Aresing
Sehnsucht nach der Enkelin

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (3): Hans Kehrer

19.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:17 Uhr
Stolzer Opa: Hans Kehrer hofft auf ein baldiges Wiedersehen mit seiner Enkelin Ruby. −Foto: privat

Aresing - Schlecht gelaunt scheint dieser Mann wohl nie zu sein.

 

Auch aktuell wirkt Hans Kehrer optimistisch - obwohl ihm die Coronakrise seit Kurzem die Chance nimmt, seinem Lieblingssport nachzugehen. "Alle Hallen sind geschlossen, ein Trainieren ist damit nicht mehr möglich", vermeldet der Tischtennisspieler aus Leidenschaft. Beziehungsweise sogar waschechte Deutsche Meister.

Ja: In der Saison 1975/76 war es ihm einst gelungen, zusammen mit dem VfB Altena den nationalen Mannschaftstitel zu ergattern. Ein Erfolg, auf den Kehrer immer wieder gerne zurückblickt - ebenso wie auf seine komplette Bundesligakarriere. Insgesamt sechs Jahre lang hatte der jetzige Aresinger im deutschen Tischtennis-Oberhaus gespielt - für den TTC Remlingen (Landkreis Würzburg), den TTC Heusenstamm (Landkreis Offenbach) und eben dem Team aus Altena (Märkischer Kreis, Nordrhein-Westfalen). Dazu kamen rund 15 Jahre bei Klubs in der Zweiten Bundesliga, womit spätestens jetzt wohl jedem klar sein dürfte: Dieser gebürtige Unterfranke, der in Großostheim bei Aschaffenburg aufwuchs, war ein außergewöhnlich Guter in seiner Sportart. Und er ist es immer noch, selbst im schönen Alter von 67 Jahren.

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Sein Job brachte Kehrer einst in den Altlandkreis, in den 80er Jahren wurde er ans Gymnasium Schrobenhausen versetzt - und blieb dort schließlich bis zu seiner Pensionierung als Studiendirektor im Sommer 2018. Aus einer vermeintlichen Übergangslösung wurde damit sehr schnell seine neue Heimat - und aus dem Unterfranken entwickelte sich ein stolzer Aresinger. Weil Kehrer eben ein sehr offener, umkomplizierter Typ ist. Einer, der auf die Menschen zugehen kann. So, wie echte Sportler sein sollen.

Womit wir auch wieder beim Tischtennis wären. Diese Passion ließ den einstigen Deutschen Meister niemals los, in all den Jahren setzte er seine Trainingsarbeit nimmermüde fort - und ging auch im Ligabetrieb weiterhin fleißig auf Punktejagd. "Weshalb sollte ich aufhören? Ich habe doch immer noch eine Menge Spaß daran", sagt der 67-Jährige mit einem breiten Grinsen im Gesicht: "Und das eine oder andere Spiel gewinne ich ja auch noch - selbst wenn meine Kontrahenten deutlich jünger sind als ich. "

Dass Kehrer mit diesem "einen oder anderen Spiel" schamlos untertreibt - wohl müßig zu erwähnen. Er zählt vielmehr in der ersten Mannschaft des FC Ehekirchen, die immerhin in der Landesliga Ost-Südost beheimatet ist, weiterhin zu den eifrigen Punktesammlern. Dass die Saison 2019/20 jetzt wegen der Coronakrise komplett abgebrochen wurde, dass die eigentlich noch ausstehenden Partien nicht mehr nachgeholt werden - es könnte seinem Team aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen durchaus zugutekommen. Nämlich dann, wenn der Bayerische Tischtennisverband als Folge davon auf jegliche Auf- beziehungsweise Absteiger verzichten würde. "In diesem Fall hätten wir den Klassenerhalt schon geschafft, obwohl wir nach elf von sechzehn Matches nur auf dem Relegationsrang liegen", bestätigt Kehrer: "Natürlich wäre das auf der einen Seite schön, aber auf der anderen sollte so etwas doch lieber sportlich geregelt werden. "

Dass er mit seinen 67 Jahren wohl der mit Abstand älteste Akteur in der Landesliga Ost-Südost ist, der Aresinger misst dem keine große Bedeutung bei: "Das ist halt so. Im Laufe der Jahre bin ich vielleicht ein bisschen langsamer geworden, aber anscheinend kann ich das mit meiner Routine sowie meinem Ballgefühl noch sehr gut kompensieren. Und so lange ich meiner Mannschaft damit helfen kann, passt es doch. "

Seine Mannschaft aus Ehekirchen ist übrigens nichts anderes als eine bessere Altlandkreisauswahl, wie Kehrer gerne bestätigt: "Jürgen Janko, Ralph Valerius sowie Andreas Külpp kommen allesamt aus Schrobenhausen, Stefan Schmidt wohnt in Oberlauterbach - und ich komme eben aus Aresing. Das zeigt doch sehr gut, dass hier starke Tischtennisspieler zu Hause sind", so der 67-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Bloß aktuell muss der Schläger eben im Schrank bleiben, wie anfangs schon erwähnt. "Gott sei Dank war das Wetter in den vergangenen Tagen schön, da konnte ich mit meiner Frau zumindest eine schöne Radtour unternehmen", erzählt Kehrer.

Der 67-Jährige versucht eben immer, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Und doch gibt es auch bei ihm etwas, dass ihn momentan sehr traurig macht - nämlich, dass ein Wiedersehen mit Enkelin Ruby aufgrund der Grenzschließungen wegen der Coronakrise vorerst nicht möglich ist. . "Unsere ältere Tochter wohnt ja mit ihrer Familie in England", begründet der stolze Opa und ergänzt: "Nur gut, dass es wenigstens Skype gibt. Spätestens jetzt wird einem so richtig bewusst, wie nebensächlich doch auch der so geliebte Sport sein kann. "

SZ

Roland Kaufmann