Augsburg
Wertvolle Auszeichnung per Lieferservice

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (30): Box-Weltmeisterin Tina Rupprecht

06.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:56 Uhr
Stolze "Boxerin des Jahres 2019": Nur einen geeigneten Platz für die Siegerskulptur hat Tina Rupprecht bis jetzt noch nicht in ihrer Wohnung gefunden. −Foto: privat

Augsburg - Klein ist die Plastikskulptur nicht gerade.

 

Und so steht Tina Rupprecht momentan durchaus vor einer großen Herausforderung: Wohin damit? Wohin mit dieser eigentlich so erfreulichen Trophäe? Dass sie einen Ehrenplatz in der Wohnung der 27-Jährigen bekommen soll: unbestritten. Aber die finale Eingebung, wo dieser sein könnte, hatte die amtierende WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht bislang eben noch nicht.

Trotzdem lächelt sie über das ganze Gesicht - weil sie auf die Plastikskulptur einfach nur megastolz ist. Diese ist nämlich das Zeichen dafür, dass Rupprecht von "Boxen1", dem führenden Internetportal in Deutschland für ihren Sport, "zur Boxerin des Jahres 2019" gewählt worden ist. "Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt nominiert gewesen war. Dann wurde ich plötzlich angerufen, mir wurde in dem Telefonat eine tolle Überraschung versprochen - und siehe da, ein paar Tage später stand der Lieferservice mit einem riesigen Paket vor meiner Tür. "

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Werden normalerweise solche Ehrungen nicht im Rahmen einer feierlichen Gala vorgenommen? Die 27-Jährige schmunzelt nur: "Anscheinend ist es bei ,Boxen1' etwas anders - oder das wurde wegen der Corona-Krise nur diesmal anders gemacht. Aber egal, für mich war's auch so eine Riesenfreude. Einmal ganz davon abgesehen hätte ich noch gar kein neues Abendkleid für eine feierliche Veranstaltung gehabt. "

Augsburger Sportlerin der Jahre 2018 und 2019 war sie bereits gewesen, bei den "German Boxing Awards" im vergangenen September war ihr auch schon der Titel "Boxerin des Jahres 2019" verliehen worden. Schön und gut, die Weltmeisterin genoss das. Aber vielmehr würde es ihr gefallen, bald wieder im Ring stehen zu dürfen. Beziehungsweise eine Gegnerin dort mürbe zu machen, knallharte Schlagkombinationen zu zeigen - und hiermit wieder einmal ihren geliebten WM-Gürtel zu verteidigen. "Ich wäre schon sehr traurig, wenn heuer wegen Corona gar nichts mehr gehen würde. Mir würde damit quasi ein gesamtes Jahr meiner Karriere genommen werden", gibt die Augsburgerin zu. Wobei ein bisschen Optimismus weiterhin bei ihr vorhanden ist: "Nein, noch habe ich die Hoffnung zumindest auf einen Kampf 2020 nicht aufgegeben. "

Dementsprechend liegt sie aktuell nicht im Geringsten auf der faulen Haut, obwohl gemeinsame Einheiten mit ihrem Chefcoach Alexander Haan weiterhin nicht möglich sind. "Keine Frage, die Arbeit mit ihm geht mir voll ab. Ich laufe halt stattdessen viel, außerdem trainiere allein mit kleinen Gewichten", so Rupprecht: "Langweilig wird's mir definitiv nie - zumal ich seit Ende April ja auch wieder als Lehrerin an der Realschule in Zusmarshausen arbeiten darf, dort einmal pro Woche als Notfallbetreuung eingesetzt werde. "

Und wenn es das Wetter nur irgendwie zulässt, begibt sich die ehrenamtliche Botschafterin der Schrobenhausener Aktion "Disco-Fieber" auch gerne in die Natur. "Egal, ob am Lech oder an einem See - Hauptsache ich bin an der frischen Luft", ergänzt sie sofort: "Hier im Raum Augsburg haben wir's doch wirklich schön. "

Apropos schön: Dass ist Rupprecht definitiv auch. Und das ist mittlerweile selbst dem führenden Männermagazin auf dieser Welt nicht verborgen geblieben, wie die Weltmeisterin lachend berichtet: "Ja, ich bekam im Februar tatsächlich ein Angebot vom ,Playboy', mich für ihn auszuziehen - aber ich habe sofort dankend sowie rigoros abgelehnt. " Hauptsächlich hätten rein persönliche Gründe dagegen gesprochen, verrät sie: "Und was hätten außerdem meine Schüler von mir gedacht, wenn ich plötzlich für jeden fast nackt zu sehen gewesen wäre? "

Die Topboxerin grinst bei diesen Sätzen über das ganze Gesicht - sympathisch, herzerfrischend. Womit sich das Problem mit der Riesenskulptur in ihrer Wohnung aber nicht erledigt hat. "Was soll's? Auch dafür werde ich noch ein schönes Plätzle finden", so ihr Kommentar hierzu im fein-sten Schwäbisch: "Bis dahin bleibt sie auf dem Esstisch, und davonlaufen kann sie ja nicht. "

Ebenso wenig wie die 1,5-Liter-Champagnerflasche, die Rupprecht für den Sieg bei ihrem bislang letzten WM- Kampf - am 21. Dezember 2019 in Hamburg gegen die Spanierin Catalina Diaz - erhalten hatte. "Ich bin tatsächlich immer noch nicht dazu gekommen, sie zu öffnen", berichtet die "Disco-Fieber"-Botschafterin: "Dafür muss es schon einen ganz besonderen Anlass geben. " Die Auszeichnung zur "Boxerin des Jahres 2019" durch "Boxen1" habe ihrer Ansicht nach nicht komplett ausgereicht. Es muss wohl doch ein weiterer WM-Triumph sein - am besten noch heuer.

SZ

Roland Kaufmann