Nohfelden
Platz fünf im Saarland

Pfaffenhofener Daniel Kühn erreicht mit Jürgen Roos gutes Rallye-Ergebnis - Verunsicherung in der Szene

15.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:10 Uhr
Erhard Wallenäffer
Lernten sich quasi im Auto kennen: Jürgen Roos und Daniel Kühn starteten beim "32. ADAC Rallye 70 Kohle und Stahl" das erste Mal gemeinsam und waren mit dem Ergebnis zufrieden. −Foto: S. Dörrenbächer

Nohfelden - Daniel Kühn ist zurück im Rennmodus: Als Beifahrer von Jürgen Roos (Eisingen/Unterfranken) hat der Pfaffenhofener Rallye-Pilot am Samstag bei der "32. ADAC Rallye 70 Kohle und Stahl" den fünften Platz in der Klasse NC2 erreicht.

 

Damit war das Duo zufrieden, wobei Kühn nach der Veranstaltung über erhebliche Verunsicherungen in der Rallyeszene berichtete.

"Ich musste weit fahren, um endlich einmal wieder Rallyeluft zu atmen", so der Pfaffenhofener bei der Heimreise- Zuvor hatten er und Jürgen Roos ihren BMW E36 M3 noch durch die Straßen und Wege des nördlichen Saarlands gepeitscht. Nachvollziehbarer Weise sprach Kühn von einem strammen Programm. "Zunächst die Besichtigung am Vormittag, dann ab Mittag rund siebzig Wertungskilometer plus Verbindungsfahrten. Alles verteilt auf sechs Prüfungen - da kommen dann rund 280 Kilometer zusammen", so Kühn. Zeit zum Verschnaufen bleibe da wenig, wie der 32-Jährige ergänzte. "Bei einer solchen Veranstaltung gibt es nur eine Reifenmontagezone von 15 Minuten - hierbei tauschten wir unsere kaputten Hinterreifen. "

Die Distanz von Pfaffenhofen zum Veranstaltungsort Nohfelden beträgt rund 450 Kilometer - jedoch war Kühn nur einer von vielen Idealisten, welche so eine lange Anreise in Kauf nahmen. Prompt freute sich der Veranstalter über einen wahren Ansturm auf die Startplätze. "Das hat damit zu tun, dass die ausrichtenden Vereine ihre Events derzeit kaum genehmigt bekommen", ist sich Kühn sicher. "Dann fährt man natürlich dorthin, wo überhaupt etwas geht. "

Dass sich insgesamt 120 Besatzungen in die Nennliste eintrugen, mag dadurch begründet sein. Jedoch scheinen auch die Strecken im Saarland attraktiv zu sein als anderswo: Manche Abschnitte werden hier im Rahmen der Deutschen Meisterschaft gefahren, zudem waren weitere Teile einer Prüfung sogar schon im Roadbook der Rallye-Weltmeisterschaft notiert. Folgerichtig waren die Fahrten herausfordernd, wie Kühn beschrieb: "Wir haben aber diesmal nicht voll draufgehalten, da ja Meisterschaftspunkte heuer kaum eine Rolle spielen. Wir nutzten die Fahrten vielmehr als Training unter Wettkampfbedingungen. "

Prinzipiell könnte man von einem erfolgreichen Blind Date sprechen, denn Kühn und Roos hatten sich bis zum Wochenende nur vom Sehen gekannt. Roos, der aus der Nähe von Würzburg kommt, stand kurzfristig ohne Beifahrer da - so kam der Anruf nach Pfaffenhofen sehr spontan, wie Kühn erklärte: "Innerhalb der Szene sind wir eng vernetzt, da hilft man sich immer wieder gegenseitig. " Die Ansagen aus dem "Gebetbuch" machte der Pfaffenhofener indes für einen erfahrenen Piloten: Roos hat in seiner Bilanz schon elf Klassensiege bei diversen Veranstaltungen stehen, und der Rallyesport scheint seine Leidenschaft zu sein. "Es geht um den Kick, auf engen Straßen das Auto bei schwierigen Bedingungen zu beherrschen. Ich war einmal am Nürburgring zum Testen, da war mir die Straße zu breit", hatte der Unterfranke im Winter mal erzählt.

Letztlich fuhren Roos/Kühn auf Platz fünf in der Klasse NC2 (Gruppe F, 2000-3000ccm Hubraum). Ohne Probleme seien sie durchgekommen, freute sich Kühn. "Wir sind echt gut gefahren. Zweimal fuhren wir auf ein langsameres Fahrzeug auf, da wurde aber immer brav Platz gemacht", sagte der Pfaffenhofener. Generell aber wurde die Veranstaltung am späten Samstagnachmittag immer mehr zum Abnutzungskampf. So musste etwa ein Drittel aller Teilnehmer aufgrund technischer Defekte aufgeben, was sich Kühn so erklärte: "Momentan gibt es kaum Möglichkeiten, die Autos auszuprobieren - da kommt bei einem solchen Wettkampf viel zusammen. "

Auch der ADAC-Hopfenland-Rallye-Sprint - eine Veranstaltung, die im Juni am Schönthaler Berg stattgefunden hätte - musste bekanntlich abgesagt werden. Kühn wäre Initiator und Organisationschef gewesen, er sowie seine Kollegen vom MSC Pfaffenhofen hoffen nun auf eine Neuauflage im Mai 2021. Überhaupt mache sich in der Rallyeszene immer mehr Verunsicherung breit. "Derzeit springen die Sponsoren natürlich reihenweise ab - das trifft die Aktiven genauso wie die Veranstalter", erklärte Kühn.

Der ehemalige ADAC-Rallye-Masters-Pilot verriet auch, dass er im nächsten Kalenderjahr eigentlich wieder am Lenkrad angreifen möchte, jedoch sei nichts gewiss. "Ich baute gerade ein neues Auto auf", sagte Kühn: "Ich komme aber kaum voran, da die nötigen Komponenten einfach nicht zu bekommen sind. "

SZ

Erhard Wallenäffer