Beilngries
Auf dem Weg zu 10 000 Einwohnern?

12.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Viele Aufgaben hat die Kommune. Unter anderem braucht man rasch weitere Kindergartenplätze.

Beilngries (DK) Die Schlagzeile zum Jahreswechsel ist seit einiger Zeit immer die gleiche: "Beilngries wächst kräftig." Dass sich dieser Trend auch heuer so fortsetzen wird, ist bereits jetzt deutlich absehbar. Die Einwohnermeldestatistik der Stadt Beilngries, die für das erste Halbjahr veröffentlicht wurde, belegt dies eindrucksvoll.

Hatten zum 1. Januar noch 9278 Menschen ihren Erstwohnsitz in der Großgemeinde, so waren es zum 30. Juni schon 9463. Sollte sich die Entwicklung im zweiten Halbjahr entsprechend fortsetzen, was aktuell durchaus im Bereich des Möglichen ist, wäre man zum Jahresende bei mehr als 9600 Bürgern angelangt.

Die Gründe für den regen Anstieg der Einwohnerzahlen sind vielschichtig. Entscheidend für die große Dynamik, die das Thema vor allem in den vergangenen zwei Jahren gewonnen hat, ist nicht zuletzt der Flüchtlingszustrom. Beilngries ist im Landkreis führend, was die dezentrale Unterbringung anbelangt. Zudem wurde das Hotel Gallus in eine Gemeinschaftsunterkunft für 120 Asylbewerber umgewandelt.

Außerdem ist die Stadtverwaltung seit Jahren daran interessiert, weitere Baugebiete auszuweisen. In verschiedenen Ortsteilen und auch in der Kernstadt sind jüngst bereits zahlreiche Häuser in die Höhe gewachsen. In Aschbuch und Paulushofen steht die Erschließung weiterer rund 40 Bauplätze vor dem Abschluss, auch das Baugebiet Greppeläcker in Beilngries wird derzeit erschlossen. Zudem laufen in einigen weiteren Dörfern die Planungen, auch hier kann in naher Zukunft gebaut werden.

Als dritte Säule für den rasanten Anstieg der Einwohnerzahlen ist das Verhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen zu sehen. Im Jahr 2015 wurden in der Großgemeinde so viele Kinder geboren (112) wie seit 20 Jahren nicht mehr. Heuer scheint diese Rekordmarke nicht erreichbar, bis zum 30. Juni erblickten 47 Kinder das Licht der Welt. Bei 36 Sterbefällen ergibt aber auch das einen Anstieg um elf Einwohner.

Bewegt sich Beilngries also schon bald auf die 10 000er-Marke zu? Auszuschließen ist das nicht, selbst wenn einige dezentrale Flüchtlingsunterkünfte auf absehbare Zeit geschlossen werden dürften (siehe eigenen Bericht). Denn: Durch die zahlreichen Baugebiete und die vielen Großbauprojekte in der Kernstadt wird die Einwohnerzahl beinahe zwangsläufig weiter steigen. Davon geht auch Bürgermeister Alexander Anetsberger aus, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte. Man könne natürlich nie genau wissen, was die Zukunft bringt. Er gehe aber davon aus, dass die 10 000-Einwohner-Marke auf absehbare Zeit erreicht wird. "Wir arbeiten nicht gezielt auf diesen Wert hin. Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, wird er aber automatisch erreicht", so der Rathauschef.

Die oftmals an Stammtischen geäußerte Annahme, dass aus dem Bürgermeister dann ein Oberbürgermeister wird, ist falsch. Die Anzahl der Stadträte würde laut bayerischer Gemeindeordnung bei der nächsten Wahl allerdings von 20 auf 24 steigen. Vor allem gehe mit der Zahl 10 000 aber ein symbolischer Wert einher, so Anetsbergers Einschätzung. Man könne in diesem Fall auf Landkreisebene sicher noch selbstbewusster auftreten.

Das rasante Bevölkerungswachstum bringt für die Kommune aber auch zahlreiche Aufgaben mit sich. Für größere Diskussionen hat bereits die Tatsache gesorgt, dass in der Kernstadt nicht mehr genügend Kindergartenplätze zur Verfügung stehen. Hier muss die Gemeinde tief in die Tasche greifen, um die Kapazitäten möglichst schnell zu erweitern (wir berichteten). Spätestens in zwei Jahren will man die Hausaufgaben vollumfasend erfüllt haben, so Anetsbergers Ankündigung. Bis dahin muss man sich mit Übergangslösungen behelfen. So ist derzeit am Schutzengelkindergarten eine sogenannte Notgruppe eingerichtet. Anetsberger denkt zudem bereits einen Schritt weiter, wie er mitteilt. Da die geburtenstarken Jahrgänge schon bald nicht mehr in den Kindergarten, sondern in die Schule gehen werden, müsse man auch im Blick haben, dass auf Dauer genügend Plätze an der Grundschule bereitstehen.

Doch nicht nur bei der Kinderbetreuung wird die Gemeinde gefordert sein, um das bürgerliche Leben trotz starker Einwohnerzuwächse in der Balance zu halten. Je mehr Menschen in der Gemeinde leben, desto wichtiger ist eine ausreichende Ärzteversorgung. Auch das Kanalisationsnetz muss auf die steigende Einwohnerzahl ausgerichtet sein, wie auch der Rathauschef bestätigt. Zudem sei der demografische Wandel zu nennen. Ganz konkret bedeutet das: Die Menschen werden im Schnitt immer älter. Dadurch wird der Bedarf an Pflege- und Betreuungsplätzen für Senioren weiter steigen. Außerdem wird das Thema Barrierefreiheit in Innenstädten eine immer größere Rolle spielen.

Trotz dieser Aufgaben wertet Anetsberger das Wachstum durchweg positiv. Er stehe lieber einer prosperierenden denn einer schrumpfenden Gemeinde vor. Denn: Bei sinkenden Einwohnerzahl könne man schnell Probleme mit der Auslastung öffentlicher Einrichtungen bekommen. Das ist in Beilngries aktuell aber deutlich unwahrscheinlicher als das baldige Erreichen der 10 000-Einwohner-Marke.