Kailua-Kona
Top-Ten-Platzierung trotz Handikap

Nicole Bretting belegt beim Ironman auf Hawaii den achten Rang in ihrer Altersklasse W45

16.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
Vor allem mit dem Rad schnell unterwegs: Nicole Bretting auf Hawaii. −Foto: Archiv

Kailua-Kona (SZ) Der Ironman 2018 auf Hawaii ist nun Geschichte - und die wichtigste Triathlonveranstaltung des Jahres wird vor allem aufgrund des fantastischen Streckenrekords von Champion Patrick Lange aus Darmstadt (7:52:39 Stunden) noch lange in Erinnerung bleiben. Für die große Hoffnung des Altlandkreises Schrobenhausen, Nicole Bretting aus Hohenwart, lief dagegen nicht alles nach Wunsch.

Wer die 46-Jährige kennt, der weiß, wie ehrgeizig sie sein kann. Und ihr ursprüngliches Ziel für heuer war dementsprechend ambitioniert, es lautete schlichtweg: Bei der WM im Pazifik ganz vorne mitmischen, mit etwas Glück vielleicht sogar den Titel in ihrer Altersklasse holen. Also genau das, was ihr bereits im Jahr 2014 gelungen war.

Bloß damals hatte die Ausdauersportlerin aus Hohenwart topfit an den Start gehen können, ohne gesundheitliche Probleme. Das war heuer anders, bereits seit dem Frühjahr plagte sich Bretting immer wieder mit Achillessehnenproblemen herum. Und damit 3,86 Kilometer (2,4 Meilen) Schwimmen, 180,2 Kilometer (112 Meilen) Radfahren - sowie als Abschluss einen Marathonlauf über 42,195 Kilometer (26,2 Meilen) absolvieren? Nein, das konnte irgendwie nicht gutgehen - zumindest im Hinblick auf die vorderen Ränge. Am Schluss reichte es dann zu Position acht in der Altersklasse W45, also immerhin zu einer Top-Ten-Platzierung.

Viele andere Starterinnen wären darüber heilfroh gewesen. Auch die Zeit, in der Bretting den Monsterwettbewerb 2018 auf Hawaii bewältigte: absolut respektabel. So überquerte sie nach exakt 10:22:53 Stunden die Ziellinie - das waren nicht einmal 17 Minuten mehr als bei ihrem W40-Triumph vor vier Jahren an gleicher Stelle (10:06:22). Und selbst, wenn die Hohenwarterin heuer die Leistung von damals wiederholt hätte - mit dem Gewinn eines zweiten WM-Titels wäre es trotzdem nichts geworden. Nicht einmal auf das Siegerpodest ihrer aktuellen Altersklasse W45 hätte es die 46-Jährige damit geschafft - was deutlich zeigt, wie sensationell stark sich diesmal ihre Kontrahentinnen präsentierten. Letztlich landete die Dänin Janette Dommer ganz vorne (9:23:25) - vor Elisabetta Villa aus Italien (9:54:00) und der Australierin Kelly Phuah (10:05:19), die nur knapp über der magischen Zehn-Stunden-Grenze blieb.

Wäre Bretting fit gewesen, sie hätte diese Marke womöglich sogar geknackt. Die Schwimmstrecke etwa legte die Hohenwarterin heuer um 2:24 Minuten schneller zurück als bei ihrem WM-Titelgewinn 2014, die 180,2 Kilometer mit dem Rad gar um 6:47 Minuten. Bloß dann kam eben der abschließende Marathonlauf, der aufgrund der Achillessehnenprobleme komplett zur Tortur wurde. Es spricht für Bretting, dass sie nicht aufgab. Aber 3:56:29 Stunden für die 42,195 Kilometer - aus ihrer Sicht indiskutabel. Vor vier Jahren etwa war sie noch um über 24 Minuten schneller gewesen. Keine Frage, diese Enttäuschung muss die ehrgeizige Ausdauersportlerin nun zunächst mal verkraften. Sie wird jedoch zurückkommen. Ganz bestimmt.

Roland Kaufmann