Schrobenhausen
"Wir verstehen uns immer noch sehr gut"

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (7): Heiko Middelhoff

26.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:23 Uhr
Gerne ganz vorne: Heiko Middelhoff (Nummer 799). −Foto: H. Kramer

Schrobenhausen - "The Loneliness of the Long Distance Runner" - als die englische Heavy- Metal-Band Iron Maiden diesen Song im Jahr 1986 veröffentlichte, da befand sich Heiko Middelhoff gerade einmal im Kindergartenalter.

 

Und ob ihm das Werk der Briten seitdem überhaupt mal zu Ohren gekommen ist? Egal. Wie sich die Einsamkeit eines Langstreckenläufers anfühlt, das könnte momentan auch der Schrobenhausener sehr gut beschreiben - denn irgendwelche Trainingseinheiten mit Vereinskollegen vom MTV Ingolstadt oder gar Wettkämpfe sind für ihn in den Zeiten der Coronakrise schlichtweg verboten.

Also bleibt dem 36-Jährigen aktuell nichts anderes übrig, als allein auf die Straße zu gehen, um Kilometer runterzuspulen. "Na ja, es gibt Schlimmeres", versucht Middelhoff, seine positive Grundstimmung trotzdem nicht zu verlieren: "Ich bin das Ganze ja irgendwie schon von früher gewohnt. " Ansonsten bemüht er sich, so gut wie möglich zu improvisieren: "Krafttraining geht auch in den eigenen vier Wänden. Es gibt genügend für Leichtathleten geeignete Übungen, für die kein Studio notwendig ist. "

Und doch wirkt der Schrobenhausener dann ein bisschen traurig - denn komplett ohne Rennen, ohne das Messen mit anderen Konkurrenten könnte all der Aufwand irgendwann doch keinen Spaß mehr machen. Am kommenden Sonntag beispielsweise wären die Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Freiburg auf dem Programm gestanden - bis der Coronavirus und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen kamen. "Was soll's. Ich bin momentan sowieso noch nicht so richtig in Form", berichtet Middelhoff - und schafft es damit gleichzeitig, auch aus dieser Absage etwas Positives zu ziehen.

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Sein "Heimrennen", der Halbmarathon Ingolstadt, wird ebenfalls nicht wie geplant im Frühjahr stattfinden - aber hier sind die Veranstalter zumindest noch auf der Suche nach einem Ausweichtermin im Herbst. Und das könnte dem Schrobenhausener durchaus zugute kommen, wie er ehrlich zugibt: "Zuletzt hatte ich doch leichte Beschwerden, musste deshalb meinen Trainingsaufwand verringern. Aber ohne Wettkämpfe macht das aktuell ja nicht allzu viel aus. "

Bloß wer nun glaubt, Middelhoff würde nun massiv auf die Bremse treten, der täuscht sich gewaltig. Vier bis fünfmal pro Woche geht's für ihn schon immer noch zum Laufen - jeweils rund eine Stunde lang, in welcher er jeweils rund 14 bis 15 Kilometer zurücklegt.

Stellt sich nur die Frage: Wie kommt Ehefrau Isabella damit klar, dass ihr Heiko zurzeit nur zu Hause trainieren kann, nicht auf Wettkämpfe darf? "Ach, wir verstehen uns immer noch sehr gut", verrät ihr Ehemann mit einem breiten Grinsen im Gesicht: "Und wir finden außerdem immer noch genügend gemeinsame Beschäftigungen in den Zeiten der Ausgangsbeschränkungen. Nein, langweilig wird uns definitiv noch nicht. "

Gleiches gelte übrigens für seinen Job als Werkstoffingenieur ("Es gibt weiterhin noch genug zu tun"). Und doch wartet Middelhoff wie jeder sehnsüchtig darauf, dass die Coronakrise möglichst bald vorbei ist: "Ich freue mich jetzt schon riesig darauf, wenn das normale Leben wieder losgeht. " Und damit auch wieder sein normales Wettkampfprogramm.

SZ

Roland Kaufmann