Dietfurt
"Intensiv, inspirierend": Was lokale Fußballer vom Handball halten

28.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:45 Uhr

Dietfurt (mxi) Nach 2007 hat Deutschland in diesem Jahr also erneut ein kleines Wintermärchen gefeiert, wenn auch der Siegeszug der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Halbfinale gegen Norwegen ein jähes Ende fand und das Turnier letztlich "nur" mit Platz vier endete.

Dennoch fieberte wieder das ganze Land live vor dem Fernseher mit. Einschaltquoten von mehr als 11,9 Millionen Zuschauern beim Halbfinal-Aus am Freitagabend belegen diese Einschätzung.

Auch einige lokale Fußballfunktionäre haben das Handball-Turnier genau verfolgt und haben so ihre ganz eigene Einschätzung von Fußball und Handball. So ist Oliver Überall, Trainer des Fußball-Kreisligisten SV Töging, ein großer Fan vom Sport auf Parkett in der Halle: "Ich verfolge bei der Handball-WM so viele Spiele wie möglich. Handball ist eine sehr intensive und inspirierende Sportart, aus der man auch einiges auf den Fußball transferieren kann, wie zum Beispiel das kompakte Abwehrverhalten am Kreis. Außerdem fasziniert mich das schnelle Umschaltspiel. Nicht zuletzt ist es für mich als Stürmer auch sehr interessant, wie ruhig und abgeklärt die Spieler vor dem gegnerischen Tor bleiben und die Bälle überlegt und technisch versiert versenken. "

Eine etwas andere Haltung hat dagegen Johannes Baier, Trainer der zweiten Mannschaft des TSV Dietfurt in der Kreisklasse 3 Regensburg. "Ich muss gestehen, ich habe kein einziges Spiel gesehen. Wohl weil ich in der Winterpause auch mal abschalte vom Fußball oder auch Handball. Ich finde es aber gut, dass dieser Sport etwas mehr in den Fokus gerät. Vor allem, weil der Profifußball fast nur noch durch das Geld bestimmt wird. Handball wird aber wohl den Fußball als Sportart Nummer eins nie ablösen können. Dazu ist der Fußball einfach zu gut vermarktet und zieht noch viel größere Massen an. Im Amateursport ist er außerdem weiter verbreitet, auch als Angebot in den Sportvereinen. "

Ein gleichwertiger und fairer Vergleich zwischen Fußball und Handball ist sicher ohnehin schwer zu bewerkstelligen. Allein, wenn die Gehälter der beiden Bereiche verglichen werden, wird das deutlich. So bekommt der Spitzenverdiener der deutschen Handballmannschaft, Uwe Gensheimer in Paris rund 40000 Euro im Monat. Dies ist für einen Normalverdiener eine wahnsinnig hohe Summe. Einem Fußballprofi zaubert dies aber eher ein müdes Lächeln aufs Gesicht. Bayerns Thomas Müller verdient im Jahr geschätzte 15 Millionen Euro. Somit verdient ein sehr guter Fußballer in einem Monat doppelt so viel wie ein sehr guter Handballspieler im ganzen Jahr.

Ein Aspekt, der zwischen Fußball und Handball immer wieder verglichen wird, ist die Fairness zwischen den Teams und Spielern. Bei Fußball und Handball geben sich die Kontrahenten vor Spielbeginn die Hand. Nach Anpfiff der Partie scheint davon beim Fußball allerdings oft nicht mehr viel übrig zu sein. Versteckte Fouls, Nickeligkeiten und Beleidigungen scheinen da zur Tagesordnung zu gehören.

Beim Handball ist dies weniger auffällig geworden. Obwohl es auf dem Parkett teilweise heftig zur Sache geht und hart um den Ball gekämpft wird, sind die Aktionen in weiten Teilen fair. Ausgetauschte Zärtlichkeiten nach einem wahren Ringkampf, wie zwischen Deutschlands Uwe Gensheimer und Kroatiens Jeljko Musa sind beim Fußball eher die Ausnahme.

Eine Abrechnung mit dem Fußball wäre aber dennoch der falsche Ansatz, denn dieser Sport begeistert die Massen weltweit. Das kritische Hinterfragen der Entwicklung im Profifußball und auch im Amateurfußball sollte aber nicht außer Acht gelassen werden.