Fussball
"Der Spaßfaktor war allerorts extrem hoch"

Spielgruppenleiter Günther Behr aus Neuburg spricht über seine Tätigkeiten sowie über den Fußballsport ganz allgemein

28.11.2021 | Stand 28.11.2021, 17:07 Uhr
Mit einem genauen Blick auf das Fußballgeschehen: Günther Behr (grünes Oberteil). −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Spielgruppenleiter für gleich zehn Spielklassen im Bereich Ostschwaben ist er. Ebenso Cheftrainer des A-Klassisten TSV Egweil und leidenschaftlicher Fan des VfL Borussia Mönchengladbach. Und als ob das noch nicht genug wäre, fungiert Günther Behr zudem regelmäßig als Schiedsrichter auf den verschiedenen Fußballplätzen der Region.

Mit anderen Worten: Der 53-jährige Neuburger ist ein Fußballverrückter der positiven Art. Sowie jemand, der mit seiner Meinung niemals hinter dem Berg hält - selbst wenn diese nicht immer populär ist. Wie er die bisherige Saison 2021/22 sieht, wie es aus seiner Sicht weitergeht - Behr verrät es nun, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Behr, keine Absage von kompletten Spieltagen wegen der Corona-Pandemie oder wegen schlechter Witterung: Eigentlich müssten Sie doch sehr glücklich mit dem bisherigen Saisonverlauf sein...

Günther Behr: Das bin ich auch. Wir haben unser Programm ohne besondere Vorkommnisse gut über die Runden gebracht. Zumindest mit einer Ausnahme, nämlich dem Abbruch der Partie zwischen der SG Edelshausen und dem SV Ludwigsmoos am allerletzten Spieltag 2021 in der B-Klasse Neuburg. Diesen empfand ich schon als extrem ärgerlich, zumal er erst in der Nachspielzeit zustande kam und nicht vom Schiedsrichter ausging.

In der Tat weigerten sich die Ludwigsmooser, aufgrund der vermeintlich überharten Gangart der SGE auch nur eine Sekunde weiterzukicken. Gibt es schon eine Tendenz, wie das Spiel gewertet wird?

Behr: Ich möchte da dem Sportgericht keinesfalls vorgreifen - aber ich könnte mir gut vorstellen, dass die Entscheidung "2:0 für Edelshausen" lauten könnte. Denn ein Match kann rein vom anwesenden Unparteiischen abgebrochen werden - und nicht von einem beteiligten Team.

Zurück zur bisherigen Saison ganz allgemein: Hatten Sie es von vornherein erwartet, dass alles so hervorragend, also ohne Komplikationen abläuft?

Behr: Irgendwie schon. Nach der langen Zwangspause im Spätherbst 2020 sowie im ersten Halbjahr 2021 war ein Großteil der Mannschaften heilfroh, endlich wieder den grünen Rasen betreten zu dürfen. Bereits in der Vorbereitungszeit auf die neue Saison war deutlich zu merken, dass der Spaßfaktor allerorts extrem hoch war. Jeder hatte wieder Lust zu kicken. Und auch die Atmosphäre dann nach den Spielen: einfach nur toll. Alle genossen es, sich endlich wieder treffen zu dürfen. Beziehungsweise endlich wieder über Fußball reden zu dürfen - und nicht nur andauernd über Corona. Schade nur, dass sich das inzwischen wieder deutlich gewandelt hat.

Womit wir bei den aktuell so rasant steigenden Inzidenzzahlen und den daraus wieder einsetzenden Beschränkungen für das öffentlichen Leben - und damit eben auch den Amateursport - wären. Glauben Sie, dass es nach der Winterpause wie geplant im März wieder mit Fußball-Punktspielen in ihrem Tätigkeitsbereich losgehen kann? Oder befürchten Sie ähnliche Verhältnisse wie im vergangenen Frühjahr?

Behr: Zunächst mal: Dass es irgendwann wieder genau so entspannt werden wird wie in den Zeiten vor Corona, das kann ich mir nicht mehr vorstellen. Aber ich hoffe schon, dass wir es lernen, mit dem Ganzen immer besser umzugehen. Folgerichtig glaube ich durchaus, dass wir im März wie erhofft loslegen können.

Das klingt ja sehr zuversichtlich. Und das aus Ihrem Mund, denn normalerweise gelten sie doch als eher kritisch denkender Mensch...

Behr: (schmunzelt) Ja, das ist wohl so. Aber behalte auch oftmals Recht. Denken Sie nur an den vergangenen Winter, als ich allen Unkenrufen zum Trotz den Abbruch der Saison 2020/21 voraussagte. Und exakt so kam es ja leider auch.

Um so schöner wäre es, wenn Sie heuer mit Ihrer Prophezeiung erneut richtig liegen würden...

Behr: Da hätte ich nichts dagegen. Das Einzige, was aus meiner Sicht passieren könnte, wäre, dass wir nicht bis zum geplanten Saisonschluss am 21. beziehungsweise 29. Mai fertig werden könnten. Aber dann verlängern wir die Spielzeit halt um ein paar Wochen, möglich wäre das durchaus. Hauptsache, wir schaffen's diesmal, wirklich alle Partien wie erhofft durchzubringen.

Hand aufs Herz: Ist das wirklich Ihre volle Überzeugung? Oder doch nur ein großer Wunsch in der Vorweihnachtszeit?

Behr: Beides. Ich hoffe einfach, dass die Maßnahmen durch die Politik sehr zeitnah greifen. Diese Überzeugung sollten wir alle haben.

Was hat Sie in der bisherigen Saison 2021/22 besonders positiv gestimmt?

Behr: Oje. Ich betreue insgesamt zehn Spielklassen, da ist es schwierig, etwas herauszuheben. Aber grundsätzlich fand ich die Zusammenarbeit mit meinen Vereinen sehr toll. Und dass in meinem Tätigkeitsbereich bislang kein Schiedsrichter bedroht oder angegriffen wurde, wie es andernorts ja leider schon mehrmals der Fall gewesen ist, habe ich natürlich ebenfalls mit großer Erleichterung zur Kenntnis genommen.

Was ärgerte Sie bislang?

Behr: Na ja, Kleinigkeiten gibt es immer - ohne dass ich sie hier gleich nennen muss. Worüber ich wirklich sauer war, war, dass sich ein Klub sofort bei unserem Kreisvorsitzenden über mich beschwerte - ohne zuvor das direkte Gespräch mit mir gesucht zu haben. So etwas packe ich gar nicht, so etwas vergesse ich definitiv nie.

Welcher Verein ist gemeint?

Behr: Das tut jetzt nichts zur Sache.

Dann weiter ins Jetzt, in die Winterpause: Hallenturniere dürfte es heuer ja erneut so gut wie keine geben. Also ist für Sie als Spielgruppenleiter nun mindestens ein Monat lang ein ruhiges Beine-auf-die-Couch-Legen angesagt?

Behr: (lacht) Genauer ausgedrückt sind es sogar zwei Monate. Aber selbst, wenn es in der Winterpause nun zahlreiche Hallenturniere geben würde - ich habe mich für diese schon seit langem beim Kreisspielleiter Reinhold Mießl abgemeldet, hätte in diese Richtung sowieso nicht gearbeitet.

Wieso?

Behr: Weil es in der Corona-Pandemie meiner Meinung nach keinen Spielraum für Hallenfußball gibt. Im Gegensatz zu einem Handball- oder Basketballmatch sind daran nicht nur zwei, sondern bis zu acht oder noch mehr Mannschaften beteiligt - die sich dann in viel zu wenige Umkleidekabinen quetschen müssen. Von den vielen Zuschauern, Schiedsrichtern und Organisatoren, die sich dann in der Halle begegnen, einmal ganz zu schweigen. Das Risiko, sich hier anzustecken, sollte man nach meiner Ansicht weiterhin nicht eingehen.

Weiter zum Cheftrainer Günther Behr: Schon seit knapp vier Jahren coachen Sie ja den TSV Egweil, sind mit diesem im Sommer 2021 sogar in die A-Klasse Donau/Isar II aufgestiegen. Wie läuft's aktuell?

Behr: Sehr gut. Wir liegen auf Tabellenrang sieben, also sollten mit dem Abstieg definitiv nichts mehr zu tun haben. Mit anderen Worten: Ich habe das Team in meiner bisherigen Amtszeit auf das nächste Level gebracht, es befindet sich in einem guten Zustand. Folgerichtig stehe ich hier vor einem schönen Abschluss meiner Trainerkarriere, im Sommer 2022 ist damit Schluss.

Also befinden Sie sich aktuell auf Vereinssuche für die Saison 2022/23?

Behr: (lacht) Ich will meine Karriere als Coach eigentlich nicht nur beim TSV Egweil beenden, sondern komplett. Andererseits, wie heißt es immer so schön: Sag' niemals nie. Bloß um nochmals irgendwo anders zuzusagen, müsste wirklich alles passen.

Ganz nebenbei fungieren Sie auch noch als Schiedsrichter. Was kostete ihnen bisher in dieser Saison am meisten Nerven?

Behr: Eigentlich gar nichts so richtig. Als Unparteiischer auf dem Platz hatte ich in keiner Partie irgendwelche Probleme, auch meine Tätigkeit als Spielgruppenleiter empfand ich zu 80 bis 90 Prozent als positiv. Und gerade mein Job als Coach in Egweil machte einfach nur Spaß. Vom Trainingsauftakt am 27. Mai bis zum letzten Training am 12. November hatte ich da immer rund 20 Spieler im Schnitt in jeder Einheit. So einen Verein musst du woanders erst einmal finden.

Was für ein Typ von Trainer sind Sie eigentlich? Der ganz besonnene - oder doch eine Art Christian Streich, der immer wieder hin und herfegt?

Behr: Na ja, der Ruhigste bin ich nicht gerade. Andererseits glaube ich schon, dass ich mich stets einigermaßen im Griff habe. So, wie es sich für einen Verbandsfunktionär eben gehört (lacht).

Das Gespräch wurde geführt von Roland Kaufmann