Hilpoltstein
Vollständiger Impfschutz für die ersten 100 Landkreisbürger

Schritt für Schritt kommt Kampagne in Klinik und Seniorenheimen voran - Infektionszahlen in Hilpoltstein und Greding bleiben auf hohem Niveau

18.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:30 Uhr

Hilpoltstein/Greding - Die ersten 100 Landkreisbürger haben nun den vollständigen Impfschutz gegen Sars-CoV-2. Sie haben laut Andrea Raithel, Sprecherin des Landratsamts, die zweite Dosis des Vakzins der Firmen Biontech/Pfizer am vergangenen Wochenende die zweite Impfung bekommen.

Zudem haben 1706 Menschen im Kreis Roth die erste Impfung erhalten; damit seien alle bislang gelieferten Impfdosen auch tatsächlich verimpft worden. "Die nächste Lieferung ist für Dienstag angekündigt. Dann sollen 315 Dosen für die zweite Impfung geliefert werden. "

Mitunter gibt es beim Impfen aber ganz praktische Probleme. Denn Bewohner und Personal in stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen werden in aller Regel nur dann geimpft, wenn es keinen aktuellen Corona-Ausbruch gibt. Das Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hilpoltstein sowie das Caritas-Seniorenheim in Greding kämpfen derzeit aber mit hohen Ansteckungszahlen.

Derzeit seien 30 Bewohner und 13 Mitarbeiter positiv getestet, sagt Frank Walter Krebel, der Leiter des AWO-Heims. Vor einer Woche waren es noch 24 Bewohner und 6 Mitarbeiter, die infiziert waren. Am Montag habe es eine weitere Reihentestung gegeben, so Krebel, er hoffe, dass sich die Lage entspanne. Umso mehr, da das mobile Impfteam des Unternehmens Vitolus in der vergangenen Woche zu Gast im Haus gewesen ist - just an dem Tag, als die Schnelltests die Häufung der Fälle aufzeigte. Wer von den Bewohnern fit war, sei geimpft worden, so Krebel.

Auch 36 Mitarbeiter hätten die erste Dosis des Vakzims verabreicht bekommen. Durch die Trennung des Heimes in drei Bereiche sei dies möglich gewesen. Jetzt wartet Krebel darauf, dass die neuerlichen Tests zeigten, "dass wir das Gröbste überstanden haben". Und es mit der Immunisierung weitergeht: "Mal schauen, wann wir den nächsten Termin kriegen. "

Das AWO-Heim beklagt bislang fünf Tote. Ob sie allesamt mit Corona gestorben sind oder das Virus nur in sich getragen haben, ist nicht bekannt. "Es waren auch welche negativ getestet, so Krebel. In einem Seniorenheim sei es eben nicht unbedingt eine Ausnahme, dass auch einmal ein Bewohner stirbt.

Das war auch in Greding der Fall. Zehn Bewohner sind laut der Caritas-Sprecherin Andrea Schödl zuletzt in Zusammenhang mit Corona gestorben. Der elfte Todesfall fließe zwar in diese Statistik nicht ein, ist aber von anderen außergewöhnlichen Umständen begleitet (siehe Seite 19).

Die Lage ist noch immer prekär: Insgesamt hat das Gredinger Heim 47 positive Bewohner; derzeit sind 11 im Krankenhaus, 8 davon wegen Corona. Bei den Mitarbeitern sieht es nicht viel besser aus: 30 Frauen und Männer sind aktuell nach positivem Test in Quarantäne, weitere 2, weil sie Kontaktpersonen sind. Weil 7 Mitarbeiter auch noch krankgeschrieben sind - 5 von ihnen sind nach ihrer Quarantäne noch nicht arbeitsfähig - herrscht noch immer Personalnot. Zehn Aushilfen müssten derzeit dem Stammpersonal im Heim unter die Arme greifen, so Schödl. Ein Impfteam war bisher noch nicht im Haus.

Dass sich die Corona-Lage im Freistaat über das vergangene Wochenende ein klein wenig entspannt hat, wirkt sich auch auf die Intensivstationen in den Krankenhäusern der Metropolregionen aus. Bislang allerdings nicht in der Kreisklinik Roth. 40 Covid-19-Patienten befänden sich derzeit in der Klinik, sagt Klinikvorstand Werner Rupp auf Anfrage, weiter 4 lägen auf Intensiv. Das ist exakt die Anzahl wie schon am vergangenen Donnerstag. In Roth sei die Lage "schon seit Weihnachten kritisch", sagt Rupp. Freie Intensivbetten gebe es praktisch keine mehr - außer die, die für andere Notfälle reserviert bleiben müssten.

Kein Wunder: Der Kreis Roth ist erstmals seit längerer Zeit am Sonntag wieder unter die Marke von 200 gerutscht, wenn es um die Neuinfektionen binnen sieben Tagen und pro 100000 Einwohner geht. Die Situation hier sei "neben Sachsen und Thüringen hier besonders krass" gewesen, sagt Rupp. Eine Erklärung dafür habe er auch nicht. Ja, natürlich habe es Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen gegeben, doch derlei Institutionen gebe es schließlich überall im Land.

In den Chor der vielen Kritiker davon, wie schleppend Impfungen hierzulande vorankommen, stimmt Werner Rupp ausdrücklich nicht ein. "Wir stehen ganz am Anfang", sagt er zwar, doch: "Das kann doch auch gar nicht anders sein. " Ja, auch die Mitarbeiter der Kreisklinik seien davon betroffen, dass der Impfstoff ein knappes Gut ist. Jedoch hätten immerhin 200 Mitarbeiter - Ärzte wie Pflegepersonal - bereits die erste Impfdosis gespritzt bekommen - von 300, die ihr Interesse angemeldet hätten. Noch in dieser Woche stünde der erste Termin für die Zweitimpfung an.

HK

Volker Luff