Ingolstadt
Botschaft der Toleranz

Pavel Fieber liest in der Werkstattbühne "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse"

03.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:06 Uhr

Ingolstadt (DK) Schon der Titel klingt vielversprechend. "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" ist der Erstlingsroman des Zürcher Schriftstellers Thomas Meyer, der damit einen Sensationserfolg in der Schweiz landete.

Pavel Fieber (75) hat den Roman - mit Zustimmung des Verlags natürlich - von vier auf 1,5 Stunden gekürzt und trägt das Ergebnis in einem Gastspiel am Mittwoch, 9. November, in der Werkstattbühne in Ingolstadt vor. Wie er dazu kam? Ein Cousin machte ihn auf Meyers Werk aufmerksam. ",Das musst du unbedingt lesen, hat er gesagt'", erzählt Fieber, "also habe ich es mir vor einem Jahr gekauft." Nachdem er es gelesen hatte, war ihm klar, die Botschaft des Buches, das für Toleranz wirbt, müsse weiter verbreitet werden.

Protagonist des Romans ist der junge orthodoxe Jude Mordechai Wolkenbruch, kurz Motti genannt, dessen Mutter ihm Heiratskandidatinnen vorsetzt, die so gar nicht nach dem Geschmack des Sohnes sind - und das nicht nur, weil sie ebenso ausladende Figuren wie seine "Mame" haben. Mottis Pech: Er verliebt sich in seine hübsche Mitstudentin Laura, doch die ist Nichtjüdin, also eine Schickse und kommt somit aus Sicht seiner Eltern nicht als Schwiegertochter infrage. Dass Meyer Deutsch mit Jiddischen Einsprengseln schreibt, sei viel lustiger anzuhören als selber zu lesen, findet Fieber. Wer des Jiddischen nicht mächtig ist, wird dennoch seinen Spaß an der Lesung haben, denn unbekannte Worte übersetzt der 75-jährige Ingolstädter.

Natürlich wollen Eltern nur das Beste für ihren Sohn, müssen sich von ihm aber fragen lassen, ob sie denn überhaupt wüssten, was das Beste für ihn sei? "Das Schöne an Meyer ist, dass er immer mehr infrage stellt, ob es die alleinige Möglichkeit ist, so zu leben", fasst Fieber zusammen. Er kann sich gut in Motti hineinversetzen, "auch wenn es mir mit meiner eigenen Mutter nicht so gegangen ist". Eine Freundin allerdings, die mittlerweile auch schon über 70 sei, habe gelegentlich versucht, ihn zu verkuppeln - genützt hat es jedoch nichts.

Fieber schätzt an Meyers Schreibstil vor allem den umwerfenden Humor. Dem dürfte es zu verdanken sein, dass seine Lesungen - er hat sein Werk bereits zweimal in Karlsruhe und einmal in Stuttgart aufgeführt - bestens beim Publikum angekommen sind. Daher wird er sich gelegentlich weiterhin Zeit nehmen für Lesungen, wenn ihn die Rolle des Shrewsbury in Maria Stuart am Stadttheater Ingolstadt nicht zu sehr in Anspruch nimmt.

Werkstattbühne Ingolstadt, Mittwoch, 9. November, 20 Uhr: Pavel Fieber liest "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" von Thomas Meyer. Kartentelefon (08 41) 305 47 200.