Schrobenhausen
"Fühlt sich unvollendet an"

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (17): Claus-Jürgen Ludwig

14.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:36 Uhr
Topscorer der Schrobenhausen Green Devils: Claus-Jürgen Ludwig (r.). −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Fleißig ist Claus-Jürgen Ludwig auch weiterhin.

 

Dass die Basketballsaison 2019/20 im März von einem Tag auf den anderen abgebrochen werden musste, dass er auch seinen Job als Lehrer an der Michael-Sommer-Mittelschule aktuell nicht ausüben darf - alles kein Grund für den 31-Jährigen, jetzt faul die Beine hochzulegen. Stattdessen wird nun eben gejoggt - wenn möglich alle zwei Tage.

Trotzdem: Überzeugte Mannschaftssportler wie Ludwig leiden unter der Corona-Krise und den damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen ganz besonders. Allein durch die Gegend laufen, dadurch fit bleiben - schön und gut. Aber viel lieber würde sich der Topscorer der Schrobenhausen Green Devils mit ein paar Kumpels auf dem Freiplatz treffen, um dort ein paar Bälle in den Körben zu versenken. "Gerade bei diesem tollen Wetter momentan wäre das richtig lu-stig", gibt er mit leuchtenden Augen zu: "Aber es hilft ja nichts. Die Gesundheit geht vor, das ist jetzt einfach so. "

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336 Punkte wurden von ihm in der vor wenigen Wochen so abrupt zu Ende gegangenen Basketballsaison 2019/20 erzielt. 336 Zähler in 18 Matches, was einen Schnitt von 18,67 pro Partie bedeutet - der sechstbe-ste Wert in der gesamten Bayernliga Mitte. Und es wäre sicherlich noch der eine oder andere Punkt hinzugekommen, wenn Ludwig auch noch die drei ausstehenden Spiele hätte bestreiten dürfen - zusammen mit seinen Green Devils, die unmittelbar vor dem Abbruch gleich viermal hintereinander gewonnen hatten. "Ja, in dieser Phase legten wir einen richtig starken Lauf hin", nickt der 31-Jährige zustimmend. "Aber trotzdem war's für uns kein allzu großes Drama, dass wir nicht alle 22 Partien bestreiten durften. Jetzt stehen wir eben auf Tabellenrang sechs, mehr als Position vier wäre selbst bei drei weiteren Siegen nicht mehr drin gewesen. Ich glaube, da hat es manch andere Mannschaft deutlich mehr gewurmt, dass wegen der Corona-Krise plötzlich Schluss war. "

Zum Beispiel die Damenvertretung der Green Devils, der somit der eigentlich schon sichere Meistertitel 2019/20 in der Bezirksoberliga doch noch genommen wurde? "Ja, unsere Frauen tun mir wirklich leid", bestätigt Ludwig: "Einerseits wissen sie zwar, dass sie in dieser Saison definitiv die Besten waren - aber trotzdem fehlt ihnen nun etwas, um komplett zufrieden zu sein. "

Nein, das fühlt sich nicht gut an. Das weiß der 31-Jährige ganz genau - schließlich erlebte er als Coach der Schrobenhausener U16-Mannschaft Ähnliches. Elf Siege, nur eine Niederlage - so die Bilanz der Seinen (und von Theo Lang) in ihrer Bezirksoberliga, der erste Rang war ihnen quasi sicher - ehe die Spielzeit eben von einem Tag auf den anderen abgebrochen wurde. "Dass wir uns jetzt offiziell nicht als Meister bezeichnen dürfen, ist schon extrem schade", gibt Ludwig unumwunden zu: "Das Ganze fühlt sich unvollendet an, obwohl wir ja nichts dafür können. "

Der 31-Jährige ist übrigens gerne Nachwuchstrainer, vermittelt seine Erfahrungen sowie sein Wissen gerne an junge Talente weiter. "Aber ebenso gerne spiele ich auch noch selbst", ergänzt Ludwig sofort, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Der Abstieg aus der 2. Regionalliga Süd in die Bayernliga vor zwölf Monaten habe hieran nichts geändert - vielleicht sogar im Gegenteil. "In psychologischer Hinsicht ist's für das gesamte Team gar nicht mal so schlecht gewesen, dass wir runter mussten - denn eine Etage weiter unten fiel es uns nun deutlich leichter, regelmäßig Erfolge zu feiern. "

Auch die Verpflichtung von Florian Breitkreutz als neuen Chefcoach habe laut Ludwig durchaus ihre Vorteile gehabt. "Jeder in der Mannschaft wusste dadurch, dass es komplett bei Null los geht und dass jeder die gleichen Chancen hat", erzählt der Topscorer: "Prompt hat sich unser Team schneller gefunden, als es manch einer nach dem großen Umbruch vor knapp einem Jahr für möglich gehalten hätte. "

Ja, Ludwig schätzt Breitkreutz: ",Flo' ist sehr motiviert, sehr engagiert, sehr professionell, jede Trainingseinheit wird von ihm akribisch vorbereitet. Das ist zugegebenermaßen sehr anstrengend, aber gleichzeitig auch eine schöne Herausforderung für jeden Einzelnen. "

Selbst jetzt, in der eigentlich basketballlosen Zeit, schaut Breitkreuz auf seine Mannen und versorgt sie in der internen WhatsApp-Gruppe mit Übungen, wie die Coronavirus-Zwangspause einigermaßen fit zu überbrücken ist. "Absolut vorbildlich", nennt Ludwig das. : "Von ,Flo' können wir alle noch eine Menge lernen, auch ich selbst. "

Dementsprechend motiviert sei er, noch möglichst lange weiterzuspielen und seine Green Devils auch in den nächsten Jahren mit möglichst vielen Punkten zu unterstützen. Bloß ob die neue Basketballsaison 2020/21 wirklich, wie eigentlich geplant, Ende September /Anfang Oktober beginnen kann? "Wünschen würde ich mir das schon, aber hundertprozentig davon überzeugt bin ich leider nicht", räumt Ludwig ein.

SZ

Roland Kaufmann