Niederlauterbach
"Ich bin doch noch jung"

Gebürtiger Kelheimer Sportschütze Daniel Brodmeier setzt Karriere fort Verletzung bremst ihn noch

06.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Niederlauterbach (DK) Ein Jahr lang hatte sich Daniel Brodmeier zurückgezogen. Nach seinem vierten Platz im Dreistellungskampf bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio nahm der Niederlauterbacher Sportschütze eine Auszeit. Die Frage nach der Zukunft seiner sportlichen Karriere ließ er dabei bewusst offen - bis jetzt: Der 30-Jährige entschied sich dazu, seine Laufbahn fortzusetzen. Die Leidenschaft für den Schützensport ist zu groß. Im Interview spricht der gebürtige Kelheimer über ein Jahr ohne Sport, den Traum von der dritten Olympia-Teilnahme und eine Verletzung, die er sich beim Müll-Rausbringen zugezogen hat.

Herr Brodmeier, vor etwa einem Jahr, kurz nach den Olympischen Spielen in Brasilion, haben Sie angekündigt, eine Pause einzulegen.

Daniel Brodmeier: Ja, genau. Für mich war es wichtig, nach den Deutschen Meisterschaften diese Pause zu machen. Ich wollte reflektieren, was man verbessern kann. Es ist ein Riesenaufwand, den man nur für sich selbst betreibt. Es ist eben nur ein Hobby, das aber auch einen großen Teil des Lebens einnimmt. Da musste ich mir selbst die Frage stellen, ob der Spaß und das Feuer noch da sind. Ich wollte dann sehen, ob der Sport mir in diesem Jahr fehlt.

Und das Feuer ist wieder da?

Brodmeier: Definitiv. Am Anfang habe ich wirklich gemerkt, dass ich diese Pause gebraucht habe. Ich bin in ein kleines Loch gefallen. Ich hatte so aber die Zeit, all das Erlebte zu verarbeiten. Ich habe mich dann auch viel in meine Arbeit gestürzt, um nicht viel an den Sport zu denken. Jetzt möchte ich am liebsten schon wieder trainieren, auch wenn das nicht geht. Das Wichtige ist für mich, dass wir auch ein Team sind. Es ist doch immer schön, wenn man zusammen im Sport Spaß hat und eine geile Truppe ist. Das war auch die Intention hinter dieser Entscheidung. Mein Wunsch ist es, dass zu Olympia nach Tokio ein Team fährt, das Spaß hat und sich gegenseitig unterstützt. Die Erfolge kommen dann doch von ganz alleine. Ich will alles tun, dass es wieder so sein wird wie in London 2012 oder eben in Rio.

 

Sie haben es angesprochen: aufgrund einer Verletzung ist an Training noch nicht zu denken.

Brodmeier: Wir haben Urlaub in Kanada und Alaska gemacht. Leider habe ich mir am vorletzten Tag in Alaska bei einem Sturz eine Radiuskopffraktur im Ellenbogen zugezogen, ein kleines Stückchen vom Gelenk fehlt, ich habe jetzt zwei Schrauben im Arm. Ich wollte eigentlich den Müll rausbringen, bin von einer Stufe abgerutscht und dann gestürzt.

 

Ab wann können Sie wieder trainieren?

Brodmeier: Realistisch gesehen erst Ende November oder Anfang Dezember. In der ersten Dezemberwoche würde ich gerne wieder mit der Kleinkaliberwaffe schießen. Ich bin schon jetzt relativ schmerzfrei. Allerdings ist es eben der linke Arm, mein Stützarm, da muss alles zu 100 Prozent passen. Beugung und Streckung müssen noch besser werden, deswegen gehe ich auch mehrmals in der Woche zum Physiotherapeuten. Es hilft ja nichts. Ich würde gerne auch den Niederlauterbacher Bundesligaschützen noch helfen, mal sehen, ob das klappt.

 

Wie hat denn Ihr Umfeld während der Pause reagiert, gab es hier und da Tipps oder Vorschläge für eine Entscheidung?

Brodmeier: Nein. Niemand hat mir Druck gemacht oder mir etwas eingeredet - weder, dass ich weitermachen soll, noch, dass es besser ist, aufzuhören. Das war allein meine Entscheidung und so musste es auch sein. Aber jetzt sind alle im Nachhinein begeistert, das hat mich sehr positiv überrascht.

 

Eine Bestätigung dafür, die richtige Entscheidung getroffen zu haben?

Brodmeier: Es gibt da keine richtige und keine falsche Entscheidung. Es wird, wie schon gesagt, immer ein Hobby sein. Ich werde nie so professionell den Sport betreiben, dass ich auch davon leben kann. Das muss man sich bewusst machen. Aber wenn man Leidenschaft in dieses Hobby steckt, dann kommen auch Erfolge. Und mir geht es nicht um das Geld, sondern um das Herz und um den Spaß.

 

Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio sind es noch drei Jahre. Wie lautet denn nun das kurzfristige Ziel?

Brodmeier: Im September 2018 findet nach der Deutschen Meisterschaft auch die Weltmeisterschaft statt. Das ist natürlich ein Ziel. Wichtig ist aber erst einmal, gesund zu werden und wieder anfangen können. Es kann ja auch sein, dass es einfach nicht funktioniert, wer weiß das schon. Allerdings bin ich ein sehr positiver Mensch, ich glaube, das wird schon wieder. Wir werden sehen, wie der Einstieg läuft. Und wenn ich erst im Januar trainieren kann, dann ist das eben so. Dann sperre ich mich halt für drei Wochen mit meinem Trainer auf dem Schießstand ein und hole alles auf. Das geht schon irgendwie.

 

Gibt es denn Bedenken nach so einer langen Pause?

Brodmeier: Ich habe ein Jahr lang gar nichts gemacht. Wir müssen jetzt den Genesungsverlauf abwarten, ob alles passt. Dann werde ich sehen, ob ich mir vielleicht etwas neu beibringen muss. Ich habe vor einem Jahr gesagt, wenn ich wieder anfange, dann will ich auch gestärkt an die Sache rangehen. Mit neuer Kraft, dann sollte es ja eigentlich auch besser laufen.

 

Nach London und Rio wären die Olympischen Spiele 2020 in Tokio Ihre dritte Teilnahme. Sicher noch ein besonderer Traum.

Brodmeier: Eigentlich wäre das doch geil. Nochmal die Olympischen Spiele zu erleben, das wäre eine richtig gute Geschichte. Das war es schon in London und in Rio, aber Tokio wäre noch einmal eine Sache, über die man viel erzählen kann. Das ist ja auch eine richtig schöne Stadt, und dort wird man sicher richtig schöne Spiele aufziehen. Das wäre natürlich ein Highlight. Und außerdem, ich bin ja erst 30 Jahre alt geworden. Ich bin doch noch jung.

 

Das Gespräch führte Kevin Reichelt.