Augsburg
Jetzt auch gut im Seniorenbereich angekommen

Torwarttalent Daniel Witetschek steht für den FC Augsburg bereits seit dem Sommer 2014 zwischen den Pfosten

28.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:11 Uhr
Abgetaucht: Daniel Witetschek (r.) hat den Sprung in den Seniorenbereich geschafft, er versucht aktuell beim FC Augsburg II in der Regionalliga seinen Kasten sauber zu halten. −Foto: Klaus Rainer Krieger

Augsburg/Schrobenhausen - Der Weg nach ganz oben ist steinig.

Aber Daniel Witetschek bleibt zuversichtlich. "Natürlich versuche ich, auch mal in den höheren Klassen anzuklopfen", verrät der 19-Jährige. Sei's nun in der Dritten Liga, der 2. Bundesliga, irgendwo im Ausland? Er kann sich grundsätzlich sehr viel vorstellen. Allerdings erst "irgendwann". Weil er mit seiner aktuellen Situation "durchaus zufrieden" ist. Mit seiner aktuellen Situation als hochbegabter Nachwuchstorwart beim FC Augsburg.

Bereits seit dem Juli 2014 steht Witetschek beim schwäbischen Traditionsklub unter Vertrag, bestritt für ihn jeweils 29 Einsätze in der B- beziehungsweise A-Junioren-Bundesliga - ehe es für ihn vor Kurzem, im Sommer, in den Seniorenbereich hochging. Dass der Schrobenhausener diesen Schritt weiterhin beim FCA gehen durfte, selbstverständlich war's nicht. Aber die Augsburger schienen mit dem Keeper eben doch absolut zufrieden gewesen zu sein - denn weshalb hätten sie ihm sonst bereits vor rund zwölf Monaten signalisiert, dass sie die Zusammenarbeit mit ihm fortsetzen wollen? "Natürlich hat mich dieses Angebot gefreut. Und es sprach auch von meiner Seite überhaupt nichts dagegen", berichtet Witetschek: "Ich hatte mich beim FCA sehr gut weiterentwickelt. Und ich glaube fest daran, dass ich das dort auch noch ein Weilchen tun kann. "

Wenn er sich nun so vergleicht - mit dem Daniel aus dem Sommer 2015? Witetschek lächelt: "Vom Kopf her bin ich inzwischen deutlich anders drauf. Ich bin eben älter geworden, abgeklärter - und wohl auch viel selbstbewusster. " Also genau so, wie es sich für einen ehrgeizigen Schlussmann gehört. Aber ambitioniert zu sein - darauf legt der 19-Jährige großen Wert - bedeute nicht, nur auf sie selbst zu schauen: "Das haut gerade bei einer Mannschaftssportart wie den Fußball überhaupt nicht hin. Nur wenn es hier für das gesamte Team läuft, läuft es auch für den Einzelnen - und damit eben auch für den Keeper ganz hinten zwischen den Pfosten. "

Und um wirklich weiterzukommen, reichen mitunter nicht nur Fleiß und Talent. Hin und wieder muss auch ein Quäntchen Glück her - so wie für Witetschek. Natürlich wünscht man seinem direkten Konkurrenten nie etwas Schlechtes - aber dass Benjamin Leneis am 31. August, in der Heimpartie gegen die SpVgg Greuther Fürth II, plötzlich verletzungsbedingt vom Feld musste, spielte dem Schrobenhausener durchaus in die Karten: Dadurch kam er völlig unverhofft zu seinem allerer-sten Einsatz in der Regionalliga.


Der 19-Jährige hätte nervös sein, diese riesige Chance verpatzen können. Aber nichts da. Er zeigte sofort echte Größe, stand zudem in den 13 folgenden Matches bis zur Winterpause im FCA-II-Kasten - und entwickelte sich sehr schnell zu einem echten Leistungsträger auch im Seniorenbereich. "Ja, es ist ganz gut für mich gelaufen", bestätigt der Schrobenhausener mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Natürlich genießt er es, beim großen FC Augsburg zu sein. Aber dafür muss Witetschek große Strapazen auf sich nehmen. "Ich bin ich aktuell in der Tat der Einzige in unserer U23-Mannschaft, der noch nebenher eine berufliche Ausbildung absolviert", bestätigt er. Genauer ausgedrückt macht der Schrobenhausener gerade eine Lehre zum Schreiner, erst im Sommer 2020 wird er hiermit fertig sein. "Das Ganze ist nicht gerade leicht zu verbinden - gerade in der Vorbereitung nicht, in der wir in Augsburg zweimal am Tag trainieren", erzählt Witetschek. Ja, er ist dadurch mächtig unterwegs - muss viel Zeit für Fußball und Ausbildung investieren. "Wenn ich woanders arbeiten würde, nicht im Betrieb meines Vaters, wäre es sowieso unmöglich", weiß der 19-Jährige. Sein Papa Roland nickt zustimmend - und lächelt: "Ja, der Chef muss in diesem Fall schon mitspielen- ebenso wie die Berufsschule, also in unserem die in Schrobenhausen. Aber andererseits bringt Daniel die volle Leistung auch in seiner Lehre, da kann man ihm natürlich etwas leichter entgegenkommen. "

Ob Daniel nach der Winterpause weiterhin Stammkeeper sein wird? "Ich gehe davon aus, dass der Konkurrenzkampf mit Leneis nun wieder bei Null losgeht", so der 19-Jährige: "Aber auf die Bank möchte ich eigentlich nicht mehr zurück. " Dementsprechend hart arbeitet er schon wieder, bereits seit dem 7. Januar befindet sich die U23-Vertretung des FCA wieder in der Vorbereitung.

Was für ihn als Torwart der größte Unterschied zwischen Junioren- und Erwachsenenfußball sei? "Rein vom Sportlichen ist viel mehr Körper im Spiel. Außerdem gibt's viel mehr Flanken vor meinen Ka-sten", antwortet Witetschek wie aus der Pistole geschossen. Dass er jetzt nicht mehr in der Bundesliga aktiv ist, sondern "nur" mehr in der Regionalliga - der Schrobenhausener misst dem keinerlei Bedeutung bei: "Trotzdem macht es jetzt viel mehr Spaß. Die Akzeptanz in der Herren-Regionalliga ist deutlich höher, hier sind deutlich mehr Zuschauer da - gerade auswärts. Wenn da von den Fankurven hinter dem Tor das eine oder andere nicht Druckreife in meine Richtung geschrien wird, das pusht mich noch mehr, es ihnen so richtig mit Topreflexen zu zeigen. "

Dass er beim FCA hin und wieder bereits mit den drei Profikeepern (Tomá? Koubek, Andreas Luthe, Fabian Giefer) trainieren durfte - der Schrobenhausener erwähnt es fast schon beiläufig: "Ich bin von ihnen von Anfang an toll aufgenommen worden. Und ja, zunächst war's natürlich etwas Besonderes für mich, aber mittlerweile gehe ich völlig normal damit um. Ich versuche zwar schon, mir das eine oder andere abzuschauen - aber in erster Linie konzentriere ich mich auf die Arbeit mit ihnen. "

Apropos konzentrieren: "Wenn ich mit meiner Schreinerlehre im Sommer fertig bin, kann ich das noch mehr in Richtung Fußball", freut sich Witetschek. Was dies konkret bedeutet? "Zunächst mal nur, dass ich nicht mehr so früh aufstehen muss wie jetzt", verrät der 19-Jährige lachend. Und im Ernst? "Ich habe beim FC Augsburg noch einen Vertrag bis zum Sommer 2021, den möchte ich auf jeden Fall erfüllen. Und dann schaun mer mal", so der Schrobenhausener. Dritte Liga, 2. Bundesliga - oder irgendwohin ins Ausland? "Das wäre grundsätzlich schon toll", nickt er: "Aber da müsste wirklich das gesamte Paket passen. "

Der Keeper weiß genau, was er will - nicht zuletzt dank der mittlerweile fünfeinhalb Jahre beim FCA. "Man kann mich fast schon als richtigen Augsburger bezeichnen", lacht Witetschek: "Aber schwäbisch reden tue ich deswegen noch lange nicht, den Schmarrn fange ich gar nicht erst an. Ich bin ein Bayer. " Einer, der mit etwas Glück vielleicht noch eine große Karriere vor sich hat. "

SZ

Roland Kaufmann