Weilach
Wertvolles Edelmetall im Gepäck

Nachwuchstalent Daniel Schmid bringt von den Deutschen Billardmeisterschaften eine Silbermedaille mit nach Hause

27.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:03 Uhr
Auf dem Siegerpodest: Daniel Schmid (l.) aus Weilach ergatterte bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Wildungen die Silbermedaille in der 8-Ball-K9onkurrenz. −Foto: Foto: A. Bichler

Weilach (SZ) Die Billardsportkarriere des Daniel Schmid ist um einen weiteren Riesenerfolg reicher.

Der 14-jährige Weilacher hat es nun geschafft, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im 8-Ball auf das Siegertreppchen der Altersklasse U17 zu springen. Zwar verfehlte er durch eine äußerst knappe Finalniederlage den Titelgewinn - aber mit der Silbermedaille im Gepäck trat er dann doch sichtlich stolz die Rückreise an.
Bloß mit der Freude war das zunächst so eine Sache. Selbst Stunden nach dem verlorenen Endspiel haderte Schmid noch mit seinem Schicksal. Natürlich wusste der Gymnasiast einerseits, dass ihm bei seiner ersten DM-Teilnahme mit dem Gewinn von Silber ein Riesenerfolg geglückt war. Nur der Weilacher Billardcrack ist halt auch ein Perfektionist. Ein ehrgeiziger junger Mann, der sich nur sehr schwer mit etwas abfinden kann, wenn etwas nicht hundertprozentig geklappt hat - so, wie es eben im Finale in Bad Wildungen der Fall war.

Nun gut, mittlerweile lächelt Schmid wieder - und ist stolz über das Erreichte. "Aber es hätte mit dem berühmten Quäntchen Glück auch zum Titel reichen können", sagt er. Doch auch hier zeigt sich wieder, welch großer Sportsmann in Schmid steckt - denn im gleichen Atemzug fügt er hinzu, dass sein Finalgegner sehr gut gespielt hat.

Was die Sache für den Youngster doch etwas tragisch macht ist: Als Titelträger wäre er wohl sicher für die Jungen-Europameisterschaften direkt qualifiziert gewesen. "Das ist halt so im Sport", sagt der 14-Jährige nur kurz. Also überhaupt nicht verärgert über die verpasste Teilnahme an der Europameisterschaft. "In solchen Fällen muss man einfach professionell bleiben", antwortet Schmid.
Als vierfacher Bayerischer Titelträger war der Weilacher nach Nordhessen gereist - mit dem Ziel, mindestens eine Medaille mit nach Hause zu bringen. Doch anfangs schien dies nicht zu glücken. Schon am ersten Turniertag ,an dem die 14/1 Endlos-Disziplin im K. -o. -Modus ausgespielt wurde, hatte der Weilacher nämlich Lospech, als ihm mit Jacques Wollschläger von der BSG Osnabrück gleich der Titelverteidiger aus dem Vorjahr zugelost wurde. Schmid zeigte sich in der Ense-Halle - vergleichbar von der Größe her mit der Dreifachsporthalle in Schrobenhausen - prompt ungewohnt nervös. Zudem hatte er große Schwierigkeiten mit dem schnellen Tuch auf dem Tisch - und ehe er sich versah, hatte er die Partie mit 33:60 verloren, war also ausgeschieden.
Ganz anders lief's am zweiten Turniertag, als die 8-Ball-Konkurrenz auf dem Programm stand. Schmid hatte mittlerweile seine Nervosität besser im Griff. Zwar verlor er auch hier seine Auftaktpartie (3:5), aber der Weilacher konnte er sich hier - weil die Disziplin bis zum Achtelfinale im Doppel-K. o. -System gespielt wurde - noch über die Verliererrunde bis zur K. o. -Runde vorkämpfen, was er in gewohnt starker Manier auch tat. Das Achtelfinale gewann Schmid dann verdient mit 5:0 gegen Pascal Reimann vom PBC Schwerte 87, ehe er in der Runde der letzten Acht seinen Bayernligakader-Kollegen Mario Gulic (BSV Dachau) mit 5:4 aus dem Turnier warf.

Im Halbfinale wartete dann zwar mit Moritz Neuhausen vom 1. PBC Sankt Augustin der Topfavorit auf den Weilacher - aber genau hier zeigte Letztgenannter enorm starkes Billard. Beim Stand von 4:4 im alles entscheidenden Spiel versenkte er mit einem "Jump über den ganzen Tisch" die letzte Acht - was zu einem Raunen in den Zuschauerrängen und dem Finaleinzug führte. Das Finalspiel dominierte Schmid dann von Beginn an und ging auch gleich mit 3:1 sowie 4:3 in Führung. Allerdings genau hier hatte sein Gegenüber Boris Ivanowski aus Hannover plötzlich das Glück auf seiner Seite und setzte sich doch noch mit 5:4 durch. Keine Frage: Der Titelgewinn für Schmid wäre durchaus im Bereich des Möglichen gewesen - auch wenn sein Kontrahent durchaus gut gespielt. Dementsprechend gerät der Weilacher nun ein bisschen ins Grübeln. "Ich halte es für ganz wichtig, Ursachenforschung zu betreiben, denn nur so kann ich mich weiterentwickeln", so der Gymnasiast, der sich vor allem für Naturwissenschaften interessiert: "Wenn man nicht hundertprozentig das Ziel hat, sich zu verbessern, dann wird man automatisch schlechter. "

Einen großen Anteil an seinem Erfolg hat zweifellos auch sein Trainer Reinhold Wachall, mit dem sich Schmid intensiv auf die nationalen Titelkämpfe vorbereitet hat. Intensiv feilten die Beiden nochmals an Stoßqualität und taktischen Finessen - mit Erfolg, wie sich in Hessen bekanntlich zeigte.
Bei den beiden restlichen Turnierdisziplinen hatte Schmid übrigens nichts mehr mit den Medaillenrängen zu tun: Im 9-Ball war bereits im Achtelfinale gegen den späteren Titelträger Moritz Neuhausen Endstation, im 10-Ball kam er dann nicht über das Viertelfinale hinaus. "Ich bin zwar immer noch hungrig und ehrgeizig an den Tisch gegangen - allerdings sind die anderen Jungs im Feld natürlich auch die Besten aus ihrem Bundesland und spielen dementsprechend ebenfalls gutes Billard", so die faire Einschätzung von Schmid. Und wer weiß,vielleicht wird das Riesentalent aus dem Altlandkreis Schrobenhausen ja doch noch von der Deutschen-Billard-Union für die Jugend-Europameisterschaft nominiert. Verdient hätte es sich der 14-Jährige durchaus.

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Andreas Bichler