Dortmund
Niederlage nach Fehlentscheidungen

Starker FCI verliert in Dortmund nach Fehlentscheidungen unglücklich mit 0:2

31.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Das irreguläre 1:0: Dortmunds Doppeltorschütze Pierre-Emerick Aubameyang steht vor dem Kopfball bei Lukasz Piszczeks Flanke mit einer Fußspitze im Abseits. Die beiden FCI-Verteidiger Marvin Matip (links) und Danny da Costa sind machtlos, Keeper Ramazan Özcan kommt zu spät. - Foto: Bywaletz

Dortmund (DK) Womit haben die Schanzer nur so viel Pech verdient? Die Partie des Bundesliga-Neulings FC Ingolstadt beim souveränen Tabellenzweiten Borussia Dortmund wurde zum Aufreger des 19. Spieltags, weil das Schiedsrichtergespann beim 2:0-Sieg der Westfalen die Gäste mehrfach benachteiligte.

Noch 45 Minuten nach Spielende war der emotionale, aber stets auch ausgeglichene FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl noch ungewohnt aufgewühlt. Mit fahlem Gesicht, leerem Blick und bitterer Miene gab er in der Pressekonferenz zuerst nicht seine Einschätzung zum Spiel ab, sondern stellte selbst die Fragen. "Ihr wollt ja immer wissen, was in der Kabine gesprochen wird. Ich sage euch ein paar Fragen, die mir meine Spieler heute stellten. Vielleicht könnt ihr mir helfen, was ich darauf sagen soll, denn ich weiß es nicht", begann Hasenhüttl. "Wie kann es sein, dass ein Spieler zum Schiri gehen und sagen kann, es war ein Stürmerfoul, und dann wird ein Tor zurückgenommen? Wenn wir aber reklamieren, dann passiert das nicht. Wie kommt es, dass ein Spieler niedergerissen wird, und es wird nicht gepfiffen? Fakt ist, dass wir ein richtig gutes Spiel gemacht haben. Wenn wir einen Spielleiter gehabt hätten, der nur halb so mutig gewesen wäre wie wir, dann hätten wir garantiert etwas mitnehmen können", sagte der Österreicher.

Hasenhüttls Frust und Enttäuschung waren verständlich. Dreimal wurde sein Team vom Schiedsrichtergespann entscheidend benachteiligt. In der 30. Minute, als Wintertransfer Dario Lezcano bei seinem Startelfdebüt nach einem präzisen Abschlag von FCI-Keeper Ramazan Özcan Nationalverteidiger Mats Hummels entwischte, konnte der Paraguayer nur mit einem Foulspiel gestoppt werden. Hummels zog am Arm Lezcanos, der dann den von ihm vorgelegten Ball nicht mehr über die Linie bugsieren konnte - Lukasz Piszczek köpfte die Kugel im letzten Moment aus der Gefahrenzone. Schiedsrichter Guido Winkmanns Pfeife jedoch blieb stumm. "Das war für mich ein normaler Zweikampf und war für einen Strafstoß nicht klar genug", meinte Winkmann hinterher.

 

 

Der zweite Aufreger der Partie folgte in der 65. Minute. Lezcano, der hartnäckig den Wirkungskreis von Hummels im Spielaufbau einschränkte, lief den Nationalverteidiger an und zwang diesen zu einem Rückpass. Dabei drosch Hummels die Kugel über seinen Torwart Roman Bürki hinweg ins eigene Tor, Lezcano berührte Hummels angeblich unten am Fuß - wenn überhaupt aber erst nach dem Schuss. Winkmann gab zunächst den Treffer, nahm ihn jedoch später zurück. "Ich habe selbst nichts erkannt, aber mein Assistent hat Foul, Foul, Foul gerufen", erklärte Winkmann diese Szene.

Selbst Dortmunds Trainer Thomas Tuchel fühlte mit den Ingolstädtern mit. "Ich verstehe Ralphs Unmut und die große Enttäuschung, als Außenseiter so knapp und unglücklich geschlagen zu werden. Ich finde, dass es keine Fehlentscheidungen waren, aber dass wir Glück hatten. Man hätte beide Situationen auch anders auslegen können", meinte der BVB-Trainer und gestand: "Das Abseitstor zum 1:0 ist unstrittig."

Das war dann Szene Nummer drei, die den mutigen Schanzern in der 77. Minute endgültig zum Verhängnis wurde. Hummels hatte einen Moment Platz, leitete einen schnellen Angriff über Piszczek ein, der von Max Christiansen am Flanken nicht mehr gehindert werden konnte, und Pierre-Emerick Aubameyang köpfte ein - doch der BVB-Torjäger stand knapp im Abseits. Zu allem Überfluss zeigten die Dortmunder den Treffer auf der Videowand, was dann zu den Protesten der Ingolstädter führte - aber es half alles nichts: Winkmann hätte den Treffer auch nicht mehr zurücknehmen können, da es noch keinen Videobeweis gibt.

"Es ist eben ein Unterschied, ob sich ein Weltmeister aufregt oder der Torwart des FC Ingolstadt", sagte Özcan sarkastisch und flüchtete sich in Galgenhumor: "Ich hoffe, dass wir am Ende der Saison nicht mehr Sympathiepunkte haben als Punkte in der Tabelle. Wir wollen nämlich die Klasse halten und nächstes Jahr wieder in Dortmund spielen."

Dass Aubameyangs zweitem Treffer in der 86. Minute, den die Borussia über die eingewechselten Moritz Leitner und Gonzalo Castro schön herausgespielt hatten, ebenfalls noch eine Regelwidrigkeit vorausging - Henrikh Mkhitaryan hatte den Ball mit der Hand mitgenommen -, spielte da schon keine Rolle mehr. Als Fazit blieb den Ingolstädtern, die von ihren knapp 3000 Anhängern sogar in der 81 000-Mann-Arena immer wieder hörbar unterstützt worden waren, dass sie eine starke Partie abgeliefert hatten und in Dortmund sogar dicht vor einer Riesenüberraschung standen. "Das Ergebnis ist einfach nur bitter. Ich fühle mich sehr, sehr betrogen", meinte Kapitän Marvin Matip. Selbst am Tag danach war da noch kein Trost möglich.