Olympia-Tagebuch: Keine Zeit für einen Mittagsschlaf

06.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:12 Uhr
Wohl verdiente Pause: Journalisten im olympischen Pressezentrum gönnen sich eine Mütze voll Schlaf. −Foto: Stefan König

Im Medienzentrum gehen nie die Lichter aus. 24 Stunden lang herrscht hier reges Treiben. Gut, nachts ist es ein wenig ruhiger. Aber wegen der Zeitverschiebung müssen viele Kollegen auch dann vor die Kameras treten, wenn wir Europäer uns ausruhen.

Die Arbeitsbedingungen sind optimal. Man kann sich nur auf seinen Job konzentrieren. An jeder Ecke gibt es kleine Imbissstationen, die auch viel Gesundes im Angebot haben. Für die Burger- Fraktion gibt es ein riesiges Schnellrestaurant. Hungern muss niemand.

Gegen einen verspannten Nacken kann man den Massagesalon aufsuchen, mit zehn Pfund ist man dabei. Ich bin nach der ersten Woche noch topfit, trotz der lästigen Klimaanlagen. Es gibt Kollegen, die schon die zweite Familienpackung Papiertaschentücher weggeschnäuzt haben. Sogar einen kleinen Friseur gibt es auf dem Gelände, auch bei ihm habe ich mich noch nicht vorgestellt. Obwohl es langsam sinnvoll wäre, die Mähne zu bändigen. Keine Zeit.

Meine Mission ist noch längst nicht erfüllt. Im letzten Winkel des Hauptgebäudes gibt es sogar einen Ruheraum. Dort stehen 35 mit Leder gepolsterte Liegen und laden zu einem Mittagsschlaf ein. Habe ich auch noch nicht gemacht, aber natürlich habe ich mal einen Blick reingeworfen.

Die meisten Ruhe suchenden kommen aus Asien, und sind männlich. Mehr Fakten kann ich nicht liefern. Die durchschnittliche Verweildauer wäre interessant, aber schwer zu berechnen. Auch zum Geräuschpegel kann ich keine Angaben machen. Bisweilen ist sonores Sägen zu vernehmen. Noch ist die eine oder andere Liege frei. Was ist aber, wenn die Spiele in ihre zweite Woche gehen und die Kondition der Kollegen abbaut? Vielleicht muss man dann seine Liege reservieren. Ein Handtuch hätte ich daheim im Schrank.