Lampertshofen
"Dass wir Gaudi haben, ist klar"

Enzian Lampertshofen ist in der neuen Luftpistolensaison ein stolzer Bayernligist

12.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:38 Uhr

Lampertshofen (SZ) In der Eliteklasse des Freistaats um Punkte kämpfen zu dürfen, dieses Vergnügen hat ab sofort die erste Luftpistolenmannschaft von Enzian Lampertshofen. Ja, am morgigen Sonntag startet die Bayernliga Süd-Ost in die neue Saison 2018/19 - eben mit fünf wackeren Männern aus der Gemeinde Berg im Gau.

Franz Mayr sagt nichts. Er grinst nur, als er die Scheibe wieder einholt und auf die Ablage am Schießstand legt. Ein Zehner. Natürlich. Er kann´s eben. Genauso wie seine vier Teamkameraden, die sich in diesem Moment jedoch eher Mühe geben, den perfekten Trainingsschuss ihres Mannschaftsführers äußerst humorvoll zu kommentieren. Der Flachs blüht, es wird herzhaft gelacht, man hat Spaß. So muss es einfach sein bei den Lampertshofenern.
Selbstverständlich soll auch der sportliche Erfolg stimmen, der Klassenerhalt ist für 2018/19 das große Ziel. "Und das dürfte machbar sein, schließlich haben wir fünf Leute, die allesamt einen Schnitt von über 360 Ringen pro Wettkampf aufweisen können", sagt Enzian-Schützenmeister Andreas Elbl. Das Quintett um ihn herum nickt zustimmend. Das Team aus der Gemeinde Berg im Gau weiß in der Tat um seine Stärke, geht selbstbewusst an das erneute "Abenteuer" Bayernliga heran. Warum auch nicht?
Nur mit Einheimischen, nur mit Eigengewächsen in so einer hohen Luftpistolenklasse ran zu dürfen, das soll den Lampertshofenern erst mal jemand nachmachen. Natürlich sind gerade darauf stolz. Und deswegen kommt es bei ihnen auch nicht infrage, an irgendwelche Verstärkungen aus anderen Vereinen zu denken. "Wenn wir es mit unseren Leuten nicht packen, dann steigen wir eben wieder ab", so Rainer Kahn: "So einfach ist das."
Die Enzian-Truppe hat sich bis jetzt alles selbst erarbeitet - und möchte das auch weiterhin so tun. Folgerichtig hat sie auch keinen externen Trainer. Bloß ob ein solcher nicht vielleicht doch hilfreich wäre? Für einen kurzen Augenblick ist in der Tat kollektives Grübeln angesagt. Aber wirklich nur für einen kurzen - dann ergreift Mayr das Wort und antwortet mit einem überzeugten "Nein". Und Kahn präzisiert: "Wir schaffen es doch jetzt schon, bei irgendwelchen Problemen die entsprechenden Lösungen intern zu finden. Da wird sich einfach nach den Wettkämpfen darüber unterhalten, und gut ist´s."
Beim Fußball soll man ja angeblich elf Freunde sein, um gemeinsam Erfolg haben zu können. Beim Luftpistolenschießen also dann fünf Freunde? "Selbstverständlich geht es nur im Miteinander", meint Thomas Maucher, die aktuelle Nummer zwei des Teams: "Aber das bedeutet nicht, dass wir auch privat immer nur zusammen unterwegs sind. Wir haben halt ein gemeinsames Hobby, das wir mit ausgesprochen viel Spaß gemeinsam betreiben - nicht mehr, aber auch nicht weniger."
Am morgigen Sonntag ist all das Warten für die Lampertshofener vorbei. Endlich. Die Bayernliga Süd-Ost darf sich auf Enzian freuen. Dass es zum Auftakt gleich nach Wackersberg bei Bad Tölz in den Isarwinkel geht - der Freistaat hätte wahrlich unattraktivere Austragungsorte zu bieten gehabt - die fünf starken Männer aus der Gemeine interessiert es nur beiläufig. "Wir fahren dorthin, um von zwei Wettbewerben mindestens einen zu gewinnen - und nicht, um schnell mal einen schönen Ausflug zu machen", kommt Teamführer Mayr ohne Umschweife zum Punkt.

Ja, ehrgeizig sind er und sein restliches Quartett allemal - trotz aller Gaudi, die sie mit ihrem Sport haben wollen. Trotz aller Lockerheit, die sie nach außen vermitteln. "Drei Teams in unserer Achtergruppe sind zwar wohl so stark, dass wir nicht ganz an sie heranschmecken können - aber gegen den Rest ist nichts unmöglich", verrät der Mannschaftsführer. Dementsprechend lautet das Motto der Lampertshofener für den morgigen Sonntag: "Wir freuen uns schon, da runterzufahren, unser Können zu zeigen - und uns nach den beiden Wettbewerben mit den Gegnern an einen Tisch zu setzen."

Wer genau ihre Gegner in den Eins-zu-Eins-Duellen sein werden, wie ihre Kontrahenten aus Bad Tölz beziehungsweise Neufarn-Parsdorf exakt mit Namen heißen? Kollektives Achselzucken beim Enzian-Quintett. "Mir persönlich ist das egal", sagt Maucher einfach nur. Und auch Kahn, verspürt "keine Lust", vorab hinsichtlich seines Gegenübers zu recherchieren. "Im Endeffekt kommt es ja sowieso darauf an, was wir selbst für Leistungen abliefern", sagt Mayr völlig richtig. Und in diesem Zusammenhang seien seiner Meinung nach eher die äußeren Bedingungen wichtig: "Daher kann es schon passieren, dass ich mir vor einem Wettkampf irgendwelche Bilder vom Schießstand anschaue. Ob es dort eher hell oder dunkel ist, macht nämlich viel aus."

Das Enzian-Quintett wirkt komplett unaufgeregt in diesen Tagen vor dem Saisonstart. "Nervosität" - ein absolutes Fremdwort für die Fünf. Sie möchten die Wettkämpfe in der Bayernliga mit exakt der gleichen Lockerheit angehen, mit der sie 2017/18 die Oberbayernliga Nord/Ost "gerockt" haben. "Dass wir auch in der neuen Umgebung Gaudi haben werden, ist schon von vornherein klar", verspricht Mayr. Kahn legt derweilen die nächste Scheibe ein, schießt - und trifft ebenfalls in die Zehn. Auf diese Weise dürfen die Lampertshofener Luftpistolen-Asse gerne weitermachen.

Roland Kaufmann