Schrobenhausen
Als der Stadtlauf das Laufen lernte

Günter Reisner erinnert sich gerne an die Anfangsjahre in seiner Heimatstadt zurück

18.02.2021 | Stand 17.04.2021, 3:34 Uhr
Start und Ziel in der Georg-Leinfelder-Straße: Als der Schrobenhausener Stadtlauf vor knapp 34 Jahren sein Debüt feierte, waren rund 350 Leichtathleten live dabei - interessiert beobachtet von einer Vielzahl an Zuschauern an der Strecke. −Foto: M. Schalk (Archiv)

Schrobenhausen - Der Schrobenhausener Stadtlauf hat eine Zukunft (siehe Kasten unten), eine erfolgreiche Vergangenheit sowieso.

 

Hier nun ein Blick ins sportliche Geschichtsbuch der beliebten Veranstaltung.
Gelaufen ist Günter Reisner in seinem Sportlerleben schon viel: insgesamt 78000 Kilometer bei verschiedenen Wettkampf- und Trainingseinheiten, das hat der Schrobenhausener genauestens dokumentiert. So viel wie fast zweimal um die Erde. Oder so viel wie gut 9000-mal die insgesamt 8,5 Kilometer, die auf drei Runden aufgeteilt vom Schrobenhausener Sportgelände über die Georg-Leinfelder-Straße, die Regensburger Straße, durch die Innenstadt zurück zum "Stadion" absolviert wurden. So hatte die Strecke des allerersten Stadtlaufs ausgesehen - damals, am 13. Juni 1987.
Knapp 34 Jahre später sitzt Reisner vor den Bildern von damals und erinnert sich gerne daran zurück. Speziell jetzt, in der Corona-Zeit, in der Laufen zwar möglich ist, Veranstaltungen wie diese aber nicht. "Das war schon toll", strahlt der 68-Jährige: "Andere Veranstalter haben neidisch auf Schrobenhausen geschaut. " Und tatsächlich war viel Laufprominenz am Start gewesen. Reisner hatte sie hierher gelockt, Schrobenhausen damit auch ein Stück weit auf die sportliche Landkarte gehievt.
Ausgangspunkt für das alles war die eigene Laufleidenschaft von Reisner, die nach der Fußballerkarriere (unter anderem in der Landesliga beim SV Klingsmoos) vor rund 35 Jahren so richtig Fahrt aufnahm. Und weil der Schrobenhausener sich selbst zum immer besesseneren Läufer entwickelte und deutschlandweit bei den verschiedensten Wettkämpfen teilnahm, war die Idee, in der eigenen Stadt selbst so etwas auf die Beine zu stellen, irgendwie eine logische Folge.

 

Mit dem SSV Schrobenhausen im Hintergrund legte Reisner zunächst als Einzelkämpfer los. "Ich habe mich in anderen Städten inspirieren lassen und versucht, das Kennengelernte hier entsprechend umzusetzen", sagt er. Das Ziel: "Wir haben auf 100 Teilnehmer gehofft, damit wären wir zufrieden gewesen. "
Am 13 Juni 1987 waren dann knapp 350 Läuferinnen und Läufer auf der Strecke unterwegs, unter ihnen auch einige Größen der damaligen Zeit. Der Sieger des ersten Schrobenhausener Stadtlaufs, Gerhard Krippner aus Saarbrücken (startete für den VfL Waldkraiburg) kam etwa als amtierender Deutscher Marathonmeister.
Auch Andreas Weniger aus Augsburg, der Zweiter wurde, war ein überregional bekannter Langstreckenläufer. Weniger sei übrigens sehr traurig gewesen, erinnert sich Reisner mit einem Schmunzeln, "weil es für den ersten Platz zehn Kilo Spargel gab - und er für den zweiten ,nur' ein Spargelbuch bekam". In den Folgejahren führte der Organisator für den Sieg und die Verbesserung des Streckenrekords Preisgelder ein. 300 Mark gab es für den ersten Platz.
Sport war schon immer Reisners Passion. "Und deshalb war es auch nie Arbeit, sondern immer ein angenehmes Hobby", sagt er rückblickend. Auch wenn die Organisation natürlich immer mit viel Zeit und Aufwand verbunden war. Vor allem, da Reisner viele Teilnehmer persönlich kannte, die auch oder vielmehr gerade deshalb nach Schrobenhausen kamen. Parallel organisierte er jedes Jahr zudem noch den Waldlauf im SSV-Heim. "Da standen einmal drei polnische Läufer vor meiner Haustür, die spontan teilnehmen wollten", lacht Reisner. Und natürlich kümmerte er sich gerne um die (auch internationalen) Gäste, die teilweise richtig prominent waren. Jörg Peter zum Beispiel, ein Teilnehmer von damals, hält heute noch die drittbeste Marathonzeit, die je ein Deutscher gelaufen ist. Monika Schäfer war mehrfache Deutsche Meisterin und Vizemeisterin in verschiedenen Disziplinen (Marathon, Halbmarathon, 10000 Meter und so weiter). Die Veranstaltungen hätten Schrobenhausen nach außen hervorragend präsentiert, sagt Reisner stolz.
Aus diesem Grund findet es der 68-Jährige auch gut, dass gut 20 Jahre später, durch Carolin Euba und Manfred Dallmeier, die Idee in etwas anderer Form wiederkam. Reisner selbst hatte nach fünf erfolgreichen Stadtläufen von 1987 bis 1991 (wegen des Hausbaus und danach krankheitsbedingt) aufgehört. Manchmal sei er zu dieser Zeit des Jahres im Urlaub gewesen, aber ein paarmal habe er bei der Neuauflage ab 2013 auch selbst zugeschaut, sagt er. "Und da gibt es gar nichts zu meckern. Jeder macht es halt ein bisschen auf seine Weise, aber im Grunde ist es doch toll, wenn viele solcher Veranstaltungen - ob sportlich oder kulturell - bei uns stattfinden. " Bei ihm persönlich hätte der Fokus allerdings noch ein bisschen mehr auf dem Sportlichen, weniger auf dem Event an sich gelegen, erklärt er.
Apropos, die eigene Sportlerkarriere ist für Reisner leider inzwischen stark eingeschränkt. Radfahren und reisen ("nach der Corona-Zeit wieder umso mehr"), das geht noch. Ein Knorpelschaden hinderte den 68-Jährigen bislang aber daran, sein persönliches Jubiläum vollzumachen. Der Halbmarathon in Freiburg im Breisgau vor acht Jahren, den sich Reisner selbst zum 60. Geburtstag "schenkte", war sein exakt 249. Wettkampf. "Die 250 habe ich leider nicht geschafft", sagt er. Reisner, der so viele Jahre Fußballer, Schiedsrichter, aber eben vor allem Läufer war, blickt trotzdem ausgesprochen zufrieden zurück. "Sport war und ist mein Leben", sagt er stolz. "Und die ersten Jahre des Stadtlaufs gehören da definitiv zu den ganz großen Höhepunkten. "

SZ