Heute
Olympische Beobachtungen: Eishockey-Kicker mit Larissa

09.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:06 Uhr

Heute habe ich beim Eishockey gewonnen. Mit einer sauberen Kombination landete der Puck unhaltbar für den Keeper im Netz. Na, gut, auf dem Eis in der Arena war ich natürlich nicht. Sondern ich habe bei der Kicker-Variante von Eishockey gepunktet.

Sie wissen schon, die Figuren, die man mittels Gestänge hin und her schieben und drehen kann. Larissa hat mich herausgefordert. Larissa ist Volunteer bei den Olympischen Spielen und eigentlich dafür zuständig, die Eintrittskarten bei den Eishockeyspielen zu kontrollieren. Aber es war gerade nichts zu tun, deshalb vergnügte sie sich mit dem Spiel, das in einem Zelt aufgebaut war. Als ich vorbeischlenderte, rief sie mir zu, ob ich nicht auch mal wollte. Also griff ich zu den Hebeln und wir fingen an. Larissa ist flink und kennt das Spiel. Ein paar Mal rettet mich nur der Zufall. Aber dann kam meine Chance und zack. Larissa nahm’s sportlich und gratulierte mir herzlich. Ich selbst war froh, dass ich mich gegen eine nette, ältere, weißhaarige Dame nicht blamiert habe. Larissa dürfte so um die 70 sein. Genau weiß ich es nicht. „So etwas fragt man doch eine Dame nicht“, rief Larissa mit gespielter Empörung. Wir kommen schnell ins Gespräch. Wie die meisten Russen und Russinnen ist sie sehr an Deutschland interessiert. Unsere Bundesrepublik genießt in weiten Kreisen höchstes Ansehen. Deshalb hat sie viele Fragen. Aber auch ich möchte ein paar Sachen wissen. Wie kommt eine Seniorin dazu, sich als Volunteer zu bewerben? Was wäre ihr auch anders übriggeblieben, sagt sie. Schließlich könne sie ihren Enkel, der unbedingt einen solchen Job wollte, nicht allein nach Sotschi reisen lassen. Die Sache mache ihr auch richtig Spaß. Da komme sie viel mit Leuten zusammen und können später viel erzählen. Zum Abschied schenkt sie mir einen Wimpel aus Nischni Nowgorod. Da stammen sie und ihr Enkel nämlich her.

 

Unser Redakteur Josef Bartenschlager kennt Sotschi bereits aus den 1990er-Jahren. Seine Frau Ludmila stammt aus der Stadt am Schwarzen Meer. Der 53-jährige Bartenschlager berichtet aus Sotschi bis zum Ende der Olympischen Winterspiele exklusiv für den DONAUKURIER.