Schweitenkirchen
Nur eine Fraktion will es wissen

Schweitenkirchener SPD/FW stellt Bürgermeisterkandidat gegen Vogler auf - Gemeinderat vor dem Umbruch

19.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:14 Uhr
Wer hat hier gewonnen? Man kann es dem Foto vom März 2014 nach der Kommunalwahl nicht wirklich entnehmen. Es war natürlich Bürgermeister Albert Vogler (CSU), gegen den Christian Ostler (SPD/FW) angetreten war. Auch heuer könnte es darauf hinauslaufen, dass Ostler als Einziger gegen Vogler antritt. Wenn der SPD/FW nicht noch ein Coup gelingt. Denn Ostler ist gerade mit einer Frau als möglicher Gegenkandidatin im Gespräch. −Foto: Archiv/PK

Schweitenkirchen (PK) Einzig die Schweitenkirchener SPD/FW-Fraktion will einen Gegenkandidaten für die Kommunalwahl 2020 aufstellen - und somit gegen den Bürgermeister Albert Vogler (CSU) antreten, der so gut wie sicher wieder kandidiert.

Eventuell wird Vogler gegen eine Frau antreten, das ist aber noch lange nicht sicher. Teils haben die Fraktionen Schwierigkeiten, überhaupt genug Kandidaten für ihre Listen zu finden, denn heuer sollen erstmals 20 Gemeinderäte im Sitzungssaal Platz nehmen. Bisher waren es 16. Damit steht der Gemeinderat vor einem gewaltigen Umbruch, denn viele ältere Gemeinderäte hören im kommenden Jahr auf.

Besonders schwer tun sich die Fraktionen offenbar, Frauen zu finden. "Ich habe oft den Eindruck, dass Frauen, die ich anspreche, sich das nicht zutrauen", so Christian Ostler, stellvertretender Vorsitzender der SPD Schweitenkirchen, der für die Gruppierung SPD/FW im Gemeinderat sitzt. So als wäre es gesetzt, dass das Männersache sei, sagt Ostler. "Das ist aber definitiv nicht der Fall. "

Auch wenn einige ältere Männer im Gemeinderat das offenbar immer noch glauben. So jedenfalls hört man es aus dem Gemeinderat. Da fielen dann schon ab und an noch Sprüche, die darauf abzielten, dass die Mehrheit des Gemeinderats ganz klar von Männern gestellt werden solle, heißt es.

Ostler hat auch von solchen Sprüchen gehört, "aber von den jungen Mitgliedern kommt sowas nicht mehr. " Seine Gruppierung SPD/FW jedenfalls setze alles daran, Frauen zu finden, "doch dass wir 50 Prozent der Liste mit Frauen füllen, das werden wir wohl nicht schaffen". Dafür allerdings könnte ihm ein viel größerer Coup gelingen: Eine Frau als Bürgermeisterkandidatin für die SPD/FW-Fraktion. "Wir sind im Gespräch", sagt er. Momentan gehe es noch um die Frage, ob sie in die SPD eintrete, was eigentlich erwünscht sei. Sollte das nicht klappen, würde er auch selbst kandidieren, "obwohl ich es nicht unbedingt möchte". Auch Robert Bügl, der neue Chef der Schweitenkirchener SPD, wäre eine Option, so Ostler.

Bürgermeister Albert Vogler (CSU) jedenfalls steht prinzipiell schon in den Startlöchern für den Wahlkampf. "Erst werde ich mich allerdings wie angekündigt nochmal medizinisch durchchecken lassen", so Vogler. Dann muss ihn der CSU-Ortsverband noch offiziell nominieren. Bei der Liste der größten Gruppierung Freie Wählergemeinschaft/Wählergemeinschaft Schweitenkirchen (FWG/WGS) - momentan gehören dazu sieben Gemeinderäte - werden aktuell neue Kandidaten geworben, so Vogler, der auch Vorsitzender der FWG/WGS ist. "Wir sind im Gespräch", so Vogler. "darunter mit mehreren Frauen". Eine junge Mutter versuche er beispielsweise gerade zu überzeugen. "Ich hoffe, das klappt. " Er ist sich jedenfalls "absolut sicher", dass das Ehrenamt als Gemeinderat mit Familie und Job stemmbar ist. "Man kann das flexibel gestalten", so Vogler. Jeder könne Themen bearbeiten, die er auch zeitlich bewältigen könne. Und man müsse ja auch nicht in jeder Sitzung mit 20 Personen zusammensitzen.

Ein wenig mühsam läuft die Kandidatensuche der Freien Unabhängigen Bürger (FUB), so deren Vorsitzender Dominik Siebler. "Wir brauchen ja jetzt 20 Personen auf der Liste, das ist nicht ganz einfach". Das Amt sei offenbar nicht mehr so attraktiv, so Siebler. Viele sagten ab, weil sie nicht so viel Zeit investieren wollten. "Und viele sagen auch, sie wollen sich in der Kneipe nicht blöd anreden lassen - obwohl das meiner Erfahrung nach gar nicht passiert. " Es liege sicher auch daran, dass Politik allgemein weniger attraktiv geworden sei.

Einen Bürgermeisterkandidaten der FUB "gibt es im Augenblick nicht", so Siebler. Das werde sich wohl auch nicht ändern. "Denn wenn, dann soll es schon jemand machen, weil er es wirklich will und nicht, um ein paar Stimmen mehr zu bekommen. " Er selbst könne das Amt ohnehin "aus familiären Gründen" nicht stemmen. Und überhaupt: "Meine persönliche Meinung: Vogler macht es ja gut".

Auch vonseiten der BBS-Fraktion wird es keine Konkurrenz für den amtierenden Bürgermeister geben, im Gegenteil. Man wolle wieder mit der FWG/WGS auf einen gemeinsamen Kandidaten setzen, so BBS-Vorsitzende Gabi Kaindl. Die Zweite Bürgermeisterin schließt eine eigene Kandidatur kategorisch aus. "Allerdings würde ich gern wieder als Zweite Bürgermeisterin weitermachen, wenn ich gewählt werde. " Die Wahl des Zweiten Bürgermeisters obliegt dem Gemeinderat. Für die BBS-Liste gebe es jedenfalls genug Kandidaten, so Kaindl. "Wir haben wieder einen guten Mix, jung und alt. Frauen und Männer,", sagt sie. Ziel sei es, mindestens ein Viertel der Plätze mit Frauen zu besetzen. "Für mich ist auf jeden Fall eines klar, dass ich auch immer möglichen Kandidaten sage: Wenn ihr etwas erreichen wollt, dann müsst ihr euch zur Wahl stellen. "

Wer vielleicht oder sicher aufhört

Schweitenkirchen (dbr) Dem Gemeinderat Schweitenkirchen steht ein Neubeginn bevor. Viele alte Gemeinderäte hören auf, andere, darunter auch einige Frauen, denken zumindest darüber nach.

Ganz klar Schluss ist für Karl Schaubeck von der Freien Wählergemeinschaft/Wählergemeinschaft Schweitenkirchen. "30 Jahre sind genug", erklärt Schaubeck gegenüber unserer Zeitung. "Ich werde 67 und wäre am Ende der nächsten Periode 73 Jahre alt. " Jetzt "sollen und müssen" die jungen Frauen und Männer ran, so Schaubeck.

Auch Andreas Brummer vom Bürgerblock (BBS) hört definitiv auf. Der 59-Jährige stellt klar: "Es liegt nicht an der Zusammenarbeit, die ist gut. " Allerdings reiche es ihm nach 24 Jahren. "Andere sollen sich nun aufstellen lassen. "

Maximilian Roßner (FWG/WGS) hört auf, weil er inzwischen in Pfaffenhofen wohnt und auch dort arbeitet. "Mein Lebensmittelpunkt ist einfach nicht mehr in Schweitenkirchen", sagt er.

Über Matthias Amberger (FWG/WGS) gibt es Gerüchte, dass er ebenfalls aufhören möchte. Auf Anfrage sagt er allerdings, er überlege noch. "Das werden Sie dann schon sehen", so Amberger. Eine erfahrene Kraft ist Christine Frank (FWG/WGS), die sich mit ihrer Entscheidung noch Zeit lassen will. "Ich bin hin- und hergerissen", sagt die 59-Jährige. "Ich habe auch viele Ehrenämter und bin in meiner Praxis eingespannt. "

Ähnlich geht es Katharina Lemle (FWG/WGS). Die 62-Jährige macht ihre Entscheidung allerdings auch davon abhängig, wie viele Frauen es auf die Liste der WGS/FWG schaffen. Dass der Schweitenkirchener Gemeinderat wieder wie früher eine Männerdomäne wird, das will sie verhindern.

Desirée Brenner