Olympia-Tagebuch: Recherche im Pub

09.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

London (dk) Meine Zeit in London neigt sich langsam dem Ende zu. Da nehme ich gerne auch mal Aufträge aus der Heimat an, vor allem wenn sich die Recherche dazu flexibel gestalten lässt. Wie ist das denn nun in den Pubs? Wie schmeckt das Bier? Wie ist das Essen? Was die Kollegen alles wissen wollen. Na gut.

Als Wahl-Londoner ist das für mich kein Problem. Der Geselligkeit wegen rufe ich unseren Vermieter an und frage, ob er mitkommt auf ein Getränk nach Feierabend. Thomas aus Freiburg lebt seit zwölf Jahren in London, kennt sich also etwas besser aus als ich. Deshalb lasse ich ihm dieWahl.

Wir starten im „The Cittie of Yorke“, einem der ältesten Pubs in London. Ich versuche etwas angestrengt eine Bedienung auszumachen, doch die scheinen alle noch daheim zu sein. Ist ja erst 18 Uhr. Vielleicht helfen sie in der Küche? Thomas lacht und klärt mich auf. Selbst ist der Mann. Okay. Der Engländer denkt nur in Runden, auch das erfahre ich. Also hole ich zwei Getränke an der Theke. Ein Whitebier und ein Pale Ale (helles Bier). Gezahlt wird sofort, aber ohne Trinkgeld.

Apfelschorlen haben bei uns übrigens mehr Schaum. Geschmacklich lässt sich mein Ale ganz gut an. Zu Essen gibt es in diesem Pub nur Knabberzeug. Deshalb ziehen wir schnell weiter. Im „Royal Albert“ in New Cross bekomme ich dann die nächste Lektion. Weil Thomas noch daheim nach den Katzen sehen musste, haben wir uns getrennt. 20 Minuten lange warte ich vor dem Pub, bis Thomas anruft. Er: „Wo bleibst du?“ Ich: „Ich stehe davor.“ Das Ergebnis: Er ist schon drin und wartet. Seine Belehrung: „Nie vor dem Pub warten, sondern reingehen und an der Theke ein Bier bestellen.“ Wieder etwas gelernt.

Gegen meinen Hungerast bestelle ich einen Beef-Burger mit Chips. Die kommen nicht aus der Tüte, sondern aus dem Ofen. Pommes könnte man sagen, macht aber keiner. Für acht Pfund ist das eine ordentliche Portion und sehr schmackhaft. Zwei Runden später ist die Recherche beendet. Es ist kurz vor 23 Uhr, und wir sitzen fast alleine im Pub. „Die Engländer gehen nicht so lange aus“, sagt Thomas. Noch einmal etwas gelernt.