Sotschi
Olympische Beobachtungen: Ausflug ans Meer

13.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:05 Uhr

Vor lauter Olympia hätte ich fast vergessen, dass Sotschi am Meer liegt. Aber gestern war herrliches Wetter, und da habe ich mir am späten Nachmittag einen Strandspaziergang gegönnt. Nur wenige hundert Meter vom „Port“, vom Hafen, finde ich ein geeignetes Plätzchen.

Das bietet mir einen schönen Blick auf die vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe, die in diesen Tagen als schwimmende Hotels dienen. Die Sonne strahlt, und ich ziehe mir Schuhe und Socken aus. Sotschis Strände bestehen entweder aus Kieselsteinen oder schwarzem Sand. Als Kind hätte sie nicht gedacht, dass es auch weißen Sand geben könnte, hat mir meine Frau einmal erzählt. Legendäre Strände wie die Copacabana sind in Sotschi nicht zu finden. Die Strände sind eigentlich alle gleich: Die Rückseite fasst eine Beton- oder Steinmauer ein; die Stürme können manchmal heftig sein. Oft finden sich ins Wasser ragende zweistöckige Bühnen. Unten sitzen oft Fischer, das obere Stockwerk ist mit Liegestühlen befrachtet und meist überdacht. Ich blinzle in die Sonne, kremple die Hosenbeine hoch und strecke meine Füße ins Wasser. Frisch, sehr frisch. Da höre ich eine Stimme: „Nicht nur die Zehen nass machen, reinspringen!“ Ein stattlicher Herr entsteigt den Wellen. „Nicht zu kalt“, frage ich zurück. Er lacht nur. Im Februar ist natürlich kein Strandbetrieb, aber es gibt etliche Leute, die sich niedergelassen haben – und einige baden tatsächlich. Ich wate weiter ins Wasser und spritze mir einige Handvoll ins Gesicht. „Immerhin“, kommentiert der Herr. Wo ich denn herkomme? Aus Deutschland? Super! Er eilt zu seinen Sachen, kramt nach seinem „Mobilnik“ und zeigt mir Fotos von seinem Auto, einem VW Passat. „Ein tolles Auto“, schwärmt er. Deutsche Wertarbeit eben. Mit freundlichem Winken strebt er dann wieder dem Meer zu. Das nächste Mal lasse ich mich auf eine Mutprobe mit dem frischen, sehr frischen Wasser ein.

Unser Redakteur Josef Bartenschlager kennt Sotschi seit den 90er Jahren.