Zustimmung ist groß
Halsschutzpflicht im Eishockey: DEL reagiert auf tödlichen Unfall von Adam Johnson

08.11.2023 | Stand 08.11.2023, 15:13 Uhr

Ab 1. Januar 2024 müssen alle DEL-Spieler einen schnittfesten Halsschutz tragen. Allerdings reagierten viele Profis ohnehin auf den Unfall von Adam Johnson und spielten zuletzt schon damit. − Foto: Imago Images

Nach dem tödlichen Unfall von Adam Johnson hat die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) schnell reagiert: Ab 1. Januar 2024 müssen alle Spieler einen schnittfesten Halsschutz tragen. Die Sportlichen Leiter der 14 Klubs beschlossen einstimmig, diese Pflicht einzuführen.



Bisher mussten lediglich U18-Spieler einen Halsschutz tragen. Der Amerikaner Johnson (29) war Ende Oktober im Spiel Nottingham Panthers von einem Schlittschuh am Hals getroffen worden. Der ehemalige Augsburger DEL-Profi erlag seinen Verletzungen. Der tödliche Unfall löste eine neue Sicherheitsdebatte aus – wir haben nachgefragt bei Verantwortlichen in der Region, was sie von einer Halsschutzpflicht halten.

Jason Dunham, Sportlicher Leiter Straubing Tigers: „Ich halte die Einführung grundsätzlich für eine sehr gute Idee. Es geht dabei sowohl um die Sicherheit als auch die mentale Lage der Spieler. Das Tragen des Schutzes kann auch einen psychologischen Effekt auf die Spieler haben, um mit den schrecklichen Bildern des Unfalls umgehen zu können. Gerade in unserem Team war die Bestürzung groß. Unser Torhüter war gemeinsam mit Adam Johnson auf dem College, andere aus dem Team haben mit ihm trainiert. Aber eigentlich hat der Todesfall alle Spieler emotional sehr getroffen. Grundsätzlich passiert so etwas sehr selten, aber ich weiß, wie hart dieser Sport sein kann und jeder schwere Unfall ist einer zu viel. Deshalb macht das verpflichtende Tragen für alle Spieler Sinn. Auch wenn kein hundertprozentiger Schutz garantiert werden kann, ist eine Verminderung des Risikos schon Grund genug für eine Einführung.“

Thomas Greilinger, Ex-Nationalspieler und Angreifer beim Deggendorfer SC: „Sinnvoll ist es auf jeden Fall. Im Kinder- und Jugendbereich ist es ja ohnehin schon Pflicht und auch im Erwachsenenbereich wäre es möglich. Der schnittfeste Stoff des Schutzes ist mittlerweile so ausgereift, dass er die Spieler während dem Spiel nicht stört. Bei einer Einführung stellt sich aber auch die Frage, wo man anfängt und wo man aufhört. Eine Gitterpflicht wäre genauso überfällig, wenn man die vielen Verletzungen an Zähnen und Augen betrachtet, die Spieler davontragen. Wichtig ist deshalb, dass es von den Verbänden einheitlich vorgegeben wird. Entweder die Spieler entscheiden in Eigenverantwortung, welches Risiko sie eingehen möchten oder Schutzmaßnahmen werden für alle Spieler verpflichtend umgesetzt.“

Thomas Vogl, Trainer EHF Passau Black Hawks: „Ich bin definitiv für das verpflichtende Tragen eines Halsschutzes im Eishockey. Bereits letzte Saison haben die Spieler in der DNL einen solchen tragen müssen. In vielen Fällen war dieser jedoch nur ein provisorisches Lätzchen, was sich die Spieler überziehen. Deshalb sollte unbedingt auf die Qualität und den schnittfesten Stoff des Halsschutzes Wert gelegt werden. Dennoch bin ich der Meinung, dass der Unfall von Adam Johnson auch mit einem Halsschutz nicht verhindert worden wäre. Bei vielen anderen Unfällen kam es zu Schnittverletzungen, doch im Falle Adam Johnson kann man von einer Durchtrennung unterhalb des Kinns sprechen. Der Halsschutz reicht bis zum Bereich des Kehlkopfs. Bei diesem Unfall sind die schlimmsten Umstände zusammengetroffen.“