Langenmosen
Doppelter Einsatz

Stefan Kellner möchte DJK Langenmosen als Trainer und TSV Jetzendorf als Spieler vor dem Abstieg retten

07.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:24 Uhr
Stefan Kellner im Sommer 2020: Beim Kreisligisten DJK Langenmosen steht er als verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie, beim Landesligisten TSV Jetzendorf gehört er zu den absoluten Leistungsträgern auf dem Platz (r.). −Foto: M. Schalk/K. Reichelt

Langenmosen/Jetzendorf - Stefan Kellner schmunzelt.

 

"Nein, Jubelsprünge machte sie nicht gerade", räumt er ein: "Aber Nina weiß ja, wie ich ticke. " In der Tat ist's gut, dass der 28-Jährige eine so verständnisvolle Ehefrau hat, denn wirklich viel Freizeit dürfte er für sie in nächster Zeit nicht haben. Nämlich nicht nur, dass Kellner weiterhin für den TSV Jetzendorf in der Landesliga Südwest kickt - nein, er fungiert ab sofort auch noch als Cheftrainer seines Heimatvereins DJK Langenmosen in der Kreisliga Ostschwaben. Das Defensiv-Ass also nun quasi in doppelter Mission. Jedes Mal mit dem gleich schwierigen Ziel, nämlich dem Erreichen des Klassenerhalts.

"Für mich heißt das in nächster Zeit tatsächlich, dass ich jeden Tag irgendwo auf dem Fußballplatz verbringen muss - beziehungsweise darf", weiß der 28-Jährige. Aus seiner Sicht geht es allerdings nichts anders - weil er schlichtweg jedem helfen möchte: seinem Noch-Klub und seinem Herzensverein.

Hätte es die Corona-Pandemie nicht gegeben, hätte Kellner einfach die Landesligasaison 2019/20 in Jetzendorf zu Ende gebracht und nun im Sommer das Amt des Spielertrainers bei "seiner" DJK übernommen - mit Bastian Bösl vom Bezirksligisten VfB Eichstätt II als kickenden Assistenten. Mitte Februar waren die dementsprechenden Verträge unterzeichnet worden. Bloß dann kam eben das Virus - mit all seinen negativen Folgen.

Eine davon in Bayern: Aus der Fußballsaison 2019/20 ist mittlerweile die Saison 2019/21 geworden, sie wurde also kurzerhand um zwölf Monate ausgeweitet. Aber was nun tun? "Die Jetzendorfer während der Spielzeit einfach im Stich zu lassen, das kam für mich niemals infrage - so sehr ich mich auf die neue Aufgabe in Langenmosen auch freute", berichtet Kellner. Die DJK hatte für diese Einstellung des 28-Jährigen natürlich absolutes Verständnis - aber bekam dadurch auch gleich ein riesengroßes Problem: Wer soll sie ab Anfang August 2020 coachen, wer soll sie durch den restlichen Abstiegskampf in der Kreisliga Ostschwaben führen?

Der bisherige Cheftrainer Jürgen Czerny hatte ja schon im Winter erklärt, dass ihm dies aus beruflichen Gründen nicht mehr möglich sein werde. "Er versuchte dann zwar, doch noch etwas zu deichseln, bis ich im Sommer 2021 definitiv kommen kann - aber dies ging trotz all seiner Bemühungen schlichtweg nicht mehr", erinnert sich Kellner.

Stattdessen stand bei den Blauweißen kurzzeitig "Trainerfuchs" Willy Stegmayr auf dem Zettel, der auch prompt seine Bereitschaft zur Mithilfe erklärte - allerdings aufgrund von Knieproblemen nicht als Dauerlösung bis zum Juli 2021. "Selbstverständlich hätte sich die DJK daraufhin nach einem Außenstehenden für den Posten bemühen können", sagt Kellner: "Nur hätte das in dieser schwierigen Situation wirklich Sinn gemacht? Ich bin der Meinung, dass jetzt jemand die Mannschaft führen muss, der den Klassenerhalt unbedingt erreichen will, der definitiv viel Herzblut in diesen Verein steckt. " Also bot er den Langenmosener Verantwortlichen vor wenigen Wochen spontan an, doch schon jetzt das Amt des Chefcoaches zu übernehmen - zusätzlich zu seinem Engagement als Spieler des TSV Jetzendorf, mit dem er zurzeit auf Tabellenrang 15 der Landesliga Südwest liegt, also auf einem von drei Relegationsplätzen dort.

 

Die Blauweißen zögerten nicht lange, sagten schnell Ja. Um nun einen positiv Fußballverrückten an der Seitenlinie zu haben, der wirklich alles versucht, für seine beiden Klubs das Optimum herauszuholen. "Mein Hauptfokus liegt natürlich auf dem TSV. Aber trotzdem schaffe ich es, von den 18 geplanten DJK-Trainingseinheiten in der Vorbereitung 15 zu leiten - und bei den Testspielen bin ich sogar immer da. "

Wie es dann in der restlichen Punktrunde funktionieren wird? Zunächst mal Achselzucken beim 28-Jährigen: "Da müssen wir noch schauen, weil es ja noch keine offiziellen Terminpläne gibt. Aber ich hoffe schon, dass wir da eine Lösung finden werden - notfalls mit Spielverlegungen, um Überschneidungen mit den Partien des TSV Jetzendorf zu vermeiden. Der BFV verlangt den Vereinen durch die Corona-Krise ja einiges ab, da kann er uns in diesem Punkt hoffentlich mal etwas entgegenkommen. "

Dass die Langenmosener am Saisonende 2019/21 nicht absteigen müssen, hiervon ist Kellner übrigens mehr denn je überzeugt. "Und das liegt keineswegs nur daran, dass ich jetzt für das Team verantwortlich bin", sagt der Neu-Chefcoach sofort: "Es ist ganz allgemein eine gewisse Euphorie bei uns zu spüren, es sind regelmäßig an die 25 Akteure in den Trainingseinheiten. Die Lust auf Fußball, dass es nach der langen Zwangspause endlich wieder losgeht, ist riesengroß. "

Dass mit Rückkehrer Andreas Mayr und Janik Dallinger zwei echte Verstärkungen vom FC Schrobenhausen kamen, dass Goalgetter Tobias Stegmeir ebenfalls wieder vollständig zur Verfügung steht - all das vergrößert Kellners Zuversicht zusätzlich: "Es gibt in unserer Kreisliga Ost keine Mannschaft wie den FC Bayern in der Bundesliga, bei uns kannst du an guten Tagen gegen jeden gewinnen. Wir müssen es halt nun schaffen, aus den restlichen zehn Punktspielen noch 16 bis 18 Zähler zu holen - was zwar schwierig ist, aber irgendwie doch machbar. "

Andererseits warnt der 28-Jährige davor, aus DJK-Sicht zu optimistisch an den Rest des Abstiegskampfes heranzugehen: "Es heißt zwar immer wieder, sogar auch anderswo, dass wir in Bestbesetzung nichts in den unteren Tabellenregionen verloren hätten, dass wir locker auf einem einstelligen Rang stehen müssten - aber es hilft uns nichts, wenn davon nur geredet wird. Wir müssen es endlich auch auf dem Platz zeigen. "

Seine Premiere an der Seitenlinie hat Kellner ja inzwischen hinter sich, bei der Testpartie zu Hause gegen den SC Oberbernbach (3:2-Sieg) fungierte er am 2. August erstmals als verantwortlicher DJK-Coach. "Ein bisschen komisch war's tatsächlich", räumt der einstige Gerolfinger ein: "Ich merkte erstmals, wie hilflos du da draußen sein kannst. Es ist mitunter schon schwierig, auf alle Bereiche des Platzes Einfluss zu nehmen - selbst wenn du draußen voller Ideen steckst. Umso wichtiger ist es, dass du einige Führungsspieler in deinem Team hast, die als deine verlängerten Arme auf dem Feld fungieren können - und die habe ich Gott sei Dank. "

Bleibt nur die Frage, welche seiner Aufgaben leichter ist: den Klassenerhalt mit der DJK Langenmosen als Trainer zu schaffen - oder den mit dem TSV Jetzendorf als Spieler? "Beide sind extrem schwer zu lösen", antwortet der 28-Jährige: "Andererseits wäre es für mich das Schönste, wenn mir am Saisonende tatsächlich beides gelungen wäre. Nein, gegen eine doppelte Feier im Sommer 2021 hätte ich nichts einzuwenden. "

SZ

Roland Kaufmann