stadtgeflüster
Keine Panik in Pfaffenhofen

16.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:16 Uhr
  −Foto: Stark, Thorsten, Eichstätt

(tsk) Schon Marco Polo wusste zu berichten, dass man auf Reisen allerhand wundersame Begegnungen machen kann.

Etwa im Golf von Bengalen, wo die menschenfleischessenden Hundsköpfigen ihr Unwesen getrieben haben sollen. Oder in Afghanistan, wo der Venezianer von gehörnten Pferden, also Einhörnern, schrieb, die dort bis zu ihrem Aussterben herumgesprungen sein sollen.

Unsere Reise an Mariä Himmelfahrt dauerte nun nicht mehr als 20 Jahre und führte uns auch nicht in ein Tausende Kilometer entferntes Großreich - sondern nur nach Pfaffenhofen, und nach ein paar Stunden waren wir auch wieder zurück in Ingolstadt. Allerdings hatten auch wir ein paar irritierende Erlebnisse. Ziel war das ehemalige Gelände der Landesgartenschau von 2017. Schließlich sind dadurch wunderschöne Parkanlagen entstanden, die auch heute noch der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Mit zwei Kindern im Schlepptau waren wir froh, gerade noch rechtzeitig den Zug erwischt zu haben. Bei der Fahrkartenkontrolle zückten wir dann das Bayernticket - und bekamen es vom Schaffner gleich wieder vor die Nase gehalten. "Fällt Ihnen was auf? ", fragte der. Die Namen waren nicht eingetragen. Auf unsere Bitte, uns doch einen Kugelschreiber auszuhändigen, erwiderte er, auf dem Ticket stehe doch schwarz auf weiß, dass die Namen vor Reiseantritt auszufüllen seien. Schließlich könne man sich überall am Bahnhof auch Kugelschreiber ausleihen, sollte man selbst keinen parat haben. "Wenn ich jetzt böse wäre, würde ich sagen: ,60 Euro'", erklärte der Schaffner. Am Ende händigte er dann generös doch den Kugelschreiber aus.

Als wir den ersehnten Spielplatz erreichten, währte die Freude nur fünf Minuten - heftiger Regen beendete den Aufenthalt. An Regenschirme hatten wir nicht gedacht. Auf der Suche nach einem geeigneten Lokal kamen wir an einem Seniorenheim vorbei - und erschauderten: "Da dies eine Seniorenwohnanlage ist, bitten wir sie ab 20 Uhr Ruhe zu bewahren", stand auf einem Schild. Wir gingen davon aus, dass mit "sie", obwohl kleingeschrieben, wir gemeint waren und nicht die Wohnanlage. Was passiert denn um 20 Uhr, fragten wir uns - dass man extra gebeten wird, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen? Springen dann rüstige Einhörner aus der Wohnanlage? Oder gar hundsköpfige Senioren, die uns an den Kragen wollen? Wir haben es nicht abgewartet, sondern sind schnell wieder nach Hause gefahren. Das nächste Mal besuchen wir wieder einen Spielplatz in Ingolstadt, denken an Regenschirme - und einen Kugelschreiber haben wir ab jetzt immer im Gepäck.