Pipinsried
"Wacken-Style" im Dachauer Hinterland

Spiel des TSV 1860 München beim FC Pipinsried wirft schon jetzt seine Schatten voraus

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr
Blick vom "Sechzgerhügel": Rund 5000 Fußballfans sollen hier am 5. Mai Platz finden, wenn der TSV 1860 München beim FC Pipinsried kickt. −Foto: R. Kaufmann

Pipinsried (SZ) Die "Löwen" kommen. Zwar erst am 5. Mai, aber trotzdem wird beim FC Pipinsried schon intensivst geplant - für ihr "Spiel des Lebens", wie die Gelbblauen das Ganze in aller Bescheidenheit titulieren. Rund 7000 Zuschauer sollen dann im Dorf sein - in der Tat eine Mammutaufgabe für den Verein und all seine Helfer.

"Wir mussten uns einiges einfallen lassen, um dieses Großereignis wirklich bei uns in Pipinsried ausrichten zu können", gibt Christian Schweiger, der Chef des Organisationskomitees, gerne zu: "Es war ein langer Weg - aber für uns war es wichtig, dass alles seriös abgearbeitet wurde."

Der große TSV 1860 München ganz offiziell zu einem Punktspiel seiner ersten Herrenmannschaft zu Gast im Dachauer Hinterland, nur rund 20 Kilometer von Schrobenhausen entfernt - wer hätte das vor ein paar Jahren ernsthaft für möglich gehalten. Definitiv niemand. Umso größer ist jetzt der Appetit auf diesen reizvollen Fußball-Leckerbissen. Beziehungsweise einzigartigen - denn wenn die "Löwen" am Saisonende den anvisierten Sprung hoch in die Dritte Liga schaffen sollten, wären sie wohl wieder über viele Jahre unerreichbar für den FCP.

 

Das ursprüngliche Problem

So einladend das schmucke Pipinsrieder Stadion an der Reichertshauser Straße auch sein mag - es ist keinesfalls für absolute Großereignisse ausgerichtet. Offiziell wird sein Fassungsvermögen mit "2500 Zuschauer" beziffert, es ist von zwei Himmelsrichtungen aus frei zugänglich - "und die Parkplatzsituation rundherum ist durchaus schwierig", wie Schweiger einräumt. Kurzum: Hätte der FCP die Dinge einfach laufen lassen - "ein Chaos am 5. Mai wäre vorprogrammiert gewesen", so der OK-Chef klipp und klar.

Zugegeben, kurzzeitig war auch die Idee im Raum gestanden, das Heimspiel gegen die "Löwen" in das Grünwalder Stadion der Münchner zu verlegen. Aber jene zerschlug sich nach Auskunft von FCP-Vereinsboss Roland Küspert ebenso schnell wie die Option, ins Augsburger Rosenaustadion umzuziehen ("So schön groß das auch ausschaut, in ihm sind trotzdem nur noch 5000 Zuschauer zugelassen"). Dadurch stand bald fest: Es mussten Lösungen her, dass gegen den TSV 1860 definitiv in Pipinsried gekickt werden kann - ohne dass alle Einwohner des Dorfes hierunter massiv zu leiden hätten.

 

Der Geistesblitz

Wie gut, dass der amtierende Dachauer Landrat Stefan Löwl gleichzeitig ein "Edelfan" des FCP ist - und außerdem ein kreativer Mann. So hatte der 44-Jährige höchstpersönlich die Idee vom "Sechzgerhügel" - einer Naturtribüne auf der Gegengeraden des Stadions. "Zuerst hielten wir das Ganze für einen Spaß von ihm. Aber je länger wir darüber nachdachten, umso besser gefiel uns dieser Vorschlag", erinnert sich Schweiger: "Zumal man von dort einen wahrlich charmanten Blick auf das Spielfeld hat."

Rund 5000 Zuschauer sollen auf dem "Sechzgerhügel" - der eigentlich nichts anderes als ein riesengroßer Acker in Besitz eines ortsansässigen Landwirts ist - Platz finden. Steffi Marschalek, beim FCP für das Ticketing zuständig, beschreibt die Naturtribüne schon einmal schmunzelnd mit dem Begriff "Wacken-Style" - in Anlehnung an das Kult-Musikfestival in Schleswig-Holstein. Und Schweiger ergänzt: "Natürlich wird auf ihr kein Allianz-Arena-Hochglanzbetonboden zu finden sein - aber genau das macht vielleicht sogar ihren besonderen Reiz aus." Bei trockenem Wetter soll übrigens einfacher Mulch für einen sicheren Stand auf dem "Sechzgerhügel" sorgen, bei schlechter Witterung jede Menge Hackschnitzel. "Und ich gehe fest davon aus, dass er am 5. Mai richtig voll sein wird", ergänzt Marschalek: "1500 Karten hierfür sind jedenfalls schon weg, obwohl der offizielle Vorverkauf noch gar nicht losgegangen ist."

 

Die Ticketsituation allgemein

Für den Stadion-Innenbereich - also für alles, was nicht der "Sechzgerhügel" ist - gilt bereits jetzt: komplett ausverkauft. Alle 2000 Tickets hierfür gingen in Windeseile an FCP-Vereinsmitglieder, Sponsoren sowie den BFV.

Also bleibt für alle anderen Fußballfreunde, die am 5. Mai die "Löwen" sehen wollen, nur noch die bereits erwähnte Naturtribüne hinter auf der Gegengeraden. Beim FCP selbst gibt es hierfür aber keine Einzeltickets. Um die Parkplatzsituation am 5. Mai zumindest etwas zu entschärfen, sind Eintrittskarten für den "Sechzgerhügel" - auf den übrigens auch Nicht-"Löwen"-Fans stehen dürfen - nur in Verbindung mit einer Anreise per Bus nach Pipinsried erhältlich.

 

Kartenvorverkaufsvariante I (für Fanklubs, Sportvereine oder private Gruppen)

Sie können sich selbst einen Busunternehmer suchen, der sie zum FCP-Gelände bringen soll. Dann ist es für sie möglich, ein Kontingent von 50 Tickets bei den Gelbblauen zu je 13 Euro (plus je zwei Euro Vorverkaufsgebühr) zu bestellen. "Allerdings muss sich das Busunternehmen zusätzlich dazu verpflichten, die Tickets erst bei der Hinfahrt auszugeben", berichtet Schweiger: "Schließlich soll unter allen Umständen verhindert werden, dass die Leute mit Privat-Pkw nach Pipinsried kommen. Für die Besucher mit Karten für den Stadion-Innenbereich könnten die vorhandenen Parkplätze gerade so reichen - aber ansonsten haben wir, trotz vieler zusätzlicher Stellflächen im Vergleich zu den restlichen Heimspielen, keinerlei Kapazitäten mehr."

 

Kartenvorverkaufsvariante II (für individuelle Anfragen)

Fußballfans, die einzeln beziehungsweise in kleinen Gruppen das Match sehen möchten, können ihr Ticket ab sofort bei Schwaiger Reisen in Schrobenhausen (Telefon 0 82 52/88 60-0; E-Mail: info@schwaiger-reisen.de) bestellen - inklusive der obligatorischen Busfahrt. Eine der sieben Haltestellen, an denen am 5. Mai zugestiegen werden kann, befindet sich laut Marschalek am Busbahnhof Schrobenhausen. Die sechs weiteren sind an den Bahnhöfen Aichach, Pfaffenhofen, Indersdorf, Petershausen, Dachau und Altomünster.

 

Verpflegung am 5. Mai

"Wir sind Pipinsrieder, werden uns nicht verbiegen", sagt Schweiger dazu - mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Was er mit dem humorvollen Ausspruch genau meint: Der FCP bietet auch gegen "Löwen" das Altbewährte an - also jene Wurstsemmeln, Käsesemmeln und Fischsemmeln, die bereits jetzt über das Dachauer Hinterland hinaus Kultstatus genießen. "Zirka 8000 davon werden wir an diesem Tag benötigen", glaubt Schweiger. Prompt sind allein schon 40 bis 45 Helferinnen nur dazu nötig, um die Klassiker in Sachen FCP-Essen herzurichten. Allein für die Naturtribüne sind dann 13 Verkaufsstände geplant, an denen es natürlich auch Getränke zu erwerben gibt - umweltfreundlich in Pfandbechern. Besonders erfreulich aus Sicht der Gelbblauen: Sie werden an diesem Tag von allen örtlichen Vereinen fleißig unterstützt - "und hierfür bin ich einfach nur dankbar", sagt Küspert.

 

Momentane Gefühlslagen bei den FCP-Verantwortlichen

"Ich bin mächtig stolz darauf, dass wir dieses Riesenereignis hier zusammen wuppen werden", so OK-Chef Schweiger. Auch Vereinsboss Küspert wirkt zufrieden. "Wenn nun auch noch das Wetter am 5. Mai passen würde und alle unsere Gäste an diesem Samstagnachmittag friedlich wären, wäre alles komplett perfekt."

Dass der TSV 1860 eventuell nicht schon als neuer Meister anreist, sondern den Gewinn des Regionalligatitels erst in Pipinsried perfekt macht - für den FCP-Chef wäre es übrigens keine Katastrophe: "Wir sind doch Profis hier, wird könnten auch so eine spontane Fete stemmen. Und wenn wir gleichzeitig auch noch unseren Klassenerhalt feiern könnten, hätten wir doch endgültig eine runde Sache." Dementsprechend diplomatisch fällt Küsperts aktueller Ergebniswunsch für den 5. Mai aus: "Ein Unentschieden wäre schön. Zu sehr möchte ich die ,Löwen' nämlich doch nicht reizen."