu setzen. „Ich danke den Mitarbeitern in meinem Hause, insbesondere dem Bauamt, die in dieser heißen Phase sehr stark gefordert waren“, betont der Rathauschef vor den geladenen Gästen. Das gesamte Jahr 2017 über musste die Planung dann im Detail ausgearbeitet werden. Und vor wenigen Wochen rückten schließlich die Bauarbeiter an. Er verspreche sich von dieser neuen Trasse eine spürbare Entlastung der Innenstadt und der Wohngebiete im Westen der Stadt. Vor allem könne man den Schulbus- und Industrieverkehr künftig auf diesem Wege abfließen lassen. „Heute ist ein bedeutender Tag für die Großgemeinde und insbesondere für die Kernstadt“, fasst der Rathauschef zusammen. Das sehen auch die Grußredner so, die bei Schmuddelwetter auf der Baustelle ans Pult treten. Landrat Anton Knapp betont, dass ihm bestens bekannt sei, wie langwierig ein solches Straßenbauvorhaben oft sein könne. Umso erfreulicher sei, dass die Beilngrieser das Projekt jetzt endlich in Angriff nehmen konnten.

Lutz Mandel, Leitender Baudirektor vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt, hat zur hiesigen Umgehungsstraße eine ganz besondere Beziehung. Das Projekt begleite ihn, seit er 2008 die Leitung über die Behörde übernommen habe.

Die Grüße von Ilse Aigner, seit zwei Tagen Bayerische Verkehrsministerin, überbringt Ministerialrat Thomas Linder von der Obersten Baubehörde. Er zeigt sich überzeugt davon, dass dieses Vorhaben einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit in der Region und vor allem zu einer Entlastung der Beilngrieser Innenstadt leisten können.

In die technischen Details geht es dann bei den Ausführungen der Fachleute von den beteiligten Ingenieurbüros (siehe eigenen Bericht). Stefan Opheys von Schüßler-Plan spricht über die Verkehrsanlagen, Jacqueline Donner vom Büro Grassl über die Ingenieurbauwerke und Max Wehner von Team 4 über Ökologie und ökologische Ausgleichsmaßnahmen. Nach so vielen Worten geht es schließlich ans Eingemachte. Domkapitular und Stadtpfarrer Josef Funk erteilt dem Vorhaben den kirchlichen Segen, ehe die Prominenz zu den Spaten greift und den Sand symbolisch durch die Luft fliegen lässt.

Dass dies nicht der letzte Umgehungsstraßen-Spatenstich gewesen sein soll, betonen im Übrigen alle Redner. Sie bringen durch die Bank den Wunsch zum Ausdruck, dass es recht zügig etwas werden soll mit dem zweiten Bauabschnitt. Dass dies aber alles andere als einfach wird, ist allen Anwesenden – und auch den politisch interessierten Beilngriesern – bestens bekannt.

Jede Menge imposante Zahlen

„Es handelt sich hier um das größte kommunale Bauprojekt, das in unserer Kommune jemals umgesetzt worden ist.“ Mit diesem Satz fasst der Beilngrieser Bürgermeister Alexander Anetsberger all die imposanten Zahlen zusammen, die zum ersten Bauabschnitt der Umgehungsstraße zu nennen sind.

Allein die Kosten lassen die Stadt schon in bislang unbekannte Dimensionen vordringen. Aktuell geht man von einer Gesamtinvestitionssumme in Höhe von zehn Millionen Euro aus. Rund 7,7 Millionen sollen über Fördermittel des Freistaats gedeckt werden, einen ersten Teil in Höhe von vier Millionen Euro hat Ministerialrat Thomas Linder – natürlich nur in Form eines Dokuments – am Freitag schon im Gepäck. Den Rest muss die Stadt selbst tragen. Beeindruckend lesen sich auch die weiteren Baudaten. Die Straße wird eine Gesamtlänge von 1,9 Kilometern und eine Fahrbahnbreite von sieben Metern erhalten. Der Kreisverkehr an der Bundesstraße 299 erhält einen Durchmesser von 50 Metern, der an der Bundesstraße 299 einen Durchmesser von 45 Metern. Mit Letzterem wird in Kürze begonnen, die Ausweichstrecke in Form eines Bypasses ist nahezu fertig. Bis Mitte dieses Jahres soll dieser Kreisel dann schon befahrbar sein. Der andere Kreisverkehr soll etwa ein halbes Jahr später zur Nutzung bereitstehen.

Der Oberbodenabtrag ist im Datenblatt zum Bauvorhaben mit 15 500 Kubikmetern angegeben, der Bodenaushub mit 26 500 Kubikmetern. Um den Campingplatz und die Wohnsiedlungen vor Straßenlärm zu bewahren, ist eine Schutzwand vorgesehen. Deren optische Wirkung war von einigen Stadträten bei der damaligen Beratung durchaus kritisch gesehen worden. Sie wurde letztlich aber als unerlässlich angesehen.

Gleiches gilt aus naturschützerischer Sicht für Amphibiendurchlässe. Sie sollen verhindern, dass Kröten bei ihrem Weg zu den Laichplätzen auf der neuen Straße ihr Leben lassen müssen. Ebenfalls notwendig sind eine Brücke über die Altmühl sowie ein Durchlass an einem Altwasserarm. Und schließlich soll auch noch die Sandstraße ausgebaut und dadurch bis zum Anschluss an die neue Umgehungsstraße verlängert werden.

Der Zeitplan für das Gesamtvorhaben ist recht detailliert abgesteckt. Läuft alles glatt, sollen in eineinhalb Jahren die ersten Fahrtzeuge über die Beilngrieser Umgehungsstraße rollen.