Riedenburg
"Ich werde die Zeit hier nie vergessen"

Zahlreiche Gläubige verabschieden Riedenburgs Pfarrvikar Xavier Raj Chinnappan

22.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:53 Uhr
  −Foto: Ehrlich

Riedenburg (DK) Bei einem Gottesdienst am Samstagabend ist Pfarrvikar Xavier Raj Chinnappan verabschiedet worden.

Wie beliebt er in Riedenburg war, merkte man sofort beim Betreten der vollbesetzten Stadtpfarrkirche. Zahlreiche Gläubige und viele Mitglieder der Kolpingfamilie, deren Präses er war, waren erschienen. Auch die beiden Ruhestandsgeistlichen Horst Mally und Karl Heinz Memminger nahmen teil.

Xavier Raj Chinnappan - oder einfach Xaver, wie ihn viele hier nennen - verlässt die Dreiburgenstadt in Richtung Falkenberg-Taufkirchen im Dekanat Eggenfelden. Wohnen wird er in Rattenbach. Stadtpfarrer Edmund Bock dankte dem scheidenden Pfarrvikar im Namen der Pfarreiengemeinschaft Riedenburg-Eggersberg-Thann-Schambach-Buch für sein Wirken in der Gemeinde. Auch den Dank des evangelischen Pfarrers Christian Bernath, der leider verhindert sei, übermittelte der Geistliche. Bock erinnerte an das Jahr 2016, als beide gemeinsam ihre neue Stelle in Riedenburg antraten, und betonte, wie schnell sich Xavier Raj Chinnappan hier eingelebt und die bayerischen Sitten und Gebräuche angenommen habe. Auch die legendären Essenseinladungen, bei denen der Pfarrvikar Köstlichkeiten aus seiner indischen Heimat zubereitete, sprach er an. "Tempus fugit - amor manet. Die Zeit vergeht - die Liebe bleibt", sagte Bock zur Verabschiedung.

Sichtlich gerührt begann Xavier Raj Chinnappan seine Abschiedsrede. "Es gibt eine Zeit für alles und heute ist die Zeit gekommen, mich von Ihnen zu verabschieden. Ich habe mich bei Ihnen wie zu Hause gefühlt, obwohl meine Heimat Indien weit entfernt ist. Sie waren alle so nett, freundlich, liebevoll, großzügig und rücksichtsvoll zu mir und Sie haben versucht, Hochdeutsch mit mir zu sprechen. Ich habe vieles gelernt. Riedenburg ist ein wichtiger Teil meines Lebens", sagte der scheidende Pfarrvikar. Er bedankte sich bei Stadtpfarrer Bock für die Unterstützung. Sein Dank ging auch an Horst Mally und Karl Heinz Memminger, die Schwestern des Klosters St. Anna, den katholischen Frauenbund, die Kolpingfamilie und besonders auch an die Ministrantinnen und Ministranten. "Bleiben wir alle im Gebet miteinander verbunden", sagte er zum Abschluss. Zahlreiche Gäste fanden sich anschließend noch vor der Kirche zu einer kleinen Feier zusammen, um sich persönlich von Xavier zu verabschieden. Die Mitgliedern des Frauenbunds überreichten ihm ein kleines Geschenk und eine Spende. Auch Riedenburgs Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) war gekommen, um dem beliebten Pfarrvikar eine Geldspende und einen Bildband mit dem Titel "Dahoim - Das untere Altmühltal" zu überreichen. "Damit Sie sich gut an die Zeit bei uns erinnern", sagte das Stadtoberhaupt. Für Chinnappans Hilfsprojekt in Indien überreichten ihm Stadtpfarrer Bock und Vertreter der jeweiligen Pfarrgemeinden Geldspenden.

Drei Jahre lebte und arbeitete Xavier Raj Chinnappan in Riedenburg. Zuvor war er als Aushilfskaplan in der Pfarrei Donaustadt im zweiten Wiener Bezirk tätig. "Es war schon eine Umstellung, von so einer großen Stadt nach Riedenburg zu kommen. Die Leute in Riedenburg waren gleich sehr freundlich und alles war so familiär. In Wien hingegen war es anonym und außerhalb der Gemeinde eher etwas unpersönlich", sagte der Pfarrvikar.

An Riedenburg gefalle ihm vor allem die Natur, das Wasser und das viele Grün. Auch sei es für ihn sehr wichtig gewesen, die bayerische Kultur und die Bräuche zu verstehen. "Ich liebe die bayerische Mentalität und die Menschen hier. " Auf die Frage, was er vermissen wird, sagte der Pfarrvikar: "In erster Linie die Menschen und die schöne Natur. Natur ist für mich sehr wichtig. Auch die Ministranten, mit denen ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, werde ich sehr vermissen und natürlich an erster Stelle meine Hauseltern, die Familie Deisenrieder. Sie haben mich so herzlich aufgenommen und vieles für mich besorgt und erledigt. Ich erinnere mich noch gut an eine Geschichte, als ich erst kurz meinen Führerschein hatte und abends einmal nicht nach Hause kam. Herr Deisenrieder ist die ganze Strecke abgefahren, um zu sehen, ob mir nichts passiert ist. Dies hat mich wirklich sehr berührt und ich bin ihnen unendlich dankbar. " Der Kontakt bleibe weiterhin bestehen und auf Nachfrage erklärte Xavier Raj Chinnappan, dass er mit Sicherheit öfter nach Riedenburg zu Besuch kommen werde.

Bevor er seine neue Stelle in Taufkirchen antreten wird, geht es aber erst einmal in den Urlaub. Chinnappan fliegt zu seiner Familie nach Südindien. Dort wird er sich auch um sein Hilfsprojekt BACE - Basic Aid for Children's Education kümmern. Mit seiner Hilfe werden zurzeit über 100 Schulkinder in seinem Heimatdorf unterstützt und die Sanitäranlagen der örtlichen Schule renoviert. Xavier Raj Chinnappan möchte sich nochmals ausdrücklich bei den vielen Menschen, Firmen und Vereinen in Riedenburg bedanken, die sein Hilfsprojekt unterstützt haben. Einen Dank für diese Unterstützung auszusprechen, sei ihm eine Herzensangelegenheit.

Bernd Ehrlich