Ironman aus Altmannstein

Der Triathlon auf Hawaii gilt als eine der härtesten Sportveranstaltungen der Welt. Doch es gibt noch eine Steigerung: die Cross-Variante über Stock und Stein. Winfried Forster aus Altmannstein hat sie bewältigt - und das auch noch sehr erfolgreich. <?MAK TagName="Uni" Vorschub="16dp" SchriftStil="0" SchriftGroesse="8,4dp" EinzugAbsatz="0ru" SchriftArt="ITC Franklin Gothic Book"> Von Bernhard Meyer<?_MAK>

15.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:37 Uhr

Der Triathlon auf Hawaii gilt als eine der härtesten Sportveranstaltungen der Welt. Doch es gibt noch eine Steigerung: die Cross-Variante über Stock und Stein. Winfried Forster aus Altmannstein hat sie bewältigt - und das auch noch sehr erfolgreich.

Maui/Altmannstein (DK) Auf der Sportlerehrung des Marktes Altmannstein hatte Winfried Forster kürzlich bereits angedeutet, dass die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Cross-Triathlon auf Hawaii für ihn ein besonderes Erlebnis war. Grund genug, sich von dem Altmannsteiner einmal die ganze Geschichte erzählen zu lassen.

Schon in der Vergangenheit hatte sich Forster für Radwettbewerbe, später auch für Laufwettbewerbe interessiert und auch den einen oder anderen Triathlon mitgemacht. Durch Josef Diepold aus Kösching wurde er auf die weltweite Serie XTERRA, den Cross-Triathlon, aufmerksam und war gleich begeistert. Gemeinsam mit Diepold nahm er an mehreren Wettbewerben teil. Durch intensives Training blieben die Erfolge nicht aus. Bei der Bayerischen Meisterschaft im Cross Duathlon holte er 2018 den ersten Platz in seiner Altersklasse.

Bei seinem ersten XTERRA, der deutschen Meisterschaft im Cross-Triathlon in Schalkenmehren landete Forster ganz weit vorne. Der siebte Platz in der Altersklassen-Wertung reichte zur Teilnahme an der Europameisterschaft, der O-SEE Challenge, in Zittau. Hier gelang ihm ein sehr guter zweiter Platz. Mit dem Silberrang hatte er die Qualifikation zur WM auf Maui/Hawaii erreicht.

Hawaii?, dachte sich das Ehepaar Forster. Lange wurde überlegt, ob man sich auf dieses Abenteuer einlassen soll. Auch die Kosten sind nicht unerheblich, da Forster als Amateursportler alles aus seiner eigenen Tasche finanzieren muss. Sponsoren wie bei den Profis gibt es nicht. Nach einigem Nachdenken wurden doch neue Reisepässe und ein internationaler Führerschein beantragt. "So eine Chance gibt es vielleicht nie wieder und man könnte später einmal bereuen, es nicht probiert zu haben", dachten sich die beiden.

Der Sommerurlaub für Sabine und Winfried Forster sollte 2018 also in Hawaii stattfinden. Ganz nebenbei wollte Winfried ja auch noch an der WM teilnehmen. Rechtzeitig zum klassischen Ironman Triathlon waren die Forsters bereits in Kona/Big Island, um sich an das Klima und die Temperaturen von über 30 Grad Celsius zu gewöhnen. Beeindruckt von der Atmosphäre und den Wettkämpfen bereitete sich Forster auf seinen eigenen Wettkampf vor.

Die Crossvariante zum Ironman findet traditionell 14 Tage später auf der Nachbarinsel Maui statt. Ein paar Tage vorher durften die Athleten dann die Strecken besichtigen und konnten die ersten Kilometer Laufen und mit dem Mountainbike zurücklegen. Mountainbike und Triathlon?, wird sich so mancher jetzt vielleicht denken. Ja, die Cross-Variante hat es in sich. Die Streckenlängen entsprechen der Olympischen Distanz im Triathlon (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Mountainbike und zehn Kilometer Trail-Lauf). Im Wettkampf sind mit dem Mountainbike 800 bis 1200 und im Trail-Lauf etwa 400 Höhenmeter zu überwinden, erklärt Forster diese Spezialdisziplin.

Während es beim klassischen Triathlon um eine eher gleichmäßige Belastung geht, ist die Cross-Variante sehr abwechslungsreich. Steiles, naturbelassenes Gelände fanden die 800 Starter aus aller Welt auch bei der WM vor. Nach mehreren Regentagen waren die Pfade aufgeweicht und der Boden tief.

Von den härtesten Bedingungen seit Bestehen, sprachen die Veranstalter. Die XTERRA Cross Triathlon-WM gibt es immerhin schon seit 23 Jahren. "An manchen Steigungen konnte man nur schieben, dabei musste man sich am Rad abstützen, um nicht abzurutschen", schilderte Forster die extremen Streckenbedingungen. Immer wieder musste angehalten werden, um Dreck und Gras von Reifen und Kette zu entfernen, um ein Blockieren der Räder zu vermeiden.

Schon die Schwimmstrecke war an diesem Tag eine Herausforderung. Meterhohe Wellen erschwerten den Wettkämpfern bereits ihre Startdisziplin. Nach 36 Minuten und zehn Sekunden hatte Forster die Schwimmstrecke geschafft. Über den Sandstrand und hinein in die Radschuhe. Doch was war das? Bei Forsters Mountainbike waren die Reifen platt. Er musste erst aufpumpen, bevor er in die West Maui Mountains aufbrechen konnte. Wertvolle Zeit ging verloren.

Viele Stürze, Rutschpartien und technische Probleme waren auf der schlammigen Strecke vorprogrammiert. Forster kam gut durch und konnte über 250 Plätze gut machen. Für die 32 Kilometer im Schlamm und Gras benötigte er zwei Stunden und 43 Minuten. Die Laufstrecke war in Teilen identisch mit der Radstrecke. Wieder ging es den Berg hinauf. Durch die engen, ausgefahrenen Pfade konnte man sich oft nur an den Bäumen und Ästen die Steilstücke hochziehen - Cross eben.

Die letzten 500 Meter ging es dann noch über den Sandstrand dem Ziel entgegen. Nach einer Stunde und sechs Minuten waren auch die 10,5 Kilometer gelaufen. Der Zieljubel fiel aus, beschrieb Forster seine Ankunft. Er wollte eigentlich die Arme hoch reißen, aber es ging nicht mehr. In einer Gesamtzeit von 4:33:35 Stunden erzielte er den fünften Platz seiner Altersklasse - wohlgemerkt bei den Weltmeisterschaften. In der Siegerliste war dann auch der Wohnort von Winfried Forster "Altmannstein, Deutschland" aufgeführt, worauf er natürlich besonders stolz war.

Die Erfolge Forsters kommen nicht von ungefähr. Fast täglich trainiert er in der einen oder anderen Sportart. Zwölf bis 25 Stunden wöchentliches Training kommen so zusammen. Im Winter ist es etwas weniger, da die Witterung nicht mitspielt. Sechs Kilometer Schwimmen, 170 Kilometer Radfahren und 20 Kilometer Laufen sind aber auch in den Wintermonaten ein ordentliches Wochenpensum. Im Sommer stehen dann neun Kilometer Schwimmen, bis zu 400 Kilometer Radfahren und 50 Kilometer Laufen im Trainingsplan. Das alles passiert neben der Arbeit, da man als Amateur ja noch einen Beruf ausüben muss.

Ehefrau Sabine unterstützt, wo es geht. Die Kinder sind mittlerweile erwachsen. Auch für 2019 hat sich Winfried Forster wieder einiges vorgenommen. Beim Ingolstädter Halbmarathon und Triathlon ist er Stammgast. Diese Wettbewerbe will er auch heuer wieder bestreiten. Die Moutainbike-Rennen in der Umgebung stehen ebenfalls im Wettkampfplan. In Painten (14. April), Abensberg (1. Mai) und Sandharlanden (22. September) finden dazu mehrere Wettbewerbe im Rahmen des Jura Mountainbike Cups statt. Da belegte Forster 2018 in der AK-Gesamtwertung den zweiten Platz.

Auch bei Cross-Triathlon-Rennen im Rahmen der XTERRA-World Tour will Forster wieder starten. Am 21. April ist der Start in Vouliagmeni (Griechenland) mit ein paar Urlaubstagen vorgesehen. Am 4. August findet in Prachatice (Tschechien) die Europameisterschaft statt. In Zittau wird heuer die deutsche Meisterschaft ausgetragen. Diese drei Wettbewerbe sind eingeplant.

Nur auf 36 weltweit stattfindenden Landes- und Kontinentalmeisterschaften werden die 800 Startplätze für Hawaii vergeben. Der Wettbewerb auf Maui findet 2019 am 27. Oktober statt. Vielleicht bekommt Forster ja eine weitere Chance. Dass die Medaillen nicht unerreichbar sind, zeigt ein Blick in die Ergebnislisten 2018. In der Altersklasse 55 bis 59 reichte es diesmal zu Platz fünf von 40 ankommenden Teilnehmern (4:33:35). In der AK 60 bis 64 betrug die Siegerzeit 4:35:06 Stunden. 2018 war Forster also noch zu "jung", aber wer weiß, vielleicht kommt der Weltmeister im Cross-Triathlon ja eines Tages aus Altmannstein.