Riedenburg
Ein rauschendes Fest mit landwirtschaftlichem Charakter

21.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:14 Uhr
Einen fantasievollen Kinderfestzug gab es beim ersten Riedenburger Volksfest 1950. Geschätzt 6000 bis 7000 Menschen bestaunten die Wagen mit Märchenbildern, welche die Volksschüler durch die Straßen manövrierten. −Foto: Stadtarchiv

Riedenburg (tkr) Wo heutzutage auf vielen Festlichkeiten Rummeltreiben und Bierzeltatmospähre im Vordergrund stehen, ist beim ersten Riedenburger Volksfest Wert auf Heimatverbundenheit, Tradition und Landwirtschaft gelegt worden.

Riedenburg hat drei Tage lang sein schönes "Festgesicht" aufgesetzt und nach über 50 Jahren volksfestloser Zeit am 29. Juli 1950 ein rauschendes Fest aus der Taufe gehoben. Heuer findet das Volksfest zum 70. Mal statt - Anlass genug für den DONAUKURIER, auf dessen Ursprünge zurückzublicken.

Bereits in den Wochen vor der Volksfestpremiere waren fast alle Häuser am Marktplatz und in den abzweigenden Straßen renoviert, frisch gestrichen und festlich geschmückt worden. Fassaden wurden beflaggt, Transparente angebracht, Fenster dekoriert. Insgesamt 34 Fahnen zierten unter anderem den Bahnhof, die Burgen, die Ortseingänge und den Festplatz. Nach sechs zermürbenden Kriegsjahren und fünf ärmlichen Jahren der Nachkriegszeit schien es, als wollte die damalige Marktgemeinde Riedenburg der Welt zeigen: Wir Riedenburger haben es geschafft - und nun wollen wir das auch feiern.

Die Feierlichkeiten begannen am Samstag, 29. Juli, als um 14 Uhr der Festwagen Richtung Festplatz startete. Dort angekommen erwarteten die Besucher bereits die üblichen Volksfestattraktionen wie Luftschaukel, Karussell und Autoskooter. Das Bier wurde während der ersten beiden Volksfestjahre von einer auswärtigen Brauerei ausgeschenkt, erst 1952 übernahm die Brauerei Unterkrieger den Ausschank.

Am ersten Festtag spielte die Blaskapelle unermüdlich, bis Bürgermeister Friedrich Riemhofer am frühen Abend die Gäste begrüßte und anschließend das musikalische Zepter in die Hände des Liederkranzes Riedenburg übergab. Bis in die frühen Morgenstunden wurde gefeiert, getanzt und gesungen. In seiner Berichterstattung schrieb der DONAUKURIER: "Es herrschte fröhliches Treiben - man sah manche ergötzliche Szene. " Welche Szenen damit gemeint waren, blieben - und bleiben auch heute - der Fantasie der Leser überlassen.

Der Volksfestsonntag fiel mit dem alljährlichen St.-Anna-Markt zusammen. Bereits am frühen Vormittag bummelten zahlreiche Besucher durch die 30 Verkaufsstände des Marktes, bevor am Nachmittag 400 Volksschüler und -schülerinnen mit einem Kinderfestzug aufwarteten. Geschätzt 6000 bis 7000 Menschen umsäumten dichtgedrängt die Straßen und bestaunten die Märchenbilder aus Schneewittchen, Dornröschen, Frau Holle und Hans im Glück, die sich in bunter Reihenfolge ablösten.

Der dritte und letzte Volksfesttag stand als "Tag der Bauern" ganz im Zeichen der Landwirtschaft und erhielt seine besondere Note durch die 200-Jahr-Feier des Bauern- und Tagelöhnervereins samt Schweine- und Großviehmarkt auf dem Festgelände. Die Vorführung verschiedener Schlepper und Viehtransporter erregte die Aufmerksamkeit vieler Landwirte.