Ingolstadt
Die Streckenrekorde purzeln

Den Kenianern Kipkorir und Esikon gelingen beim Ingolstädter Halbmarathon neue Fabelzeiten

01.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Vom Startschuss weg übernahm der Kenianer Maritim Filimon Kipkorir (Dritter von links) die Kontrolle über das Rennen. Nach nur zwei Kilometern schüttelte er seine Konkurrenten ab und siegte am Ende in 1:02:49 Stunden mit einem neuen Streckenrekord. - Foto: Kramer

Ingolstadt (DK) Damit hatte niemand gerechnet, am wenigsten die Veranstalter: Der neue Halbmarathon-Parcours durch die Ingolstädter Altstadt und den Luitpoldpark erwies sich am Samstag als Rennstrecke allererster Güte. Die beiden Kenianer Maritim Filimon Kipkorir und Pauline Esikon triumphierten jeweils mit neuem Streckenrekord.

Nach nur 1:02:49 Stunden durchlief Kipkorir die Ziellinie im Ingolstädter Klenzepark und pulverisierte damit die drei Jahre alte Bestmarke des Marokkaners Said Azouzi (Marokko) um 147 Sekunden. Zum Vergleich: Arne Gabius, der beste deutsche Langstreckler der vergangenen zwanzig Jahre, schlug vor vier Wochen in Berlin nach 1:02:45 Stunden an - auf einem flachen und schnellen Kurs.

Auch die Siegzeit von Esikon konnte sich mit 1:12:54 Stunden sehen lassen und lag um fast vier Minuten unter dem ein Jahr alten Streckenrekord von Profitriathletin Kristin Möller (SC Delphin Ingolstadt). Die 25-Jährige Esikon hatte eine einfache Erklärung für ihre starke Leistung: "It's the people!" Die Anfeuerung durch die vielen Menschen wäre einfach fantastisch gewesen, so die Kenianerin weiter. Esikon hatte in Ingolstadt erst das zweite Rennen ihres Lebens auf europäischen Boden bestritten, nachdem sie in der Vorwoche den Würzburger Residenzlauf gewinnen konnte. Allerdings vor deutlich weniger Menschen. "Hier haben mir alle zugejubelt", meinte sie und ergänzte: "So etwas kenne ich nicht."

Aus Kipkorir war übrigens deutlich weniger herauszubekommen - außer: "Großartig!" Das war dessen Leistung tatsächlich. Schon nach wenigen Hundert Metern hatte sich eine Gruppe von acht afrikanischen Läufern vom Rest des riesigen Feldes abgesetzt. Kipkorir hatte von Anfang an die Nase vorne und nach nur zwei Kilometern seine Kollegen abgeschüttelt.

Die Zehn-Kilometer-Marke passierte er bei unglaublichen 29:00 Minuten. Noch ein Vergleich: Vor genau zwölf Monaten wurde der Eritreer Mitku Seboka Deutscher Meister über 10 000 Meter in 29:18 Minuten. Vor Wochenfrist hatte Kipkorir beim Würzburger Zehn-Kilometer-Rennen als Sechster 29:33 Minuten benötigt.

Der Vorsprung des Kenianers wuchs von Kilometer zu Kilometer. David Kiprono Metto, ebenfalls aus Kenia, lief mit einer knappen Minute Rückstand nach 1:03:43 Stunden als Zweiter ein. Der dritte Kenianer auf dem Podest, Edwin Cheruiyot Melly, folgte nach 1:03:52 Stunden. Azouzi, der Sieger der Jahre 2015 und 2013, musste sich in 1:05:46 Stunden mit Rang vier begnügen.

Die Lokalmatadoren lieferten sich derweil ein eigenes Rennen: Triathlet Markus Stöhr und Heiko Middelhoff (beide MTV Ingolstadt) hatten sich hinter die Afrikaner geklemmt. Ihre Zwischenzeit nach zehn Kilometern war mit 33:05 Minuten vielversprechend. Der Plan ging allerdings nur bis Kilometer 14 auf, dann ließ Middelhoff abreißen. Von hinten rückten der Pfaffenhofener Florian Pasztor (LG München) und der Ergoldsbacher Matthias Ewender (Positiv Fitness) auf. Pasztor zog bei Kilometer 13 an der langjährigen MTV-Ikone Middelhoff vorbei, Ewender rund 5000 Meter später. Stöhr kam schließlich als Neunter mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 1:10:32 Stunden ins Ziel.

"Es war ein hartes Rennen, aber dank des Publikums echt super", meinte Stöhr. Und auch Pasztor lobte: "Ohne die vielen Menschen und den DJ wäre ich wohl nicht ins Ziel gekommen." Ewender wurde Elfter in 1:12:51 Stunden, Middelhoff Zwölfter in 1:13:07 Stunden - knapp hinter Esikon.

Die weiteren Läuferinnen folgten mit großem Abstand: Agnes Chebet holte Silber in 1:14:17 Stunden, Teresa Kwamboka (beide Kenia) Bronze in 1:15:44 Stunden. Die Äthiopierin Alem Addis (Sport Elite Ingolstadt) wurde Vierte in 1:18:15 Stunden. Dann querte schon Möller die Ziellinie - nach guten 1:19:46 Stunden.

"Ich habe mich bemüht, den Abstand zu den Kenianerinnen nicht zu groß werden zu lassen", berichtete die zweifache Ironman-Siegerin. "Dass ich sie an den Wendepunkten immer wieder sehen konnte, hat mich ziemlich motiviert." Sowie natürlich auch der Beifall des "fantastischen Ingolstädter Publikums".

Ähnliches sagte Maria Paulig (Lifepark Max Ingolstadt). Die Triathletin hatte sich eine Zeit unter 1:26 Minuten erhofft, es wurden schließlich 1:26:37 Minuten. "Ich bin trotzdem ganz happy", meinte sie im Ziel mit einem strahlenden Lächeln. Was wohl auch den Endorphinen lag, die ihr der Jubel der Zuschauer verschafft hatte.