Dollnstein
Wenn die närrischen Weiber die Regentschaft übernehmen

Heute Abend beginnt die Fasenacht in der Marktgemeinde Bis am Faschingsdienstag die "Leicht" zu Grabe getragen wird, wird täglich gefeiert

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Foto: Edgar Mayer

Dollnstein (max) Am heutigen Mittwochabend übernehmen die Dollnsteiner Marktweiber endgültig die Regentschaft in der Marktgemeinde. Mit wildem und heftigem Geschrei werden sie die Sitzung des Marktrates stürmen und Bürgermeister Wolfgang Roßkopf, sowie seine Markträte von ihren Plätzen vertreiben.

Das politisch-führende Establishment weicht angesichts der grimmigen Dämonen, unter denen sich wahrlich feminin-anmutige Gestalten verbergen.

Die närrischen Weiber übernehmen für ein paar Tage die Regentschaft im sonst eher ruhigen und idyllischen Altmühlflecken. Und das nicht ohne Grund: Die Dollnsteiner behaupten seit über 800 Jahren - basierend auf dem berühmten Zitat des Wolfram von Eschenbach über die "koufwip zu Tolunstein" -, dass sie die Wiege des deutschen Karnevals im Allgemeinen und der Weiberfastnacht im Besonderen sind. Der mittelalterliche Minnesänger hat ihnen in seinem Epos "Parzifal" ein Denkmal gesetzt. So ist es auf vielen Internetportalen, die sich mit der Historie der Fasenacht beschäftigen, zu lesen.

Mit dem Gemeindestürmen beginnt eine närrische Zeit, die in Dollnstein bis zum Faschingsdienstag anhält. An diesem Tag wird, wie es sich zu einer traditionellen und althergebrachten Fasenacht gehört, der Fasching dann zu Grabe getragen.

Doch zuvor ist bereits am Unsinnigen Donnerstag in den Wirtschaften buntes und ausgelassenes Faschingstreiben angesagt. Im Bayerischen Hof wird DJ Schlauch auflegen, die Dollnsteiner Garde tritt ebenfalls auf. Diese hatte Anfang Februar ihren 20. Geburtstag mit einem Gardetreffen gefeiert. Am kommenden Samstag veranstalten die Fröhlichen Brüder ihren Faschingsball, bevor dann am Sonntag wieder die Linker-Rechter durch das Dorf ziehen und die Kinder zum Ruf "Linker-Rechter-Saubua schlechter, eins, zwei, drei" animieren. Um die Wortschöpfung hat sich Rupert Stadler, Spracharchäologe aus Eichstätt, Gedanken gemacht. Er meint: "Der ,Linker €˜ im Linker-Rechter-Lauf könnte wohl auch vom lateinischen lingo für ,etwas lecken €˜ oder ligurrire für ,naschen €˜ kommen. Allerdings wurde das römische ,Anheischen €˜ um Süßigkeiten im Laufe der Zeit kurz und bündig germanisiert."

Im Anschluss an das Treiben der Fröhlichen Brüder lädt die Dollnsteiner Faschingsgesellschaft erneut zum FG-Ball ins Gasthaus Kirchenschmied ein, wo es für eine Spende Kaffee und Kuchen gibt.

Am Montag ist der Rosenmontagsumzug das zentrale Element in Dollnstein. Um 13.30 Uhr startet der Gaudiwurm in der Wellheimer Straße. Der Zug endet am Marktplatz, wo die Gruppen einzeln von Ines Mader vorgestellt werden. Gruppen, die sich am "Fahnenflickerumzug" beteiligen möchten, werden gebeten, sich mit Hubert Ziller unter Telefon (0 84 22) 2 43 in Verbindung zu setzen.

Der nächste Tag steht heuer ganz besonders im Zeichen der närrischen Marktfrauen von Dollnstein, die ihre Faschingsgaudi inszenieren: Am Faschingsdienstag wird am Tafernplatz um den Marktfrauenbrunnen, der Karolina Kunigunde geweiht ist, ausgelassen getanzt. Heuer jährt sich die Einweihung zum 25. Mal.

Mit der sogenannten "Leicht", gehalten von Don Promillo alias Erich A. Bittl, wird der Fasching dann endgültig beerdigt. Die Leichtbeter ziehen zuvor von Haus zu Haus und bereiten die Bevölkerung auf die Zeit nach dem Karneval vor. Danach geht es ins Gasthaus "Zur Post", wo die versammelte Trauergemeinde den letzten Maschkerer zu Grabe trägt und manch bittere Träne vergießen wird, dass sich die Saison dem Ende neigt.