Aichach
Türkspor hat keine Fußballer mehr

Nach dem Abstieg aus der A-Klasse meldet der Klub aus Aichach für die kommende Saison keine Mannschaft

07.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:27 Uhr

Aichach (SZ) Das 1:1 am vergangenen Sonntag beim SV Hammerschmiede II war wohl für nicht absehbare Zeit das letzte Punktspiel von Aichach Türkspor.

Der Absteiger aus der A-Klasse Aichach wird für die kommende Spielzeit dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) keine Mannschaft für die B-Klasse melden. Dies bestätigt Özcan Köprücü, der Erste Vorsitzende des Klubs: "Wir sind in der nächsten Saison inaktiv. "

Diese Entscheidung hat Köprücü gemeinsam mit seinem Stellvertreter Engin Özulu sowie dem Trainerteam um Chefcoach Nail Ünsal und dessen Assistenten Serdar Can getroffen. "Wir haben keine Spieler mehr und keinen Nachwuchs. Das ist das Problem", erklärt Köprücü. Im Juli 2017 übernahm er das Amt - "ein sehr schweres", wie er sagt. Schon ein halbes Jahr zuvor, im Winter, hatten zahlreiche Akteure den Klub verlassen, vor einem Jahr folgten weitere Abgänge. Der damalige Abteilungsleiter sowie Spielertrainer Hüseyin Dagdelen hatte die Aufgabe, ein für die A-Klasse konkurrenzfähiges Team zusammenzustellen. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich alsbald herausstellte.

Dagdelen war's bald leid, unter diesen Bedingungen Woche für Woche zu arbeiten - und verabschiedete sich in der Winterpause. Danach lag es wohl mehr an den Mitkonkurrenten im Abstiegskampf, dass Türkspor lange Zeit auf den Klassenerhalt hoffen durfte. Am grünen Tisch wurde schließlich in diesem Frühling doch der Abstieg besiegelt, durch ein Sportgerichtsurteil und dem Abzug von sechs Punkten gab es vier Spieltage vor Schluss kein Entrinnen mehr für das A-Klassen-Schlusslicht. Die ersten Türkspor-Kicker schlossen sich für die neue Runde schon bald anderen Vereinen an. Torjäger Arsim Kadirolli (neun Treffer) und Eddy Korelko etwa wechseln zum BC Aichach, weitere Spieler werden folgen. Dennoch sei Köprücü und seinen Mitstreitern die Entscheidung jetzt schwer gefallen, letztlich hatten sie aber keine andere Wahl.

Somit wird erstmals seit fast fünf Jahrzehnten keine Türkspor-Mannschaft mehr am Spielbetrieb des BFV teilnehmen. In den ersten Jahren nach der Vereinsgründung 1971 hatte Türkspor außer Konkurrenz als BCA-Türkenelf gekickt, war im Volksmund die B-Reserve des Traditionsvereins gewesen. Ab 1983 nahm Türkspor dann als eigenständiger Klub am Punktspielbetrieb teil - und der größte Erfolg war 2006 der Aufstieg in die Kreisliga Ostschwaben, aus der der Verein ein Jahr später wieder absteigen musste.

Köprücü hat sich zum Ziel gesetzt, für die übernächste Saison
wieder eine Fußballmannschaft
auf die Beine zu stellen. "Der Verein existiert weiter", sagt er.
Allerdings sei es um diesen, wie
ein Klubinsider sagt, nicht gut bestellt, weil kein Potenzial mehr vorhanden sei.

Auch Köprücü selbst spricht von einer "ungewissen Zukunft" seines Vereins, der sich wohl im kommenden Jahr zudem eine neue Bleibe suchen muss. Nach jetzigem Stand der Dinge soll nämlich 2019 auf dem ehemaligen Neusa-Gelände, wo aktuell das Türkspor-Vereinsheim steht, der Baubeginn eines neuen Alten- und Pflegeheims sein.

Herbert Walter