Aichach
Es könnte "etwas Krasses" herauskommen

Bei Ringer Denis Kudla lebt der Traum von einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen weiter

08.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
In Aktion: Denis Kudla (hinten) bei der WM 2019 gegen Dschan Belenjuk aus der Ukraine. −Foto: K. Caliskan/dpa

Aichach - Vor vier Jahren hatte Denis Kudla sensationell die Bronzemedaille beim olympischen Ringerturnier im griechisch-römischen Stil bis 87 Kilogramm in Rio de Janeiro gewonnen.

 

Beim Empfang seinerzeit durch seinen Heimatverein TSV Aichach hat der heute 25-Jährige sogleich sein nächstes großes Ziel ins Visier genommen: Die Goldmedaille bei den Spielen 2020 in Tokio. Doch Corona und die damit verbundene Verschiebung der Megaveranstaltung ins nächste Jahr stoppten den in Dasing aufgewachsenen Mattenkämpfer, der schon im Alter von elf Jahren ins Ringer-Internat nach Schifferstadt gewechselt war.

In der Aichacher Partnerstadt und Ringerhochburg lebt Kudla mit seiner Freundin Simone Glenk noch heute. Da das Trainingszentrum in Heidelberg wegen Corona weitläufig gesperrt ist, schwitzt das Ringer-Ass aktuell im heimischen Keller für seinen Olympia-Traum, wie er der größten deutschen Tageszeitung in einer Homestory verriet. Denn das Ticket für Tokio, das er sich bereits im vergangenen September mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Nur-Sultan, der Hauptstadt Kasachstans, durch einen Sieg im alles entscheidenden Kampf gegen den Weßrussen Mikalai Stadub gesichert hatte, ist auch für das Jahr 2021 gültig.

Herr Kudla, wie groß ist die Enttäuschung, dass die Olympischen Spiele um ein Jahr verschoben wurden?
Denis Kudla: Um ehrlich zu sein: Ich bin gar nicht darüber enttäuscht,. Ich finde, dass es auf jeden Fall eine gute Entscheidung ist. Bis jetzt waren, glaube ich, erst rund 40 Prozent der Sportler für Tokio qualifiziert. Die anderen Sportler konnten sich gar nicht auf die bevorstehenden Qualifikationen vorbereiten. Ich glaube auch, dass kein Sportler an Olympischen Spielen teilnehmen möchte, bei denen am Ende vielleicht gar keine Zuschauer erlaubt sind oder irgendwelche Schlagzeilen erscheinen, ,dass wegen der Olympischen Spiele die Infektionszahlen enorm in die Höhe' gegangen sind. Es würden aus der ganzen Welt Menschen in eine Stadt anreisen - deshalb finde ich die Entscheidung, wie anfangs bereits erwähnt, gut.

Das IOC hat nach Ansicht vieler Athleten viel zu lange gezögert, die Spiele für 2020 abzusagen. Wie haben Sie dies in dieser Phase gesehen?
Kudla: Ich glaube, Olympische Spiele zu verschieben, ist keine Sache, die man in einer Woche entscheiden kann.

 

Befürworten Sie auch die Verschiebung?
Kudla: Ja.

Wie weit waren Sie schon mit Ihrer Vorbereitung, nachdem Sie sich im September vergangenen Jahres mit der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Kasachstan das Ticket für Tokio gesichert hatten?
Kudla: Wir waren momentan in der Grundlagenphase. Das bedeutet sehr lange und monotone Einheiten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren - und lange Einheiten auf der Ringermatte. So wird eben das Grundgerüst für den Jahreshöhepunkt aufgebaut.

Ist es schwer, sich darauf einzustellen, erst 2021 nach Tokio fliegen zu dürfen?
Kudla: Die Situation ist momentan für alle Menschen neu und ungewöhnlich. Die Jahresplanung, die wir hatten, können wir jetzt nicht mehr durchziehen, weil wir kein Training auf der Matte absolvieren oder noch an irgendwelchen Wettkämpfen teilnehmen können. Momentan muss man kreativ sein und schauen, wie sich die Situation entwickelt.

Sie zählen in ihrer Gewichtsklasse bis 87 Kilogramm im griechisch-römischen Stil zur Weltspitze. Wie wären ihre Chancen gewesen, wie schon vor vier Jahren aus Rio de Janeiro auch 2020 mit einer Medaille aus Japan zurückzukehren?
Kudla: Wenn ich bei Olympia alles abrufen und geben kann, wird dabei etwas Krasses herauskommen.

Ringen ist ja bekanntlich ein Kontaktsport. Ein normales Training auf der Matte ist derzeit wegen der Corna-Pandemie nicht möglich. Wie halten Sie sich in dieser Zeit gerade fit?
Kudla: Viel Fahrradfahren, Joggen, Seilspringen und auch viel mit dem eigenen Körpergewicht trainieren.

Das Gespräch führte Herbert Walther.