Riedenburg
Weniger Lärm durch Flüsterasphalt

Staatsstraße 2230 zwischen Riedenburg und Kelheim bleibt bis Ende Oktober wegen Sanierung gesperrt

29.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:11 Uhr
Auch auf der Kelheimer Westtangentenbrücke wurde der verbrauchte Asphalt abgetragen. Auffüllungen ermöglichen den Anwohnern die Zufahrt zu den Garagen. −Foto: Rast

Riedenburg/Kelheim (rat/ DK) Die Sanierungsarbeiten auf der Staatsstraße 2230 gehen wie geplant voran.

Dennoch bleibt die wichtige Strecke, die Riedenburg mit Kelheim verbindet, voraussichtlich noch bis Ende Oktober zwischen Alt-essing und dem Kreisel an der Goldberg-Klinik vollständig gesperrt. In Kelheim ist auf der Riedenburger Straße und der Westtangentenbrücke derzeit nur ein sehr eingeschränkter Anliegerverkehr möglich. Das teilte das Staatliche Bauamt in Landshut mit. Der Freistaat investiert hier in den kommenden Wochen rund 2,3 Millionen Euro in die Erneuerung der Staatsstraße.

Offiziell erfolgt die ausgeschilderte Umleitung ab Altessing bis zum Krankenhaus-Kreisverkehr über Ihrlerstein. Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, wählen viele Autofahrer ab Altessing lieber den entgegengesetzten Weg in Richtung Hienheim, biegen am Ende des Hienheimer Forsts in Richtung Befreiungshalle ab, fahren nach der Abzweigung zum Ruhmestempel die Serpentinen hinab und kommen dann auf der Hienheimer Straße in Kelheim an. Diese Umleitungsstrecke ist zwar schneller befahrbar als die über Ihrlerstein, aber sie eignet sich nur für Personenkraftwagen und nicht für den Schwerlastverkehr. Nach Auskunft des Kelheimer Landratsamtes werden ab Schulbeginn auch die Busse, die Realschüler nach Riedenburg und Gymnasiasten nach Kelheim bringen, den zeitaufwendigen Umweg über Ihrlerstein nehmen müssen.

Auf der Riedenburger Straße und der Westtangentenbrücke in Kelheim wurde der alte Fahrbahnbelag in den vergangenen Tagen bereits abgefräst. Der örtliche Bauüberwacher Gerhard Weinzierl, er ist ein Kelheimer, geht davon aus, dass die entfernte Asphaltschicht noch aus der Zeit nach der Beendigung des Baus des Main-Donau-Kanals Mitte der 1980er-Jahre stammt. Damals waren viele Straßen im Altmühltal erneuert worden, weil sie unter den schweren beim Bau der Wasserstraße eingesetzten Maschinen und Lastwagen gelitten hatten. Wie Weinzierl weiter mitteilt, seien relativ kurzfristig noch die Westtangentenbrücke und die Alleestraße in das Sanierungsprojekt aufgenommen worden. Das sei eine nachvollziehbare Entscheidung gewesen, da die Staatsstraße 2230 ohnehin total gesperrt werden muss. Für deren Anlieger, darunter eine große Tankstelle, ein in der Region bekanntes Möbelhaus und der Sozialverband VdK Bayern, sind es schwierige Zeiten, denn sie sind derzeit vom Durchgangsverkehr komplett abgekoppelt. Nur Baustellenfahrzeuge rollen vereinzelt vorbei.

Für die Anwohner dürfte die Situation gleichermaßen ungewohnt wie angenehm sein. Denn von der vielbefahrenen Staatsstraße geht für gewöhnlich Tag und Nacht ein erheblicher Lärmpegel aus. Derzeit ist es dagegen ausgesprochen ruhig. Wie Weinzierl weiter erläutert, wird sich mit dem neuen Fahrbahnbelag die Lärmsituation für die entlang der Riedenburger Straße wohnenden Bürger verbessern. Denn es wird eine lärmmindernde Asphaltschicht aufgetragen. Der Bauüberwacher schätzt, dass sie etwa 20 Jahre hält - also weniger lang als die bisherige Straßenoberfläche. Das Problem: Der Flüsterasphalt ist nicht so dicht, er weist mehr Öffnungen auf, in die Wasser eindringen kann. Es gefriert bei Frost, dehnt sich aus und zerstört damit die Straßenoberfläche. "Flüsterasphalt und Langlebigkeit schließen sich leider aus", erklärt Weinzierl.

Die Arbeiten an der Staatsstraße 2230 laufen bereits seit Anfang August. In der kommenden Woche wird laut einer Mitteilung des Staatlichen Bauamtes mit der Asphaltierung des ersten Bauabschnitts zwischen dem Krankenhaus-Kreisverkehr und dem Kelheimer Ortsteil Gronsdorf begonnen. Der Kreisel bleibt aber während der gesamten Bauzeit frei befahrbar.

Die Sanierung der rund sechs Kilometer langen Strecke bis nach Altessing erfolgt in zwei Bauphasen. Zunächst ist die Baufirma zwischen dem Kreisverkehr und dem Ortsausgang von Kelheim nahe der Schleuse sowie zwischen Oberau und Essing am Werk. Auf Höhe von Altessing muss zudem eine Geh- und Radwegbrücke instandgesetzt werden. Die ersten Asphaltierungsarbeiten innerhalb von Kelheim sollen bis zum 10. September, also noch vor Schulanfang, abgeschlossen werden. Die Westtangentenbrücke erhält dann bis Mitte September ihren neuen Belag. Das Staatliche Bauamt weist aber darauf hin, dass die Asphaltierungsarbeiten abhängig von der Witterung erfolgen. Bei schlechtem Wetter ist eine Verschiebung nötig. Sollte alles wie geplant verlaufen, dann wäre die Riedenburger Straße ab dem 11. September zumindest für die Anlieger wieder frei befahrbar, der Durchgangsverkehr bleibt aber bis Ende Oktober ausgesperrt.

Die Zufahrt zur Tropfsteinhöhle Schulerloch und zu den Natursteinwerken Kelheim ist weiterhin nur aus Richtung Kelheim über die Kreisstraße KEH 15 möglich. Ab der Zufahrt zum Parkplatz der Höhle kann die Staatsstraße 2230 wegen der Brückensanierung nicht weiter in Richtung Riedenburg befahren werden. Im nächsten Schritt erfolgen in der ersten Bauphase die vorbereitenden Arbeiten für die Asphaltierung des Abschnitts zwischen Oberau und Essing. Die Fertigstellung dieses Abschnittes ist für Ende September vorgesehen.

Danach beginnt die zweite Bauphase, die von Ende September bis Ende Oktober dauert und die Erneuerung der Staatsstraße 2230 zwischen Oberau bis auf Höhe von Gronsdorf beinhaltet. Die Strecke bleibt für den Durchgangsverkehr weiter total gesperrt. Die Vollsperrung der Geh- und Radwegbrücke auf Höhe von Altessing wird mit dem Beginn der zweiten Bauphase aufgehoben. Die Zufahrt zur Tropfsteinhöhle Schulerloch und zu den Natursteinwerken Kelheim ist während der zweiten Bauphase nur aus Richtung Riedenburg möglich.

Zudem wird im Zuge der Baumaßnahme der Radweg nördlich der Staatsstraße zwischen Essing und Kelheim saniert und während der gesamten Bauzeit gesperrt. Der Radverkehr wird auf den geschotterten Radweg nördlich des Main-Donau-Kanals umgeleitet.
 

Umdenken bei Rettungsdienst und Feuerwehr

Riedenburg/Kelheim (ksm) Für den Rettungsdienst bedeutet die Sanierung der Staatsstraße 2230 zwischen Essing und Kelheim mitunter Einschränkungen. „Es ist etwas komplizierter“, sagt Stephan Zieglmeier, Leiter Rettungsdienst des BRK-Kreisverbands. Wo Fahrzeuge für die Strecke zwischen Riedenburg und Kelheim ohne Baustelle rund zehn Minuten unterwegs waren, gilt es jetzt, Umwege zu nehmen. Transporte verzögerten sich da schon, sagt Zieglmeier. Das Wohl der Patienten sei aber nicht gefährdet, betont er. Man sei im Vorfeld rechtzeitig über die Baumaßnahme informiert worden und habe dies auch der Integrierten Leitstelle gemeldet, die die Disposition der Einsätze verantwortet. „Das ist aktuell natürlich schwieriger. Im Moment kann es darum vorkommen, dass statt eines Rettungswagens eher ein Hubschrauber eingesetzt wird“, beschreibt Zieglmeier den Lösungsansatz. Der Weg nach Kelheim nehme durch die Umleitung zwischen fünf und sieben Minuten mehr Zeit in Anspruch, wie Karl Puschmann, Leiter der Riedenburger BRK-Bereitschaft erklärt. „Wir fahren aber auch zu Einsätzen Richtung Altmannstein, Dietfurt und Hemau, da gibt es keine Einschränkungen.“ Auch wenn man bereits in Painten sei, stelle die Baustelle kein Problem dar. „Und wenn man über Hemau nach Regensburg fährt, braucht man nicht wesentlich länger als über Kelheim“, weiß er. Auch er sieht das Wohl der Patienten nicht in Gefahr. Denn bei einem Herzinfarkt etwa werde das am nächstgelegene aufnahmefähige Krankenhaus angefahren, von Hexenagger aus etwa Ingolstadt. Die Riedenburger Feuerwehr ist aufgrund der Straßensanierung für den Bereich rund um Essing und den Norden des Landkreises in der Alarmierungsliste der Integrierten Leitstelle auf Platz zwei gerückt und hat damit für die Dauer der Baumaßnahme die Position der Kelheimer Wehr eingenommen. Dies ist der geografischen Lage geschuldet, die Riedenburger können schneller vor Ort sein