Zell
Erst WM-Titel, dann Kaiserschmarrn?

Nicole Bretting tritt am Sonntag bestens vorbereitet im österreichischen Zell am See an

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Trainingsfahrt vor idyllischer Kulisse: Nicole Bretting hat sich die WM-Strecke rund um Zell am See mehrmals angesehen - Foto: R. Bretting

Zell am See (SZ) Nicole Bretting ist mal wieder unterwegs, um Geschichte zu schreiben. Diesmal soll’s bitte schön der Ironman-70.3-Weltmeistertitel sein, den die Triathletin aus Hohenwart in ihrer Altersklasse W40 gewinnen möchte.

Zell am See legte sich am gestrigen Freitag mächtig ins Zeug: Bilderbuchwetter, herrliche Berge, selbst am Abend noch Temperaturen über 25 Grad Celsius im Schatten. Ideal nicht nur für entspannende Urlaubsgäste, sondern auch für Ausdauersportler, die im Salzburger Land an diesem Wochenende so richtig viel Spaß haben wollen. Fehlte eigentlich nur noch eine tolle Portion Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster auf dem Teller.

„Aber spätestens nach dem Wettkampf, irgendwann am Sonntagabend, klappt es auch damit“, sagt Reinhard Bretting lächelnd: „Das lassen wir uns definitiv nicht entgehen.“ Nur bis dahin vergehen eben noch einige Stunden. Viele Stunden, in denen er und vor allem seine Ehefrau eine ganze Menge vorhaben. Nichts wird dem Zufall überlassen, nichts wurde dem Zufall überlassen. „Nicole ist hier, um zu gewinnen“, sagt Reinhard Bretting selbstbewusst: „Jetzt plötzlich ein anderes Ziel auszugeben, das wäre absolut gelogen.“

Nur rund 250 Kilometer sind’s vom Paartal aus in den Pinzgau – ein Katzensprung für die Bretings, wenn man bedenkt, dass sie zum Hawaii-Triathlon alljährlich über 12 300 Kilometer anreisen müssen. Und natürlich wurde dieser Standortvorteil nun knallhart ausgenutzt – mit einem zweimaligen Besuch von Zell am See bereits in den vergangenen Wochen, um die WM-Strecke genauestens unter die Lupe nehmen zu können.

Zuletzt waren die Brettings vor exakt 14 Tagen im Salzburger Land. „Wenn Nicole auf dem Rad eine winzig kleine Schwäche hat, dann die, dass sie bei ihr unbekannten Abfahrten mitunter einen Tick zu ängstlich ist“, berichtet Reinhard. Also wurden vor zwei Wochen entsprechende Passagen immer wieder bis ins kleinste Detail angesehen, immer wieder befahren – damit die 43-Jährige jetzt mit dem bestmöglichen Gefühl ins Tal rasen kann. „Die Zeit, die sie hier verlieren könnte, könnte entscheidend sein“, betont ihr Ehemann.

Aber nicht nur der 90 Kilometer lange Radparcours als mittleres Puzzlestück des Wettbewerbs hat es am morgigen Sonntag in sich, sondern die gesamte WM-Strecke – angefangen mit den 1,9 Kilometern, die schwimmend im idyllischen Zeller See zurückzulegen sind, ehe die Athlet(inn)en abschließend noch einen anstrengenden Halbmarathon (21,1 Kilometer) durch die Straßen der Gemeinde laufen müssen.

Nicole Brettings Hauptkonkurrentinnen um den begehrten WM-Titel? Ehrliches Achselzucken von Ehemann Reinhard: „Hundertprozentig wissen wir’s nicht. Aber diesmal haben wir absichtlich nicht danach geforscht, wer ihre größten Gegnerinnen sein könnten. Wir legen stattdessen unser Hauptaugenmerk auf die optimale Versorgung von Nicole auf der Strecke – und dann können wir ja immer noch schauen, was die anderen so machen.“

W40-Weltmeisterin über die klassische Ironmandistanz ist die Hohenwarterin ja schon. Wenn sie in Zell am See nun auch noch den WM-Titel in der Ironman-70.3-Disziplin holen würde? „Dann wäre dies eben das Erfüllen eines weiteren Traums“, ergänzt Ehemann Reinhard sofort lächelnd.

Die Startzeit der 43-Jährigen am morgigen Sonntag: exakt um 11.46 Uhr. Danach sind knapp fünf Stunden absolute Höchstleistung gefordert – von ihr persönlich direkt auf der Wettkampfstrecke, aber auch von Ehemann Reinhard daneben. „Für denjenigen, der den Support macht, ist so ein Triathlon ebenfalls extrem hart. Er muss ja auch ständig auf den Beinen sein, zudem ist auch er ständig angespannt“, bestätigt der 46-Jährige. Aber nein, eine zusätzliche Medaille wünscht er sich deswegen nicht gleich. Ihm würde es am morgigen Sonntag schon reichen, wenn seine Nicole am Ende einen weiteren WM-Thron in der Altersklasse W40 besteigen dürfte – und es dann zudem eine tolle Portion Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster gibt.