Handball
Wenigstens per Livestream dabei

Jana Frederking vom SSV Schrobenhausen und ihre Gedanken zur Damen-WM

15.12.2021 | Stand 23.09.2023, 22:18 Uhr
Raus mit Applaus: das deutsche Damen-Nationalteam nach seiner dienstagabendlichen WM-Viertelfinalniederlage gegen die spanische Vertretung. −Foto: M. Wolf, dpa

Schrobenhausen - Nichts wird's mit einer Medaille für das deutsche Damen-Nationalmannschaft bei der Handball-WM in Spanien, durch eine 21:26-Niederlage gegen das Team der Gastgeberinnen schied es bereits im Viertelfinale aus. Beziehungsweise erst - denn geht es nach Jana Frederking, dann war das Erreichen der Runde der letzten Acht "schon ein sehr guter Erfolg".

Die 25-Jährige weiter: "Unsere Nationalmannschaft befindet sich zurzeit im Umbruch, ist aktuell eher jung. Daher war es nicht unbedingt zu erwarten, dass sie sich diesmal bei der WM überhaupt so gut schlägt - zumal ihr Abschneiden bei den vorherigen Großereignissen enttäuschend gewesen war."

Frederking weiß, wovon sie spricht, denn sie ist eine absolute Fachfrau in Sachen Handball. Bereits seit ihrem fünften Lebensjahr betreibt sie diesen faszinierenden Sport, fungiert in der Damenvertretung des SSV Schrobenhausen bereits seit längerem als absolute Leistungsträgerin - und verfolgt auch das Geschehen außerhalb ihres Vereins stets mit sehr großem Interesse.

Folgerichtig saß die 25-Jährige am Dienstagabend vor ihrem Computer, um sich dort das deutsche Viertelfinalmatch per Livestream ansehen zu können. Ja, richtig: im Internet. Also nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wie das bei einer WM-Partie der deutschen Herren ganz sicher der Fall gewesen wäre. "Natürlich war das schade. Unsere Frauen hätten es sich nach ihren meist tollen Leistungen in Spanien schon verdient gehabt, dass man sie zumindest in diesem K.o.-Spiel live im TV hätte beobachten können", meint Frederking dazu: "Außerdem hätte dies dem Damenhandball in Deutschland sehr gut getan. Je mehr mediale Präsenz, umso mehr Nachwuchs würde wohl auch wieder Gefallen an unserem Sport finden."

Dass diesmal mit Lisa Antl sogar eine einst beim TSV Gaimersheim ausgebildete Akteurin im schwarz-rot-goldenen Kader stand - Federking nahm's durchaus mit einer Portion Stolz zur Kenntnis: "Natürlich tut das unserer gesamten Region gut, wenn es eine solche Identifikationsfigur gibt." Also jemanden, dem man besonders gerne die Daumen drückt - was laut der Schrobenhausenerin ansonsten wohl das große Problem des Damenhandballs in Bayern ist: "Wir haben hier zum Beispiel keine aktuelle Bundesligamannschaft. Da fällt es sogar mir schwer, mich regelmäßig über unsere höchste Spielklasse informieren zu wollen. Anders ist es dagegen in der europäischen Champions League: Da bin ich per Livestream immer gerne dabei, wenn deutsche Teams spielen. Weil es da eben wieder jemanden gibt, mit dem man sich identifizieren kann."

So ist die Antwort der 25-Jährigen auf die Frage, ob sie einen Lieblingsklub in der Deutschen Damen-Bundesliga besitzt, eigentlich logisch: nämlich "nein". Im Oberhaus der Herren gibt es dagegen zwei, wie sie gerne verrät: "Nachdem ich in Erlangen studiert habe, bin ich mit dem dortigen HC natürlich verbandelt. Zudem bin ich seit dem Super-Cup 2012 in München ein Riesenfan des THW Kiel - denn damals durfte ich als Einlaufkind einen von dessen Spielern auf das Feld in der Olympiahalle begleiten. Das verbindet natürlich."

Die Augen der Schrobenhausenerin beginnen bei diesem letzten Satz zu leuchten. Genau so, wie es sich für eine Handball-Liebhaberin durch und durch eben gehört, wenn sie an solche Ereignisse zurückdenkt. Ihre Erinnerungen an den 17. Oktober sind dagegen bei Weitem nicht so positiv - denn an jenem Tag verletzte sie sich in der Heimpartie des SSV gegen die SpVgg Erdweg (23:23) schwer. Die bittere Diagnose: Kreuzbandriss. An ein Comeback in der laufenden Saison 2021/22 der Bezirksoberliga Altbayern ist daher nicht mehr zu denken - falls diese aufgrund der Corona-Pandemie überhaupt fortgesetzt wird.

Frederking ist in diesem Punkt zwiegespalten: "Einerseits wäre es natürlich toll, wenn es im neuen Kalenderjahr sofort mit Punktspielen weitergehen könnte. Auf der anderen Seite ist Handball eben ein Kontaktsport - und das bedeutet, dass man pro Partie immer wieder mit rund einem Dutzend neuen Personen in Kontakt kommt. Ob das wirklich Sinn macht, darüber kann sich jeder selbst sein Urteil bilden."

Für ihr SSV-Team lief es bislang ja ganz gut in der BOL Altbayern, nach vier ausgetragenen Matches ist es aktuell auf Tabellenposition fünf zu finden - mit bereits vier Punkten, aber erst einer Saisonniederlage auf dem Konto. "Wenn uns das einer vor Beginn der Spielzeit angeboten hätte, hätten wir das sofort angenommen", sagt Frederking. Aber unverdient kamen die bisherigen Resultate nicht zustande: "Die Stimmung in der Mannschaft ist top, wir zeigten starke Leistungen - und behielten gerade in den Schlussminuten stets einen kühlen Kopf. Darauf lässt sich in der restlichen Saison gut aufbauen - sofern es weitergehen sollte."

Aber sie selbst könnte in letzterem Fall eben nur zuschauen. So, wie es die 25-Jährige aktuell bei der WM in Spanien per Livestream tut. Und wer holt dort am Ende den Titel? "Ich glaube fest an ein Team aus Skandinavien. Entweder macht's Dänemark - oder Norwegen", so Frederking wie aus der Pistole geschossen - um das Ganze auch sofort zu begründen: "Die Däninnen haben eine bombastische Abwehr, sind physisch stark - und haben sich ihre momentane Stärke konstant erarbeitet. Die Norwegerinnen indes bieten regelmäßig wunderschönen Tempohandball und besitzen selbst in der Breite eine Vielzahl an herausragenden Topspielerinnen."

Natürlich werden diese dann von Frederking allesamt namentlich genannt. Wie es sich für eine Handballliebhaberin wie sie eben gehört. Beziehungsweise eine Fachfrau wie sie, die hoffentlich auch bald wieder selbst ihren Lieblingssport ausüben kann.

SZ

Roland Kaufmann