Ingolstadt
"Es wird kein Selbstläufer"

Nils Daimer über den Triathlon Ingolstadt, Siegchancen und den Tod Julia Viellehners

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Einer der Favoriten auf den Sieg über die Mitteldistanz: Nils Daimer hat positive Erinnerungen an Ingolstadt und siegte bereits im vergangenen Jahr über die Olympische Distanz. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Nils Daimer lebt den Triathlon-Sport. Sein Vierjahresplan sieht 2019 einen Start bei der Ironman-WM auf Hawaii vor. Im vergangenen Jahr triumphierte er über die Olympische Distanz in Ingolstadt. Auch 2017 zählt der 27-jährige Profi zu den Favoriten - diesmal aber über die Mitteldistanz. Warum für Daimer ein Start beim Ingolstädter Triathlon etwas Besonderes ist, und warum ihn der kürzliche Tod von Julia Viellehner so betroffen macht, verriet er im Interview.

Herr Daimer, warum starten Sie in Ingolstadt?

Nils Daimer: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich war auf der Suche nach Wettbewerben über die Mitteldistanz. Ingolstadt ist eine schöne Veranstaltung mit hohem Niveau. Die Strecke liegt mir. Da ich in Langenbach, zwischen Freising und Moosburg wohne, spielte die Nähe zu Ingolstadt auch eine Rolle. Und dazu kommt noch eine Anekdote, die das familiäre Flair in Ingolstadt am besten beschreibt.

 

Erzählen Sie.

Daimer: Alexander Hippach vom Ingolstädter Triathlonverein habe ich 2014 kennengelernt. Beim Allgäu-Triathlon hat es vor dem Start furchtbar geregnet. Er stand am Hotel und wollte sieben Kilometer mit dem Rad zum Start fahren. Damals hatte ich noch einen Opel Corsa und habe ihn kurzerhand mitgenommen. Danach gewann ich den Allgäu-Triathlon. Alex war total aus dem Häuschen und meinte: "Das gibt es ja nicht, dass mich heute der Gewinner mitgenommen hat." Er hat mir dann angeboten, falls ich einmal in Ingolstadt starten sollte, dann dürfte ich bei ihm übernachten.

 

Und das löste er dann im vergangenen Jahr ein?

Daimer: Ja - Alex stand zweieinhalb Jahre später noch zu seinem Angebot. Ich könnte sogar in diesem Jahr wieder bei ihm übernachten - doch Veranstalter Gerhard Budy hat mir diesmal ein Hotelzimmer zur Verfügung gestellt. Jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen, aber Alex und ich gehen auf alle Fälle noch zusammen etwas essen. Aber durch solche Aspekte habe ich einfach eine positive Beziehung zu Ingolstadt.

 

Vergangenes Jahr siegten Sie bereits über die Olympische Distanz.

Daimer: Das stimmt. Allerdings sieht nun mein Vierjahresplan, den ich mir für einen Start bei der Ironman-WM 2019 auf Hawaii zurechtgelegt habe, in diesem Jahr Starts auf der Mitteldistanz vor.

 

Wie schaut dieser Plan denn im Detail aus?

Daimer: Im ersten Jahr, also 2016, war mein Ziel schnell auf der Olympischen Distanz zu sein. Das gelang mir: Bei sechs Starts habe ich fünf Triathlons gewonnen. Bei einem lag ich auf der Radstrecke vorne, als mir die Kette gerissen ist - vermutlich hätte ich diesen Wettbewerb auch gewonnen. 2017 will ich das Tempo der Olympischen Distanz auf die Mitteldistanz übertragen. Ab Mitte des Jahres möchte ich Punkte für die WM auf der Mitteldistanz sammeln. 2018 ist die Teilnahme bei der Mitteldistanz-WM mein Ziel. Danach will ich auf der Langdistanz debütieren und dann schon Punkte für die Ironman-WM auf Hawaii zu sammeln.

 

Aber in Ingolstadt gehen Sie mit einem kleinen Handicap ins Rennen.

Daimer: Leider. Ich hatte am vergangenen Sonntag bei der Generalprobe für Ingolstadt einige Schmerzen im Knie verspürt. Dies ist zwar nur eine Verspannung, aber ich hoffe, dass ich diese bis zum Sonntag auskuriert habe und keine Schmerzen mehr verspüre.

 

Welche Wertigkeit hat Ingolstadt für Sie?

Daimer: Ingolstadt ist wichtig für mich. Ich würde gerne siegen, weil ich bislang noch nie einen Wettbewerb über die Mitteldistanz gewonnen habe. Ingolstadt ist also ein erstes eingrooven auf der Mitteldistanz für mich.

 

Wer sind Ihre Konkurrenten?

Daimer: Lukasz Wojt ist stark. Er dürfte vermutlich der größte Konkurrent werden. Wobei ich Sebastian Mahrs Leistungsstärke schwer einschätzen kann. Sicher ist: Es wird kein Selbstläufer.

 

Vergangenes Jahr gewann Julia Viellehner die Olympische Distanz in Ingolstadt mit Ihnen. Vor wenigen Tagen kam sie bei einem Radunfall ums Leben.

Daimer: Eine furchtbare Tragödie. Mir fehlen dazu die Worte. Wir haben uns immer wieder bei Wettkämpfen getroffen, waren auch ein paarmal zusammen mit Julias Freund Tom abends essen. Als die Nachricht kam mit dem Unfall, war ich fassungslos. Als ihr Tod bestätigt wurde, lag ich lange wach im Bett. Ihr Bruder und ihr Vater kamen bereits vor einigen Jahren in Neuseeland ums Leben. Das macht das Ganze noch schlimmer - vor allem für die Familie. Das ist doch einfach alles nicht fair - völlig ungerecht!

 

Haben Sie manchmal nicht auch Angst, dass Ihnen etwas Ähnliches zustoßen könnte?

Daimer: Julias Tod stimmt schon nachdenklich. Da wird einem die Endlichkeit des Lebens bewusst. Ich bin 27 Jahre alt und nun ist erstmals jemand aus meinem Umfeld, den ich kannte und mochte, gestorben. Dazu noch so unnötig, bei einer Bergauf-Fahrt, wo sie langsam unterwegs war. Und auf der anderen Seite mache ich mir Gedanken über Schmerzen in meinem Knie. Dabei ist das doch dazu die größte Lappalie.

Das Gespräch führte Timo Schoch.

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