Eichstätt
Keine Extrawurst

Plastikmüll an verschiedensten Orten in Deutschland sortiert

07.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Ein Sammelplatz für Gelbe Säcke ist in Beilngries. - Foto: Rieger

Eichstätt (aur) Vor wenigen Wochen machte eine Anfrage der Grünen bei der Bundesregierung bundesweit Schlagzeilen. Wie es denn mit der Recycling-Quote beim Inhalt des "Gelben Sacks" aussehe, wollten die Grünen wissen. Die überraschende Antwort lautete: Nur 56 Prozent werden wiederverwertet, der Rest, also 44 Prozent, landet zum größten Teil in der Müllverbrennung - und gilt da (immerhin) als besonders wertvoller Energieträger.

Nachdem die Bürger im Landkreis Eichstätt bekannt für ihre Mülltrennungs-Disziplin sind, bot sich eine genauere Nachfrage an. Siehe da: Für den Plastikmüll aus dem Landkreis gelten genau dieselben Informationen. Der hiesige Plastikmüll geht unmittelbar nach der Abfuhr in große Sortieranlagen irgendwo im Land. Da gibt es keine Extrawürste.

Im Landratsamt Eichstätt, zuständig für die gesamte Abfallentsorgung, verweist Pressesprecher Manfred Schmidmeier auf eine eigene Arbeitsgemeinschaft (Arge) von drei Müllabfuhrunternehmen, die sich den Abtransport der gelben Säcke im Kreisgebiet aufteilten. Es sind die Firmen Ernst (Gunzenhausen), Bachhuber (Beilngries) und Braun (Manching). Koordinator bei der Arge ist Thomas Baumgart von der Firma Ernst, und der winkt gleich mal ab. Die Sache sei in den letzten Jahren immer komplizierter geworden - viel zu verwirrend für den Otto-Normal-Müllproduzenten. Tatsache ist jedenfalls: Früher, vor 20 Jahren, wurde der Plastikmüll aus den hiesigen gelben Säcken noch tatsächlich in der Region sortiert und dem Recycling zugeführt. Damals gab es allerdings auch nur ein einziges deutschlandweites Finanzierungssystem: den "Grünen Punkt". Heute, so erklärt Baumgart, gibt es zehn Unternehmen im Rahmen des sogenannten Dualen Systems. Den Löwenanteil macht mit 37 Prozent immer noch der "Grüne Punkt" aus. Alle zehn Organisationen betreiben ihre eigene Entsorgungsschiene für den deutschen Plastikmüll, und das ist alles bis ins Kleinste geregelt: Die Firmen holen sich exakt die Menge ihres Marktanteils und bereiten diese dann irgendwo in Deutschland gemäß Gesetzeslage auf. Im Landkreis Eichstätt geht das so: Die Müllunternehmen tun nichts anderes, als die gelben Säcke bei den Bürgern einzusammeln und zu einer zentralen Sammelstelle bei der Firma Bachhuber in Beilngries zu kutschieren. Diese Sammelstelle ist eine schlichte Umladestation, an der täglich die Lastwagen der Dualen Systeme vorfahren und ihren Anteil holen. Die Reise kann durchaus bis nach Berlin gehen.

Für die Entsorgung, so stellt Thomas Baumgart klar, gibt es ein strenges Regelwerk, das im Übrigen zu "Rechtsstreitigkeiten ohne Ende" führe. Das Bundeskartellamt etwa sei permanent damit befasst, denn bei diesem Geschäft geht es um sehr viel Geld. Sortiert wird der Inhalt der gelben Säcke vollautomatisch nach vorgegebenen Quoten. Die riesigen Anlagen, die Materialsorten präzise erkennen können, können sich nur große Unternehmen leisten. Vorbei also die Zeiten, als ein Unternehmer wie Peter Schöpfel aus Eichstätt den hiesigen Plastikmüll sowohl einsammelte als auch im Neuburger Industriegebiet von Frauen am Fließband von Hand sortierten ließ.

Wer als eifriger Eichstätter Mülltrenner mit Tendenz zum Joghurtbecher-Ausspülen all dieses für frustrierend hält, der sollte bedenken: 56 Prozent sind gar nicht mal so übel. Die Verpackungsverordnung des Bundes schreibt nämlich nur eine Recyclingquote von 22,5 Prozent vor.