Gachenbach
Aus dem Blauen wird ein Roter

Angelo Mayer wechselt vom TSV 1860 München zum FC Bayern

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Jetzt in FCB-Dienstkleidung: Angelo Mayer. - Foto: FC Bayern

Gachenbach/München (SZ) Eigentlich liegen nur rund 800 Meter zwischen ihren beiden Trainingszentren. Aber fußballerisch trennen die zwei Klubs mittlerweile Welten. Angelo Mayer aus Gachenbach wagt nun trotzdem den Schritt, wechselt vom TSV 1860 innerhalb Münchens zum FC Bayern.

Oder, etwas anderes ausgedrückt: Er geht von der Regionalligatruppe der Blauen zur Regionalligatruppe der Roten. Beziehungsweise von seiner langjährigen sportlichen Heimat zu seinem ursprünglichen Lieblingsverein - denn als kleiner Bub war der Linksverteidiger sehr wohl noch glühender Verehrer des FCB gewesen. Karriere machte der inzwischen 20-Jährige freilich an der Grünwalder Straße: Dort war er als Nachwuchsakteur sehr schnell zum deutschen Nationalspieler gereift, hatte in verschiedenen DFB-Juniorenauswahlteams zahlreiche Länderspiele bestreiten dürfen - zuletzt, im Spätsommer 2014, mit der U19-Truppe gegen die Niederlande (3:2-Sieg) beziehungsweise England (1:1).

Wer damals neben Mayer zum deutschen Kader gehört hatte - einfach nur beeindruckend. Beispielsweise Timo Werner, Jonathan Tah, Mahmoud Dahoud, Leroy Sane oder Nadiem Amiri waren dabei gewesen - und sie alle sind mittlerweile längst auch im Seniorenbereich durchgestartet. Das kann man vom einstigen Riesentalent aus Gachenbach nicht ganz behaupten. Zugegeben: Er behauptete sich wacker in der zweiten Vertretung des TSV 1860, kam in den vergangenen drei Spielzeiten insgesamt 38-mal in der Herren-Regionallliga zum Einsatz - aber zum ganz großen Sprung nach oben, also in den Profikader der Löwen, klappte es nie.

Nicht zuletzt sein stetiges Verletzungspech machte Mayer immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Jedes Mal, wenn der Linksverteidiger hundertprozentig in Form zu kommen schien, passierte ihm etwas. So auch in der vor Kurzem zu Ende gegangenen Fußballsaison 2016/17: Eine Prellung am Fußgelenk, muskuläre Probleme sowie ein Muskelfaserriss führten dazu, dass er es auf lediglich 14 Partien beziehungsweise 842 Einsatzminuten brachte.

Auch aktuell ist der 20-Jährige wieder verletzt, eine Muskelblessur macht ihm zu schaffen. Und trotzdem bemühte sich der FCB jetzt um ihn - wohl wissend, dass Mayers Vertrag beim TSV 1860 am 30. Juni ausläuft. "Er passt genau in unser Anforderungsprofil", ließ Tim Walter, der Regionalliga-Cheftrainer der Roten, verlauten.

Also schlugen die Bayern von der Säbener Straße beim Erzrivalen zu, verpflichteten von dort den gut ausgebildeten Defensivakteur aus dem Altlandkreis Schrobenhausen - das Ganze sogar ablösefrei. "Natürlich freuen wir uns darüber, mit Angelo einen technisch versierten Linksverteidiger mit viel Tempo bekommen zu haben", so Walter mit einem breiten Grinsen - während sich so mancher Löwenfan inzwischen fragt, ob dieser Mayer nicht auch hervorragend ins neue Team des TSV 1860 in die Regionalliga gepasst hätte. Was soll's? Diese Chancen haben diese Blauen vertan.

Welche Rolle hierbei wohl das Bauchgefühl des Gachenbachers spielte? Im Frühjahr 2014 hatte es ja noch für die Löwen gesprochen - und gegen den FC Bayern, der den Defensivakteur schon damals hatte verpflichten wollen. "Natürlich ist es toll, wenn gerade dieser Verein Interesse an Dir zeigt", so Mayer in jener Zeit - um seine Unterschrift anschließend doch erneut unter einen Kontrakt beim TSV 1860 zu setzen. Nur gut für ihn, dass die Roten jetzt nicht nachtragend waren.

Inzwischen ist der Gachenbacher, der das Kicken ja einst beim TSV Weilach begonnen hatte, auch schon vom FCB eingekleidet worden - anstatt eines Löwen grüßt jetzt das runde Wappen mit dem weißblauen Rautenmuster von seiner Brust. Und ja, selbst sein erstes Trainingslager mit dem neuen Verein hat der 20-Jährige schon bezogen - im Alpenland, in Ruhpolding. "Hier haben wir perfekte Bedingungen, um uns auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten", so Cheftrainer Walter: "Es werden dort intensive Tage, die wir nutzen wollen, um uns für die Saison zu rüsten und gleichzeitig die mannschaftliche Geschlossenheit weiter zu fördern."

Schade nur für Mayer, dass er in der Biathlonhochburg eher gar nicht mit der Mannschaft arbeiten kann - womit wir eben wieder bei seinem Verletzungspech wären. Bis seine bereits erwähnte Muskelblessur komplett auskuriert ist, dürfte es nach FCB-Angaben noch einige Wochen dauern. Also ist für ihn aktuell ein Reha-Programm angesagt - mitten in Ruhpolding. Aber bald will der einstitige Junioren-Nationalspieler aus dem Altlandkreis Schrobenhausen auch auf dem Platz wieder so richtig angreifen - dann als echter Roter, der ja schon als kleiner Bub ein Fan der Roten gewesen war.