Inline-Hockey-WM punktet mit entspannter Atmosphäre

06.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr
Spieler, die sich unter die Zuschauer mischen, sind leicht zu erkennen: Sie tragen Jogginghosen, Trainingsjacken und Baseball-Caps. −Foto: Jessica Roch

Ingolstadt (dk) Das Sportereignis Inline-Hockey-WM macht nicht jeden zwangsweise zum Fan. Doch es hat etwas, was andere Sportarten nicht bieten können: Japaner in Badelatschen und Slowaken, die sich mehr für schöne Frauen als für wichtige Spiele interessieren. Hier nimmt sich niemand wichtig, hier herrscht pure Gelassenheit.

Im Inline-Hockey gibt es ein paar wenige Unterschiede zum Eishockey. Es wird nicht so viel gecheckt wie beim Eishockey und es gibt kein neutrales Drittel - so erklären es die Kollegen. Vor fünf Jahren hatte ich eine Phase, in der ich begeistert zu jedem Eishockey-Spiel rannte. Ich habe gerne zugesehen und mitgefiebert. Ähnliche Spannung erwarte ich mir von der Begegnung am Dienstag: Deutschland gegen den amtierenden Weltmeister Tschechien.

In der Saturn Arena herrscht entspannte Stimmung. Gerade spielt noch Finnland gegen die USA. Einige Zuschauer sitzen gemütlich auf den Rängen und sehen zu. Auf dem Gang knüppelt eine Gruppe von Halbwüchsigen mit aufblasbaren Hockeyschlägern aufeinander ein. Als die USA 4:5 unterliegen, bleibt eine Gruppe amerikanischer Fans nach den Spiel vor der Saturn Arena stehen. Eine Frau in einer Stars-and-Stripes-Hose unterhält sich mit einem älteren Herrn, der sein Finnland-Fähnchen schwenkt. Die Atmosphäre ist locker.



Als die Deutschen zu ihrem Spiel antreten, ist die Arena deutlich voller als bei der Begegnung zuvor. Viele haben Fahnen und Schals dabei, tragen Trikots der Spieler. Ich kenne keinen Spieler, nur von Thomas Greilinger habe ich in den letzten Tagen gehört. Während um mich herum gejubelt und gepfiffen wird, fällt mir die Identifikation mit der Mannschaft schwer. Das Spiel lässt mich relativ kalt. Allerdings ist es amüsant, die Eishockey-Spieler auf Rollschuhen zu sehen. Irgendwie wirkt es niedlich. Ohne ihre Eishockey-Ausrüstung sehen sie wesentlich weniger eindrucksvoll aus.

Zum letzten Drittel setzen sich zwei slowakische Spieler neben mich. Ich spähe auf ihre Spielerausweise: Peter Sojcik und Marek Horsky sehen sich das Spiel an. Doch nach zehn Minuten ist das vergessen. Die beiden haben etwas viel Interessanteres entdeckt: Eine attraktive Blondine sitzt drei Reihen unter ihnen. Wen kümmert schon ein Inline-Hockey-Krimi, solange es schöne Frauen zum Anschmachten gibt?

Auch draußen auf den Gängen tummeln sich die Spieler anderer Nationen. Ein Japaner läuft in kurzen Hosen und Badelatschen zum Imbissstand und gönnt sich die zweite Portion Pommes Frites. Ein anderer im Kapuzenpulli trägt stolz seinen Cut - einen Riss der Haut - auf der Nase zur Schau.

Nach dem Sieg der Deutschen feiert das Publikum. Die Leute schwingen ihre Rasseln und blasen in die Vuvuzelas. Der Verkaufsstand mit Trikots und Schals wird belagert. Die Chancen auf einen WM-Titel für die Deutschen sind gestiegen - jetzt muss ein Souvenir her! An den Imbissständen stehen die Männer an, um mit einem Bierchen den erfolgreichen Abend zu feiern. Draußen vor der Kasse bildet sich eine lange Schlange: es gilt, sich schnell ein Ticket für das nächste Deutschlandspiel zu sichern.

Die Stände vor der Saturn-Arena lagen vor und während des Spiels verlassen da. Nun legt der DJ den Hit "Danza Kudoro" auf. Knapp zwanzig Fans feiern den Sieg ihres Teams auf Bierbänken. Das erste Mal an diesem Abend bekomme ich ein WM-Gefühl. Auch wenn mich das Spiel an sich nicht mitgerissen hat, so begeistert mich doch die Entspanntheit der Inline-Hockey-WM. Hier ist nicht alles so bierernst wie bei anderen Sportereignissen. Und gerade das ist gut so.

 
Diese Folge des donaukurier.de-Inline-WM-Blogs bestritt Jessica Roch, die Volontärin in der donaukurier.de-Redaktion. Die nächste Folge gestaltet Tom Webel, Leiter der Online-Redaktion und ehemaliger Inline-Hockey-Spieler.

Jessica Roch