Schrobenhausen
Der Abend des Protests

Letzte Bürgerversammlung beschäftigte sich mit der Kellerbergbreite und wieder mit der Windkraft

06.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:19 Uhr
Plakativer Protest: Bei der Schrobenhausener Bürgerversammlung demonstrierten die Gegner des angedachten Baugebietes Kellerbergbreite gegen das Projekt. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Das angedachte Baugebiet Kellerbergbreite nahm einen Teil der letzten von insgesamt sechs Bürgerversammlungen in Schrobenhausen und den Ortsteilen in Anspruch.

Bei der Versammlung für die Kernstadt wurde auch über einen Bürgerantrag zum Windkraftprojekt im Hagenauer Forst debattiert.

An der Wand des mit etwas mehr als 40 Besuchern - darunter sieben Stadträte - besetzten Pavillons der städtischen Musikschule prangt ein großes Plakat. "Wir schützen unsere Kinder! ! ! ", haben die Gegner des geplanten Baugebietes Kellerbergbreite darauf geschrieben. Gegenüber im Saal haben sich die Widersacher des Windkraftprojektes im Hagenauer Forst - insgesamt nun schon zum sechsten Mal - zusammengesetzt.

Das Plakat haben Susanne Barbati und ihre Mitstreiter angefertigt. Sie seien durch die Pläne der Stadt dazu gezwungen worden, eine Interessengruppe zu gründen. Ihr Ziel - kurz zusammengefasst: Kein Baugebiet hinter der Platte zwischen der Berliner und der Alten Straße. Barbati verweist darauf, dass bereits 240 Unterschriften von Anliegern gegen das Projekt vorlägen. Auch ein Brief mit konkreten Fragen an die Stadtverwaltung sei bislang noch nicht beantwortet worden, so Barbati.

"Wir werden uns zusammensetzen und miteinander reden", verspricht Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) den Plattenanwohnern, "bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. " Denn, so Stephan, bislang sei überhaupt noch nicht klar, ob der Flächennutzungsplan für das Projekt geändert werden könnte. Und ohne diese Änderung könnte auch kein Bebauungsplan aufgestellt werden und ohne den gebe es auch kein Baurecht. Ob der Flächennutzungsplan geändert werden könnte, werde derzeit geprüft. Dabei spielten auch die Verkehrsaspekte eine Rolle, aber auch der Lärmschutz und mögliche Geruchsbelästigungen der eventuellen neuen Bewohner durch umliegende Pferdehöfe und ein landwirtschaftliches Anwesen. Auf Nachfrage von Manuela Kirner bestätigt Stephan, dass die Stadtwerke mit den Grundeigentümern Optionsverträge abgeschlossen hätten. Wenn das Projekt aber nicht zum Tragen komme, so Stephan, werde auch der Grundstücksbesitzer oder ein anderer Investor das angedachte Bauvorhaben nicht umsetzen können. Das mache die Stadt über die Stadtwerke oder sonst niemand, macht Stephan klar.

Es ist Hartmut Giehl, der das nicht enden wollende Thema Windkraft nach der Mühlrieder Bürgerversammlung nun auch in der Kernstadt aufs Tapet bringt. Er stellt den Antrag an die Bürgerversammlung, der Stadtrat möge der Bürgerenergiegenossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eine nötige Messung für den Bau von vier Windrädern zwischen Hörzhausen und Sandizell genehmigen. Stephan macht deutlich, dass er gegen Giehls Antrag stimmen werde: "Im Moment glaube ich nicht, dass es im Stadtrat einen positiven Beschluss zur Windenergie geben wird. " Er setze vielmehr auf eine Studie, die die Frage klären soll, ob Schrobenhausen die selbstgesteckten Klimaschutzziele auch ohne Windenergie erreichen könne. Und dann sehe man weiter. Persönlich sagt Stephan: "Ich brauche keine Windkraftanlagen. " Aber er nehme den Stadtratsbeschluss zum Klimaschutz ernst.

Natürlich zieht Giehls Wortmeldung Antworten der Gegner wie Gregory Wiesbeck und Anton Wagner nach sich. In der Debatte wird auch erwähnt, dass der Aichacher Stadtrat sich gegen Windräder ausgesprochen habe. Immer wieder muss Stephan Disziplin bei den Diskutanten einfordern. Der Debatte macht Giehl ein Ende: "Ich ziehe meinen Antrag zurück. "

Bürgersorgen

Fernwärme: Ob am Thiers-Kreisel ein Blockheizkraftwerk geplant sei, um die Innenstadtbewohner mit Wärme zu versorgen, wollte Herbert Reil wissen."Ja, das stimmt", sagte Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU), "das ist eine Übergangslösung. " Die Stadtwerke seien in der Pflicht, Fernwärme zu liefern, aber die Verhandlungen mit dem Partner Leipa, der Abwärme aus seinem nahegelegenen Werk für die Fernwärme abgeben solle, dauerten noch an. Darum sei der Bau eines mit Erdgas befeuerten Blockheizkraftwerkes geplant. Sobald Leipa sein Kohlekraftwerk abgebaut und stattdessen ein Gaskraftwerk installiert habe, solle die von der Firma nicht benötigte Wärme die Innenstadthäuser beheizen. Stephan erklärte außerdem, dass der Umstieg von Kohle auf Erdgas bei Leipa dazu führe, dass die bisher von allen Industriebetrieben in Schrobenhausen ausgestoßenen 90000 Tonnen CO2 pro Jahr auf 20000 Tonnen gesenkt werden könnten.Parkgebühren: Nicht nachvollziehbar fand Stefan Kneißl die derzeitige Praxis der Parkgebühren in der Altstadt. In der Lenbachstraße, der besten Lage Schrobenhausens, dürften Autos mit Parkscheibe bis zu zwei Stunden kostenlos abgestellt werden. In den Gassen dagegen verlange die Stadt Gebühren. Bürgermeister Stephan erkläre, dass nach dem Abschluss des Altstadtumbaus ein neues Parkkonzept erarbeitet werde. Dabei werde auch die Frage nach der Staffelung der Parkgebühren geklärt.Sonnenenergie: In Zukunft sollten alle Neubauten in Schrobenhausen mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern ausgestattet werden und auch über Dachanlagen Warmwasser für den Eigengebrauch produzieren. Eine solche Vorgabe sollte die Stadt allen Bauherrn machen, forderte Hartmut Giehl. Karlheinz Stephan erwiderte, dass in Zukunft bei allen Bauprojekten ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden sollten. Vorschläge dazu würden im Rathaus erarbeitet: "Das wird politisch gewürdigt. "E-Autos: Warum denn Besitzer von Elektroautos kostenlos in der Stadt Treibstoff für ihre Wagen bekommen könnten, wollte eine ältere Dame wissen. Das sei doch gegenüber den Besitzern herkömmlicher Autos ungerecht. Stephan zeigte sich kurz angebunden und verwies auf einen Stadtratsbeschluss, mit dem die Stadt die E-Mobilität fördern wolle.Straßenunterhalt: Die Josef-Sattler-Straße zerbrösele, die Steingriffer Straße reiße und die Ernst-Herb-Straße sei marode, monierte Herbert Reil. Er wollte wissen, warum andere vergleichbare Städte mehr Geld für den Straßenunterhalt ausgäben als Schrobenhausen. Bürgermeister Stephan sagte, die Stadt habe einen Haushaltsansatz von knapp 300000 Euro dafür. Doch, so Stephan, die Reparatur von Straßen sei keine reine Geldfrage. Im Stadtbauamt werde auch das nötige Personal dafür gebraucht. Und der Tiefbau, so Stephan weiter, werde derzeit von einem Sachbearbeiter alleine bewältigt. jsp

Jürgen Spindler