Olympia-Tagebuch: Das Kreuz mit der Sprache

29.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:13 Uhr

So ein Sportfest, das bringt die Menschen zusammen. Heißt es zumindest. Wenn bloß die Sprache nicht wäre. Da kann ein gut gemeinter Annäherungsversuch schon mal grandios scheitern.

Auf der Pressetribüne bei der Eröffnungsfeier hat sich folgendes zugetragen. Die Hauptdarsteller: ein Deutscher mittleren Alters und eine junge Reporterin, dem Äußeren nach zu schließen aus Asien. Zuschauer: What is your name?Reporterin: Naomi.Zuschauer: Oh. Naomi. Do you know Twitter?Reporterin: Yey, yes.Zuschauer: Now, ick habe auf Twitter geschrieben, dass Naomi bei der Eröffnungsfeier neben mir sitzt. Hah, hah.Reporterin: Ah.Zuschauer: Where are you from?Reporterin: (schüchtern) Ascherbajan.Zuschauer: Ah. Aserbaidschan. Where the Song-Contest was?Reporterin: Yes.Zuschauer: (zu seinen Freunden) Die ist aus Aserbaidschan.(zur Reporterin): Do you know Berti Vogts?Reporterin: No.Zuschauer: Oh. But you are a sportreporter?Reporterin: Yes.Zuschauer: Berti is the coach of the national team. Do you know?Reporterin: No.Zuschauer: Ick glob es nik. Die kommt aus Aserbaidschan und kennt den Berti nicht. Die Eröffnungsfeier beginnt. Zwei Stunden herrscht Ruhe. Dann läuft das japanische Team ein. Reporterin: (springt auf und zieht eine japanische Fahne aus der Tasche) Juhu. Zuschauer: You are from Japan?Reporterin: Yes, yes.Zuschauer: Oh nee. Ick hab sie nicht verstanden. (Seine Freunde lachen ihn aus). Drei Minuten vergehen. Dann startet der Mann einen neuen Anlauf.Zuschauer: Do you know Pierre Littbarski?Reporterin: Yes.