Abensberg
"Das ist nicht mehr vermittelbar"

Judoka des TSV Abensberg müssen am vorentscheidenden Bundesliga-Wochenende auf alle Nationalkämpfer verzichten

13.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:45 Uhr

Abensberg (DK) Die Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft in der Judo-Bundesliga Süd fällt womöglich an diesem Wochenende.

Schon ein Blick auf die aktuelle Tabelle der Bundesliga zeigt, welch ein Verwirrspiel die höchste Klasse im Jahr 2019 darstellt.

Nach sechs Kampftagen findet man in der Tabelle Vereine mit drei absolvierten Kämpfen und andere mit bereits sechs vollzogenen Kämpfen. Während Esslingen mit vier gewonnen Kämpfen und acht Punkten souverän Tabellenführer ist, folgt den Württembergern der JC Speyer mit fünf Kämpfen und sieben Punkten auf Platz zwei.

Platz drei belegt aktuell der TSV Abensberg mit drei Kämpfen und sechs Punkten, während Rüsselsheim mit sechs Kämpfen und ebenfalls sechs Punkten auf Rang vier folgt. Nun kommt Kampftag Nummer sieben, Kampftag Nummer acht findet dann allerdings erst in mehr als drei Monaten statt. Ein außenstehender Beobachter erkennt hier sicher keinen sportlichen Wert und findet diese Strukturen nicht erklärbar.

Klare Prämisse für den deutschen Rekordmeister Abensberg ist es am kommenden Samstag, beim Tabellenzweiten zu gewinnen, wenn möglich sehr hoch, denn nur so kann man noch zum KSV Esslingen aufschließen. In Zahlen heißt dies, man muss derzeit zwölf Einzel-Siegpunkte zum Tabellenführer aufholen, um bei Gleichheit der gewonnenen Begegnungen von dem direkten Duell am achten Kampftag (21. September) in eigener Halle zumindest mit einem egalisierten Rückstand angreifen zu können.

Da letztendlich jeder einzelne Siegpunkt darüber entscheiden kann, ob Abensberg nun Meister der Süd-Staffel wird und im Halbfinale auf den vermeintlich leichteren Gegner trifft, kommt den Entscheidungen des Bundestrainers, Nationalkämpfer für den Kampftag zu sperren, eine maßgebliche Bedeutung zu. Man kann natürlich nachvollziehen, dass der Bundestrainer EM-nominierte Sportler eine Woche vor der Europameisterschaft nicht in der Liga kämpfen sehen will. Die Abensberger allerdings meinen: Man kann aber nicht nachvollziehen, dass man von Seiten des Verbands, der den Terminplan mit dem Bundestrainer erstellt, einen Bundesligatermin festlegt, der eine Woche vor der EM stattfindet.

So trifft den TSV Abensberg nun schon wieder die Sperre aller Nationalkämpfer, die bei der Europameisterschaften in Minsk an den Start gehen. "Mit Blick auf die Punktesituation in der derzeitigen Tabelle kann man hier nicht mehr von gleichen Bedingungen für alle Vereine sprechen", teilen die Babonen mit, in der es weiter heißt: "Im Gegenteil, es werden diejenigen bestraft, die genau diese Leistungsträger hervorbringen und unterstützen. Wenn sich Sponsoren reihenweise zurückziehen, muss man sich nicht wundern. Wenn man nach Erklärungen sucht, warum sich jedes Jahr mehr Vereine von dieser Liga abmelden, so findet man hier sicherlich einen nachvollziehbaren Grund, denn das ist nicht mehr vermittelbar. "

Da man beim TSV Abensberg jahrzehntelang mit dieser Situation konfrontiert ist, entstand aus solchen Situationen häufig eine Jetzt-erst-Recht-Reaktion. Beim Judoclub Speyer ist man mit derartigen Problemen nur am Rande belastet. Nichtsdestotrotz sieht man beim aktuellen Tabellenzweiten eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Nach Auf- und Abstieg konnte man sich die letzten beiden Jahre stabilisieren und ein sehr schlagkräftiges Team auf die Beine stellen. "Wir ziehen den Hut vor der sportlichen Entwicklung in Speyer", so der Abensberger Abteilungsleiter Martin Oberndorfer, der in den Domstädtern eine neue Größe in der Judo-Bundesliga heranwachsen sieht. Nach Auswärtssiegen in Leipzig und Offenbach sowie zu Hause gegen Erlangen und einem Remis gegen Rüsselsheim steht nur eine Niederlage gegen Meisterschaftsfavorit Esslingen zu Buche. Vollkommen verdient rangieren Speyer daher auf dem zweiten Tabellenplatz, was Stand heute die Berechtigung zu Finalteilnahme bedeutet.

Für den TSV Abensberg, der ja noch gegen Tabellenführer Esslingen antreten muss, heißt dies klar und deutlich, dass man nur mit einem Sieg in Speyer die Finalteilnahme erreichen kann. Dass alle EM-Starter wie Karl Richard Frey oder Sebastian Seidl dem TSV hier weiterhelfen könnten, ist selbstredend, aber eben nicht möglich. Nun muss der TSV natürlich mit dem verbleibenden Team versuchen, nicht nur zu gewinnen, sondern auch alles daransetzen, die zwölf Siegpunkte Rückstand gegen Esslingen zu reduzieren. Es wird eine spannende Begegnung mit offenem Ausgang. Da bleibt nicht mehr viel Spielraum, Nachwuchskämpfern risikofreie Einsätze zu ermöglichen.

Das Team der Abensberg reist wie folgt nach Speyer: -60 kg Daniel Scheller, Max Heyder; -66 kg Phillip Graf und Manuel Scheibel; -73 kg David Krämer und Lukas Vennekold; -81 kg Julian Kolein und Zebeda Rekiashvilly, Timo Cavelius; -90 kg Mark Odenthal; -100 kg fehlt ein Sportler; +100 kg Simon Glockner.