Beilngries
"Auszeitregion in Bayerns Mitte"

Akteure des Naturparks Altmühltal setzen sich in Beilngries mit der eigenen Marke auseinander

25.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr

Beilngries (DK) Wofür steht der Naturpark Altmühltal? Mit dieser Frage haben sich am Mittwochvormittag zahlreiche Akteure aus Tourismus und Politik beim ersten Markentag des Naturparks Altmühltal im Beilngrieser Haus des Gastes beschäftigt.

Rote Haare, freche Zöpfe und das Gesicht voller Sommersprossen - sofort denkt jeder an Pippi Langstrumpf. "Sie ist eine Marke", betont Jens Huwald bei seinem Vortrag im Beilngrieser Haus des Gastes. Gleich darauf stellt er aber die alles entscheidende Frage: "Wie sehr Pippi Langstrumpf ist der Naturpark Altmühltal?" Und weil es auf diese Frage keine einfache, kurze Antwort geben kann, haben sich rund 200 Akteure aus Tourismus, Gastronomie und Politik in Beilngries zum ersten Markentag des Naturparks Altmühltal versammelt.

Christoph Würflein, seines Zeichens Geschäftsführer des Naturparks, hat bereits vor zwei Wochen im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert, worum es bei der Aktion geht. Sie soll ein Startschuss sein, um alle Beteiligten darauf einzuschwören, wie wichtig es ist, gemeinsam an der eigenen Marke zu feilen.

Der Eichstätter Landrat Anton Knapp ergreift als Erster das Wort. Er benutzt einen Ausdruck, der in den folgenden Reden mmer wieder fallen soll, indem er den Naturpark als das Dach bezeichnet, unter dem sich die einzelnen Akteure versammeln können. Dies sei wichtig, um in einer zunehmend digitalisierten Welt überhaupt noch bemerkt zu werden. Zwischen den touristischen Destinationen herrsche ein starker Konkurrenzkampf. Da sei es von höchster Bedeutung, als starke Marke auftreten zu können. Über allem schwebt dabei laut Knapp die Frage: "Wofür steht der Naturpark?" Er gibt auch gleich die Antwort und liefert die Schlagworte Authentizität, Entschleunigung, Spiritualität sowie die erlebbare Erdgeschichte.

Genau in die gleiche Richtung geht Andrea Möller, die bereits vor 20 Jahren in die Konzeption des Tourismuskonzeptes für den Naturpark Altmülthal eingebunden war und die auch nun bei der Neugestaltung dieser Konzeption mitgewirkt hat. Sie zeigt den Zuhörern eine Grafik mit vier Fotos Sie alle bilden jeweils eine idyllische Landschaft ab - kein Wunder, wurden sie doch alle in einem Naturpark aufgenommen. 105 gibt es davon inzwischen in Deutschland, und in vielen von ihnen sieht es ähnlich aus. Die Kunst bestehe nun darin, die Besonderheiten der Region herauszuarbeiten. Für den Naturpark Altmühltal reiche es dabei nicht, sich auf das Wandern und Radeln zu verlassen. Das sei schön und wichtig, aber auch andernorts möglich, erläutert Andrea Möller. Sie ermuntert die Zuhörer, die Augen zu schließen und für sich zu hören, riechen, schmecken und fühlen, was die Region ausmache. Bei der Ausarbeitung des Konzeptes habe man die mediterran anmutenden Orte, die sonnenüberfluteten Hänge, die Kühle des Wassers und die schroffen Felsen vor Augen gehabt, außerdem die Spiritualität der Klöster, die Langsamkeit der Altmühl und die Köstlichkeiten der guten Gastronomiebetriebe. All das gelte es, noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Ein Aushängeschild sei inzwischen der Dinopark in Denkendorf, Einrichtungen wie das Jura-Museum in Eichstätt und das Archäologische Museum in Kelheim müssten sich nun auch auf dieses Niveau hin entwickeln, betont Andrea Möller. Alles in allem solle sich der Naturpark als "Auszeitregion in Bayerns Mitte" verkaufen.

Als entscheidenden Punkt nennt der Beilngrieser Bürgermeister Alexander Anetsberger bei seinem Grußwort den Zusammenhalt aller Beteiligter. Er habe in seiner beruflichen Zeit im Tourismus selbst erkannt, wie schwer es sein könne, alle Akteure unter einen Hut zu bringen. "Einen Sack Flöhe hüten ist einfacher." Für Würflein sei es daher entscheidend, dass es keine Quertreiber gebe und auch die beteiligten Gemeinden an einem Strang ziehen.

Huwald bringt noch einen weiteren Gedanken ein. Egal, wie stark sich der Naturpark Altmühltal auch präsentiere - irgendwann werde man zwangsläufig an Grenzen stoßen. Daher sei es wichtig, sich an starke Marken - Bayern, Franken, Oberbayern - anzuschließen und deren Funktion als Lokomotive zu nutzen.

Nach so viel Theorie ist es nun an der Zeit, einige Kostproben für kulinarische und optische Besonderheiten des Naturparks kennenzulernen - wobei die Versammelten den Großteil davon freilich schon kennen. Es gibt Ziegenkäse, Saft und Honig aus der Region, zudem werden Versteinerungen präsentiert. Und die Teilnehmer am Markentag erhalten ausreichend Gelegenheit, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen, um den Naturparks gemeinsam noch ein Stückchen nach vorne zu bringen.

Fabian Rieger