Der Gillamoos: Ein Streifzug durch die Geschichte

04.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:38 Uhr
Früherer Gillamoos. −Foto: Piendl

Seit Jahrhunderten gibt es in Abensberg eine fünfte Jahreszeit. Der Jahrmarkt Gillamoos zieht regelmäßig um den ersten Sonntag im September die Massen an. Er ist seit Generationen im Bewusstsein der Bevölkerung fest verankert und während seines Bestehens bislang nur neun Mal ausgefallen. Heuer findet er wegen der Corona-Pandemie erstmals seit dem Jahr 1945 nicht statt.

Erst neun Mal  ist der Abensberger Jahrmarkt Gillamoos ausgefallen: im Jahr 1796 wegen kriegerischer Unruhen mit Frankreich, 1873 wegen Einschleppungsgefahr der Cholera, während des Ersten Weltkrieges in den Jahren 1914, 1916, 1917 und 1918 sowie im  Zweiten Weltkrieg 1939, 1944 und 1945. Danach wurde der Jahrmarkt Gillamoos seit 1946 jährlich abgehalten. Bis heuer. 

Der Gillamoos im Kriegsjahr 1915

Am Gillamoosmarkt 1915 waren 156 Fieranten und Schausteller anwesend. Aus dem Schriftverkehr von damals kann man entnehmen: „Das Königliche Bezirksamt Kelheim hat für den am 5. und 6. September 1915 stattfindenden Gillamoosmarkt die strengste Anweisung an die Marktpolizei erlassen. Insbesondere ist der Marktplatz nebst Zugängen von dem lästigen Bettelvolk freizuhalten, die umherziehenden Gewerbetreibenden sind genauestens zu kontrollieren, den feilgebotenen Getränken und Esswaren ist sorgsames Augenmerk zuzuwenden und bei vorliegender Verfälschung oder Verdorbenheit derselben sowie Zuwiderhandlungen unnachsichtlich einzuschreiten.

Die öffentliche Sittlichkeit, Ruhe und Ordnung ist energisch aufrecht zu erhalten, dem unbefugten Waffentragen seitens unselbständiger Personen entgegenzutreten und allenfallsigen Ausschreitungen mit Umsicht, Takt und Nachdruck zu begegnen. Weiters hat der Magistrat zu sorgen, dass ordentliche Bedürfnisanstalten hergestellt werden. Die Gendarmerie ist zur geeigneten Unterstützung angewiesen.“ Dem Magistrat als Ortspolizeibehörde stand  die Handhabung und der Vollzug der gesetzlichen Bestimmungen im Stadtbezirk zu. Bei „Unzugänglichkeit des örtlichen Polizeipersonals“ war  für die erforderliche Aushilfsmannschaft Sorge zu tragen. 

Gillamoos im Inflationsjahr 1923

Im Jahr 1923 nahm auch in Deutschland die Inflation gravierend zu. Was heute bezahlbar war, war einen Tag später unbezahlbar. Teilweise musste das Geld in Waschkörben gebracht werden, um die Ware bezahlen zu können. Der Gillamoos 1923 fand trotzdem statt. Der damalige Oberinspektor bei der Stadt Abensberg, Willi Beck, zeichnete  die Übersicht der Einnahmen und Ausgaben  beim  Gillamoos 1923 auf. Die Einnahmen waren mit 749 176 000 Reichsmark  im Vergleich zu den Ausgaben mit 118 439 185 Reichsmark enorm, der Gewinn beträchtlich. Die Inflation stieg aber so schnell, dass die Stadt Abensberg rückwirkend ab  dem 1. September 1923 den Strompreis noch einmal kräftig erhöhen musste. Grundlage waren somit 500 000  Reichsmark je Kilowattstunde. Der Strompreises für eine Lampe am Gillamoos betrug 750 000 Reichsmark.

Landfriedensbruch am Gillamoos 1923

Der gebürtige Abensberger und Heimatschriftsteller Franz Xaver Osterrieder  verfasste  zahlreiche Werke über die Abensberger Heimatgeschichte. Dabei erstellte  er auch eine umfassende Dokumentation zum Landfriedensbruch am Gillamoos 1923. Daran  waren zwischen 500 und 1000 Gillamoos-Besucher beteiligt.  Es fielen Schüsse, wodurch mehrere Personen schwer verletzt wurden und im Abensberger Krankenhaus operiert werden mussten.

Dem Kelheimer Musiker Josef Fuchs  musste wegen  seiner schweren Verletzung ein Fuß amputiert werden, ein Anwesen in der Bahnhofstraße ging in Flammen auf.
Von Ingolstadt kamen 40 Mann Militär mit einem Oberleutnant in Autos nach Abensberg, um Diebstählen vorzubeugen und an  gefährlichen Plätzen Posten aufzustellen. Die anwesenden Feuerwehren konnten vom ganzen Brandobjekt nur noch das Wohnhaus retten, während die Ökonomiegebäude ein Raub der Flammen wurden.

Das anwesende Militär hatte am Gillamoos-Montag die Aufgabe, auf der Gillamooswiese zu patrouillieren und einige Verhaftungen vorzunehmen. Ganz Abensberg atmete erleichtert auf, als wieder Ruhe und Ordnung hergestellt waren und die Raufbolde hinter Schloss und Riegel saßen.  Am 13. Oktober 1923 wurden die Urheber des Landesfriedensbruches,  falls  sie sich nicht durch Flucht ins Ausland der Verhaftung zu entziehen wussten, vor dem Volksgericht in Regensburg verurteilt.

Den Beschuldigten wurden Aufruhr und Landfriedensbruch vorgeworfen. Festgestellt wurde, dass die Ursache eine Racheaktion einiger Angeklagter wegen einer Rauferei am Gillamoos 1922 war. Zu der Verhandlung waren 38 Zeugen geladen. Der Staatsanwalt forderte für die 22 Angeklagten  langjährige Zuchthaus-, und Gefängnisstrafen, Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht.  Im Jahr 1925 ließ die Schützengesellschaft Abensberg zur Erinnerung an die Raufereien am Gillamoos 1923 eine eigene Schützenscheibe fertigen.

Der Gillamoos unter dem Hakenkreuz 1933 bis 1945

Maßgebende Bestimmungen für die Abhaltung des Gillamoos  unter den Nationalsozialisten  waren die weiterhin gültigen gewerberechtlichen Vorschriften, die sich jedoch im Laufe der Zeit der Nazi-Ideologie unterzuordnen hatten. Die Machthaber versuchten, alles gleichzuschalten, was ihnen auch zunehmend gelang. Allerdings verstanden es die Veranstalter des Abensberger Gillamoos, das Hakenkreuz aus den offiziellen städtischen Gillamoos-Plakaten zu verbannen. Auf den städtischen Gillamoos-Plakaten von 1937 und 1943 sind Hakenkreuze nicht abgebildet.

Trotzdem waren auch auf der Abensberger Gillamooswiese die Hakenkreuzfahnen nicht mehr zu übersehen. Nach dem  Beginn der Nazi-Diktatur  kam auch von der Stadt Abensberg die Anordnung, vor den Bierzelten Hakenkreuzfahnen zu hissen. Auch an mehreren Fahrgeschäften befanden sich  welche. Einige Veranstalter  konnten sich bestimmten Vorgaben  nicht entziehen, stand doch  möglicherweise  die Zulassung des einen oder anderen Schaustellers auf der Kippe. Im Übrigen musste man Mitglied in den gewerblichen Standesverbänden sein.

Bereits am Gillamoos 1932 trafen sich die Mitglieder der NSDAP-Ortsgruppe Abensberg in der Bierbude Nummer vier. Im Jahr  1933 wurden dann  mehrere SA-Angehörige als zusätzliche Hilfspolizisten beim Gillamoos eingesetzt, die Verpflegungskosten wurden der Stadt Abensberg in Rechnung gestellt. Darüber hinaus übernahmen SA-Männer die Sicherheitswache. Der Gillamoos 1935 wurde wieder mit einer festlichen Auffahrt der Wiesenwirte eröffnet. Jeder Wiesenwirt stellte einen schön dekorierten Festwagen mit eigener Musikkapelle. Der Hofbräu mit Aventinus auf dem Wagen und der Kuchlbauer Michael Salleck unter Hinweis auf den italienisch-abessinischen Konflikt einen mächtigen Panzerwagen, bestückt mit Geschützen und Maschinengewehren und der Aufschrift „Mit Kuchlbauer Bieren kann man keine Schlacht verlieren“. Kriegsbedingt wurde der Gillamoos 1939 jedoch kurzfristig abgesagt.

Der Gillamoos im Zweiten Weltkrieg

Die Vorbereitungen für den Gillamos 1939 waren bereits abgeschlossen und er hätte beginnen können. Aber am 1. September marschierte die Deutsche Wehrmacht in Polen ein und das Deutsche Reich erklärte Polen den Krieg. Für die Veranstalter des Gillamoosmarktes 1939 war dies Grund genug, den Gillamoos abzusagen, allerdings wurde der Schweine-, Großvieh- und Pferdemarkt in das Stadtinnere verlegt. 
Ab 1940 wurde der Gillamoos mit zahlreichen Auflagen wieder genehmigt. Mit Schreiben vom 8. April 1941 weist der Landrat des Landkreises Kelheim auf eine Entschließung des Reichsführers SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler, hin.

Danach bestehen gegen die Abhaltung von Volksfesten während des Krieges nach Maßgabe des Runderlasses des Reichswirtschaftsministers vom 4. November  1939 keine grundsätzlichen Bedenken. Allerdings  seien  bei der Organisation  von entsprechenden Veranstaltungen die sich aus den Zeitverhältnissen ergebenden Umstände zu berücksichtigen. Am 21. Juni 1941 war die Deutsche Wehrmacht in der Sowjetunion einmarschiert. Der Auflagenbescheid des Landkreises Kelheim vom 28. August 1941 zur Abhaltung des Gillamoos 1941 enthielt zahlreiche Vorschriften, die den „Umständen“ der damaligen Zeit gerecht zu werden versuchten.

Ein Schausteller sagte mittels Telegramm seine Teilnahme am Gillamoos 1943 ab, da die Reichsbahndirektion seine Gillamoosstände wegen Nichtabgabe eines Waggons nicht nach Abensberg transportieren konnte. Ursache dafür war der Bedarf der Wehrmacht für Truppen- und Militärtransporte. Bereits im Sommer 1942  war die Parole „Räder müssen rollen für den Sieg“ entstanden, verbunden mit den Bestrebungen, Bahntransporte zu beschleunigen und die Kapazität der Züge besser und wirkungsvoller auszunutzen. Der letzte Gillamoos während der Kriegszeit fand 1943 statt. Im Jahr 1944 fiel der Gillamoos bereits aus und im Sommer 1945 hatte die Bevölkerung andere Probleme als die Abhaltung eines Jahrmarktes. Ab Ende April 1945 herrschten in Deutschland die Siegermächte, in Bayern die amerikanische Militärregierung. Alles musste zum damaligen Zeitpunkt von der Militärverwaltung genehmigt werden.

Der Gillamoos nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Sommer 1946 beantragte die Stadt Abensberg über das Landratsamt Kelheim bei der amerikanischen Militärregierung die Abhaltung des Gillamoosmarktes 1946. Mit Schreiben des Landratsamts Kelheim vom 30. Juli 1946 wurde der Stadt Abensberg mitgeteilt, dass die amerikanische Militärregierung die Abhaltung des Gillamoos 1946 genehmigt hat. Seitdem fand der Abensberger Gillamoos wieder jährlich statt.
Von großer Bedeutung für den Gillamoos war die Gründung des Stadtverbands der Abensberger Vereine  im Jahr 1971, der dem Jahrmarkt Gillamoos einen bedeutenden Aufschwung verlieh.

Mit seinem Engagement und Einsatz gelang es dem Stadtverband Abensberg mit dem jahrzehntelangen Vorsitzenden Hans Leidl (1939 bis 2020), ein umfassendes attraktives und publikumsträchtiges Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen.So wurde seit 1971 am Abend des Gillamoos-Donnerstag ein Holzsägewettbewerb ausgetragen, an  dem teilweise über 100 Mannschaften teilnahmen. Am späten Gillamoos-Freitagnachmittag führte nach längerer Pause wieder ein umfangreicher Festzug zur Gillamooswiese. Der Gillamoos-Samstag stand unter dem Zeichen der Familien und Senioren. Kinder erhielten verbilligte Eintrittspreise für die Fahrgeschäfte. Der Gillamoos-Sonntag begann mit einer kurzen Statio am Ägidius-Marterl auf der Gillamooswiese und dem folgenden Festgottesdienst im Kuchlbauer-Festzelt mit einem anschließenden Boxkampf in einem anderen Zelt.

Der Gillamoos-Montag als traditioneller Markttag stand seit Mitte der 1970er-Jahre ganz im Zeichen der großen Politik. Hochkarätige Redner aller politischen Gruppierungen versuchten, die Gillamoos-Besucher in ihren Bann zu ziehen. In den vergangenen  Jahren wurden darüber hinaus auch Gaststätten und öffentliche Flächen außerhalb des Gillamoos von weiteren Parteien zusätzlich genutzt. Auch Angela Merkel reihte sich zweimal unter die Redner am Gillamoos. 2002 als CDU-Vorsitzende und 2012 als Bundeskanzlerin. Am Montag-Abend fand der Gillamoos mit der Wahl der Gillamoos-Dirndlkönigin seinen Ausklang.

Im Jahr 2013 kam als zusätzliche Bereicherung der sogenannte  „Historische Gillamoos“ auf der Liebesinsel hinzu. So waren beim Gillamoos 2013 insgesamt 244 Anbieter anwesend, die sich wie folgt zusammengesetzt haben: 34 Schausteller, 42 Gewerbeaussteller, 136 Fieranten und 32 Imbiss- und Getränkestände sowie Bierzelte.Die in den vergangenen  Jahren geforderten und auch zwingend notwendigen Auflagen im  Zuge  des Sicherheitskonzeptes verlangten dem Veranstalter Stadt Abensberg zahlreiche organisatorische Maßnahmen ab, die mit deutlichen Kostensteigerungen verbunden waren. Trotzdem blieb der Gillamoos an diesen fünf Tagen für etwa 200 000 Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung ein überregionaler Besuchermagnet, der nun im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit 1946 nicht stattfindet.

Der Name "Gillamoos"

Die Namensbezeichnung Gillamoos leitet sich  vom Heiligen Ägidius ab, einem der  14 Nothelfer und dem Patron des Viehs. In einer Urkunde von Kaiser Friedrich III. aus dem Jahr 1477 bestätigt dieser dem Abensberger Herrn Niklas alle seine Rechte,  unter anderem   den Jahrmarkt Gillamoos. Die älteste bekannte Marktordnung stammt von 1580. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Marktplatz von der erstmals 1313 erwähnten Kirche St. Gilgen in dem Moos  im sumpfigen Gebiet am Fluss Abens auf den Platz unmittelbar südlich der Stadt Abensberg verlegt. 1813 wurde das Filialgotteshaus St. Egid in Gilla als entbehrlich angesehen und abgebrochen.

 

Jüdische Händler ausgegrenzt

Die Herkunft der  Händler beim Gillamoos  spielte bis zum Jahr 1933 im Grunde keine Rolle. Franz Xaver Osterrieder schrieb in seinem Werk „Es war“, dass als Pferdehändler vor allem Juden tätig waren. Auch war bekannt, dass im Vergleich zum prozentualen Anteil der Bevölkerung die Juden überproportional als Händler vertreten waren. Die Nationalsozialisten  betrachteten die Juden aber als „Störenfriede“ und „Feinde des deutschen Volkes“. Die entsprechenden Gesetze zum Ausschalten der demokratischen Strukturen und zum Ausbau des Alleinherrschaftsanspruchs der NSDAP wurden bereits unmittelbar nach der Wahl von Adolf Hitler zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 beschlossen.

Gravierende Folgen hatten die  sogenannten  Nürnberger Gesetze von 1935, die gezielt gegen die jüdischen Mitbürger gerichtet waren. Schreiben des Reichswirtschaftsministeriums, die sich mit der Zulassung beziehungsweise  Nichtzulassung von Ariern,   Nichtariern  und Ausländern bei Volksfesten und Jahrmärkten auseinandersetzen, bringen ganz klar zum Ausdruck, dass diese willkürlichen Entscheidungen mit den Grundlagen der Markt- und Gewerbefreiheit unvereinbar sind. Daraus lässt sich  schlussfolgern, dass  Veranstalter im sogenannten vorauseilenden Gehorsam bekannte jüdische Händler von der Teilnahme an Märkten ausschlossen, ohne dass das „von oben“ verordnet worden wäre. Auch nachgeordnete staatliche Behörden weisen auf Missstände hin und teilen mit, dass Zuwiderhandlungen gegen gesetzliche Bestimmungen abzustellen und entsprechend zu ahnden seien.

Das Reichswirtschaftsministerium rügte  zunächst Sanktionen von Veranstaltern gegenüber Nicht-Ariern scharf. Das Wort „Jude“ oder „jüdisch“ wird nicht erwähnt. Die Gewerbefreiheit schien  im Herbst 1933 noch eine große Rolle zu spielen, wenngleich schon ab dem Frühjahr 1933 Geschäfte von jüdischen Eigentümern boykottiert worden waren. Auf der einen Seite wurde zwar Wert darauf gelegt, dass die gewerberechtlichen Vorschriften der Marktfreiheit eingehalten wurden und Verstöße hiergegen abzustellen und zur Strafanzeige zu bringen waren, auf der anderen Seite war jedoch zunehmend davon auszugehen, dass staatliche Stellen gegen Verstöße nicht unbedingt mit dem nötigen Eifer vorgingen, was sicher mit der nationalsozialistischen Ideologie im Einklang stand. Einem Schreiben des „Kaufmännischen Unterausschusses des Ausschusses für Hilfe und Aufbau bei der Israelitischen Kultusgemeinde in München“ an die „Regierung von Niederbayern Kammer des Innern“ in Regensburg vom 23. August 1934 ist zu entnehmen, dass jüdische beziehungsweise nicht-arische Händler nicht mehr zum Gillamoos zugelassen worden sind, vor allem  mit der Begründung, dass die Plätze schon anderweitig vergeben gewesen seien.

Unter Berufungen auf die vorhergehenden Schreiben des Reichswirtschaftsministeriums wurden diese Händler doch noch zugelassen. Auf Anweisung von Herrn Abert vom Bezirksamt Kelheim, erhielt die Stadt Abensberg die Anweisung, den Beschwerden entsprechend den Anordnungen des Reichswirtschaftsministeriums abzuhelfen. Drei Beschwerdeführer wurden doch noch zugelassen, mit der Begründung, dass andere Fieranten abgeschrieben hätten, also ihre Nichtteilnahme erklärt hätten. Dieses Verhalten war in der damaligen Zeit der beginnenden Anfeindungen Nichtariern oder Juden gegenüber  mutig. Aber die reichsrechtlichen Gewerbevorschriften hatten weiterhin Bestand. Im Antrag auf Zulassung zum Gillamoos schreibt zum Beispiel  Georg Birnbaum am 19. Juli 1935, ihn wie bisher an einem bestimmten Platz zuzulassen, da die Kunden diesen Stand und den Standort kennen und seine Waren dort suchen würden. Offensichtlich wurde diesem Antrag nicht mehr stattgegeben. Auf seiner Karte wurde handschriftlich die Anmerkung „Jude!“ in violetter Schrift angebracht. Genau so erging es dem Händler M. Elias aus München.

In den Jahren 1934 und 1935 stellte  die Stadt Abensberg an den Reichsverband für Gewerbetreibende in München mehrere Anfragen  bezüglich der  Abstammung von Schaustellern und Händlern. Genehmigungen konnten Schausteller und Händler nur dann erhalten, wenn diese auch Mitglied in diesem Reichsverband waren. Der seit 1876 auf dem Gillamoos vertretene Händler N. Jakob aus Regensburg erhielt trotz vorheriger Zusage der Stadt wieder eine Absage. Die Beschwerde an die Wirtschaftsgruppe Ambulantes Gewerbe in der Reichsgruppe Handel in Nürnberg beziehungsweise  Regensburg hatte jedoch zum Erfolg, dass die Firma Jakobsbruder 1935 mit ihrer Herrenkonfektion trotzdem noch zugelassen werden konnte beziehungsweise  musste.

Verwiesen wurde auch auf die aktive Soldatenzeit von  Jakob im Ersten  Weltkrieg und die Mitgliedschaft im Freikorps Epp. Da einige jüdische Händler trotzdem zum Gillamoos 1935 kamen, wurden diesen die von nicht gekommenen Fieranten „frei gewordenen Plätze“ zugewiesen. Wenn man unterstellt, dass ab  dem 1. April  1936 nur noch sogenannte  „arische“ Händler Mitglied in der Wirtschaftsgruppe Ambulantes Gewerbe in der Reichsgruppe Handel werden konnten, ist davon auszugehen, dass ab diesem Zeitpunkt die Teilnahme von nichtarischen beziehungsweise  jüdischen Händlern   am Abensberger  Gillamoos nicht mehr möglich war.