Essing
Der Überflieger

Simon Batz aus Mindelstetten wird in Essing zu einem der besten Weitspringer im Jugendbereich geformt

12.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:21 Uhr
Der Sprung in die deutsche Spitzenklasse ist dem Weitspringer Simon Batz aus Mindelstetten bereits gelungen. Doch das soll für ihn noch nicht das Ende sein. −Foto: M. Schoch

Essing - Simon Batz ist ein Ausnahmetalent.

Vor Kurzem wurde er deutscher Vize-Meister im Weitsprung. 7,73 Meter sprang der 18-Jährige. Dabei soll es aber nicht bleiben. Schon in diesem Jahr soll der erste Satz über 7,80 Meter gelingen. Eine kleine Sensation - schließlich trainiert der junge Mann aus Offendorf bei Mindelstetten erst seit Herbst 2018 professionell.

Mehrere Armbänder zieren das linke Handgelenk von Simon Batz. Auf einem Gelben steht "DM2020" für die deutsche Meisterschaft im vergangenen Jahr. Auf einem Schwarzen ist auf der Rückseite "Wohin dich dein Leben auch führt, du bleibst immer unser Enkel" eingraviert. Neben der Schule sind dies die beiden zentralen Bausteine des 18-jährigen Mindelstetteners: Sport und Familie.

An seinen ersten Wettkampf kann sich Simon Batz noch gut erinnern. Er lacht laut und schüttelt mit dem Kopf. "Das war im Jahr 2018", erinnert er sich. "Ich bin bei 6,70 Metern gelandet und dann rückwärts aus der Sandgrube herausgelaufen. " Der Wettkampfrichter hätte noch laut "Stopp" gerufen. Aber da war es schon zu spät. 50 Zentimeter Abzug. Aber das ist inzwischen längst abgehakt. Doch perfekt ist noch immer nicht alles. Das Trainerteam Jörg Nowy und Günter Bachhuber haben einige Punkte, die sie mit Batz weiter verbessern wollen.

Seit Herbst 2018 trainiert der Gymnasiast bei den "Sportfreunden" in Essing. "Seine Mutter hatte angerufen und sich nach einem Sprungtrainer erkundigt", erinnert sich Nowy. Er und Bachhuber, zwei ausgebildete B-Trainer, betreuten in der Vergangenheit bereits einen talentierten Hochspringer, dessen 2,33 Meter immer noch bayerischer Rekord sind. "Hochsprung und Weitsprung sind nicht so weit voneinander entfernt", sagt Nowy. Es kommt bei beiden Disziplinen auf die richtige Abflughöhe, den Winkel und die Geschwindigkeit an. "Bei seinem ersten Sprung landete Simon bei 6,50 Meter", sagt Nowy. "Als ich das gesehen habe, dachte ich mir: Wenn sich Simon nicht in einem Jahr um 50 Zentimeter verbessert, bin ich als Trainer verkehrt. "

Das riesige Talent und das Potenzial, so Nowy, seien sofort ersichtlich gewesen. Aber es mangelte an vielen Details. Geschwindigkeit, Absprung, Technik - überall gab und gibt es noch Dinge zu verbessern. "Er ist wie mit gezogener Handbremse gesprungen", sagt Nowy. Aber Simon Batz lernt schnell. Nach einem halben Jahr unter dem Training von Nowy und Bachhuber sprang er bereits auf 7,09 Meter.

Vor wenigen Tagen landete er bei den deutschen Hallenmeisterschaften der Männer auf 7,73 Metern. Neue persönliche Bestleistung, zwei neue bayerische Hallenrekorde und in der Endabrechnung Platz zwei. Deutscher Vize-Meister. Eine fast schon unglaubliche Entwicklung für einen jungen Mann, der erst seit rund zweieinhalb Jahren professionell das Weitspringen trainiert. "Ich habe zuerst Fußball gespielt", sagt Batz. "In der Schule habe ich aber schon gemerkt, dass ich weit springen kann. Ohne großes Training sogar weiter als andere, die deutlich mehr trainierten. " Mit der Zeit wuchs auch die Faszination für diese Sportart. "Der Adrenalinschub vor dem Sprung ist immer besonders. Man vergisst dabei alles und fühlt sich fast zeitlos", schwärmt Simon Batz.

Bis zu fünfmal pro Woche trainiert er inzwischen. So stehen in der Vorbereitungsphase auf einen Wettkampf verschiedene Trainingsformen auf der Agenda. Reine Sprungeinheiten, Kraft- und Lauftraining, Rumpfstabilisationen, Schnelligkeitsübungen und Techniktraining. "Wichtig und über allem steht aber, dass wir Simon behutsam aufbauen", sagt Trainer Nowy. Durch die Größe von 193 Zentimetern bei rund 78 Kilogramm drohen seinem Körper sonst Verletzungen, sollte das Trainingspensum zu extrem gesteigert werden. "Wir gehen Schritt für Schritt vor", sagt Nowy. Und auch ohne Druck.

Trotzdem haben sich die Drei ambitionierte Ziele gesetzt. "Im Sommer soll Simon über 7,80 Meter springen", sagt Nowy. Dazu soll der Bundeskaderathlet bei der U20-EM und -WM teilnehmen. Dafür muss Simon Batz die Norm von 7,55 Metern beziehungsweise 7,58 Metern schaffen. Das ist realistisch. "Langfristig will ich dann auch einmal an einer internationalen Großveranstaltung wie beispielsweise Olympia teilnehmen", sagt er. Auch das ist ein Ziel, was bei den Entwicklungsschritten, die Simon Batz macht, durchaus möglich erscheint.

Für diesen Traum überlegt der 18-Jährige nach seinem bestandenen Abitur im Sommer, sich ein Jahr lang nur auf den Sport zu konzentrieren. "Es könnte sein, dass ich ein Studium erst später aufnehmen werde", erklärt Batz. Den Rückhalt seiner Familie hat er dabei in jedem Fall. "Meine Familie, Oma und Opa, Verwandte - wir wohnen alle nebeneinander und helfen uns auch gegenseitig", sagt er. Sie feuern ihn bei den Wettkämpfen an. "Das gibt mir eine Portion Extra-Motivation", sagt Batz. Hier zeigt sich, dass die Familie neben dem Sport der zentrale Baustein seiner Zukunft bleiben wird - egal, wie weit es noch geht.

Zur Person
Simon Batz wurde am 1. Dezember 2002 in Kösching geboren. Er lebt mit seiner Familie in Offendorf bei Mindelstetten. Der Bundeskaderathlet besucht das Gymnasium in Beilngries. Im Sommer wird der 18-Jährige seine Abiturprüfung ablegen. Was danach folgt, ist aktuell noch offen. Ein Studium der Sportwissenschaften interessiert den Weitspringer. Doch es könnte auch sein, dass sich Batz entschließt, sich ein Jahr nur auf den Sport zu konzentrieren. Neben dem Weitspringen zählt er die Familie, Freunde, Motorradfahren und Feiern gehen (sobald es die Coronakrise wieder erlaubt) zu seinen Freizeitaktivitäten. Bei den Sportfreunden Essing trainiert Simon Batz seit Herbst 2018 unter Jörg Nowy und Günter Bachhuber. "In Essing passt alles, der Verein, die Absprachen und die Trainer sind auch immer für mich da. Deshalb sind Schule und Sport gut machbar für mich", sagt Simon Batz.

DK

Timo Schoch